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Aktuell Tradition

Bürgermeister auf der Alb chancenlos gegen die Hästräger

Hochging's her bei den Rathausstürmen auf der Alb. Kein Bürgermeister hatte die Chance, den Hästrägern zu entkommen. Der GEA hat das Treiben beobachtet.

Abschiedsgeschenk der Narren für ihr Sonnenbühler Blümle: Uwe Morgenstern gibt vermutlich zum letzten Mal in einer Fasnetssaison
Abschiedsgeschenk der Narren für ihr Sonnenbühler Blümle: Uwe Morgenstern gibt vermutlich zum letzten Mal in einer Fasnetssaison den Rathausschlüssel ab. Foto: Cordula Fischer
Abschiedsgeschenk der Narren für ihr Sonnenbühler Blümle: Uwe Morgenstern gibt vermutlich zum letzten Mal in einer Fasnetssaison den Rathausschlüssel ab.
Foto: Cordula Fischer

St. Johann

Ist der Boss aus dem Haus, feierten die Mitarbeiter direkt und ohne Umwege eine große Narren-Party: Weil St. Johanns Bürgermeister Florian Bauer gestern mit einer Delegation der Gischbl-Weiber beim Sturm des Landratsamtes eingeladen war, musste sich der Rest der Narrenzunft das Würtinger Rathaus erst gar nicht mühsam erobern – es wurde sofort gemeinsame Sache mit dem Verwaltungsteam gemacht und gefeiert statt Akten verschoben. Dass sich so viele Taucher unter den Frauen und Männern aus dem Rathaus befanden hat nichts damit zu tun, dass sie untertauchen und vor den Narren fliehen wollten. Vielmehr sei ihnen die Idee beim Eintauchen in die vielen Briefwahlunterlagen gekommen. Bei den vielen Spielen unter anderem mit Pool-Nudeln zeigten Bauers Vertreter mehr oder weniger Geschick, eines hatten aber alle – Narren wie Rathäusler: Ganz viel Spaß.

Hohenstein

Den Bürgermeister-Test über fünf Runden in Theorie und Praxis hat Simon Baier leider nicht bestanden. Dafür hatten die Narren aus Eglingen, Oberstetten und Bernloch und etliche Bürger, die zum Rathaussturm nach Ödenwaldstetten gekommen waren, viel zu lachen. Wie viele Fahrzeuge hat der Bauhof? Baier weiß es nicht so genau - die Narren auch nicht, egal, sie reklamieren den Punkt trotzdem für sich. Nicht nur beim Quiz scheiterte Baier charmant, auch die Duelle mit der Feuerwehr und den Schützen, bei denen Treffgenauigkeit an der Handspritze und beim Dartschießen auf Ballons gefragt war, verlor er.

Gut, dass doch noch ein mutmaßlich bislang unentdecktes Talent im Schultes geweckt wurde: Mit dem winzigen Spielzeugbagger durfte Baier vorm Rathaus zeigen, ob er ein Bankett richten kann. Am »Highway« zwischen Eglingen und Hundersingen ist das immer mal wieder nötig - wenn's künftig klemmt, darf der Bauhof auf den Bürgermeister als Aushilfskraft zählen. Zur Belohnung gab's ein Jobrad, mit dem der Schultes recht virtuos durch den Parcours gurkte. Den Fahrradführerschein hat er jetzt, den Rathausschlüssel ist er los.

Sonnenbühl

Schneefall war eigentlich unerwünscht bei der närrischen Machtübernahme, aber thematisch passten die weißen Flocken dann doch perfekt zur ersten Challenge, die das »Sonnenbühler Blümle« Uwe Morgenstern bewältigen musste. Zwei Trio-Teams traten auf Skiern an. An einem Strang ziehen und im Gleichschritt den Slalomparcours bewältigen – das mag in kommunalen Angelegenheiten gelingen, beim närrischen Loipenlauf zog das Rathaus-Team den Kürzeren, besser machte es der politisch hochkarätig besetzte Dreier, unter anderem mit Manuel »Indianer« Hailfinger (MdL) und Michael »Bär-lin« Donth (MdB).

Weiter ging’s zum Brezelverspeisen - den größten Appetit musste Morgenstern an den Tag legen, um das am Seil baumelnde Gebäck ohne Zuhilfenahme der Hände abzuknabbern - und zum Apfelschalenspiraleschälen. Das »Blümle« verlor trotz großem Bemühen gegen seine Hauptamtsleiterin Tanja Frank und rückte den Rathausschlüssel raus.

Kein Trostpreis, aber ein vorgezogenes Abschiedsgeschenk der Narren in Form einer Foto-Pinnwand mit Impressionen von vergangenen Rathausstürmen: Am 24. Januar 2026 endet Morgensterns zweite Amtszeit, für eine dritte wird er nicht kandidieren und die Schlüsselgewalt an seinen Nachfolger weitergeben. Falls der zum Schmotzigen im kommenden Jahr seinen Dienst schon angetreten hat, werden die Narren ihn herausfordern und ihm gleich wieder den neuen Posten abnehmen.

Münsingen

Das Büro von Bürgermeister Mike Münzing wird bis Aschermittwoch zum Narrenstüble, in dem man »Lombaliadla« singt und das Leben leichtnimmt. Eigentlich fast genau das, was der Schultes jeden Tag im Büro tut, wie Hexenmeister Michael Schaible bemängelte. »A Schwätzle hier, a Lächla da, so goht Verwaltung, wonderbar«. Aber aufgepasst: »Wenn dr Narr oms Rothaus schleicht, hot's au der Mensenger Schultes leicht.« Das war übers Jahr nicht immer so, stellte er doch vergebens den Antrag beim Kreistag für das MÜN-Kennzeichen. Hätte er nur da schon auf die Narren gehört, die sich für ein ALB-Kennzeichen und eine eigene Währung mit der ALB-Münze aussprachen.

Natürlich hätte die Alb dann mit Münzing einen eigenen König – vorab schon mal gekrönt von den Narren mit Krone auf seinen Rastazöpfen. Und das trotz einiger Beanstandungen, die lautstark verkündet wurden. So fürchtet die Buttenhausener Katzen-Marie die angekündigte Zwangskastration, während die Galgenberghexen das fehlende Regenrohr am neuen Hallenbad kritisierten. Die Hundersinger Stomba Sprenger ketteten Münzing ein Asphaltstück an den Fuß als Zeichen dafür, dass die Feldwegsanierung nicht läuft wie erwünscht. Nur die Böttinger Sternaberghuzzla waren voll des Lobes für den Rathauschef. Der konterte als entspannter Rastaman in Reimform, hatte für jedes Problem eine Lösung und bezeichnete die Zwangskastration bei Katzen als »Geburtenzahlensteuerungsgrad«.

Engstingen

Oje, oje und »Hurra de ausre«: Engstingens Einwohnerzahl schrumpft - nicht wirklich, aber nach der Zensuserhebung. Grund für Zunftmeister Peter Brendle einzuschreiten. Seinen Amtsvorgänger vor der Machtergreifung der Narren im Rathaus, Ex-Bürgermeister Marion Storz, verwandelte er in einen Fruchtbarkeitsengel, an die Narren und Fasnetsfreunde im Sitzungssaal des Rathauses gab er Fruchtbarkeitspillen in allen Farben aus.

Das Engelskostüm verhüllte das Motto der Verwaltung »Abfahrt«. Nicht, weil es mit Engstingen steil bergab geht. Sondern weil nach einem fordernden Jahr jetzt die Zeit für ein bisschen Après-Ski ist. Bürgerentscheid, Lastenfahrrad, Briefkastenabbau in Kleinengstingen und ein Narr im Weißen Haus: Die Narren sollten am besten gleich bis zum nächste Schmotzigen durchregieren.

Trochtelfingen

Ach du meine Güte, Trochtelfingen hat ein riesiges Problem: In der Stadtkasse – die doch ziemlich groß dimensioniert ist und auf dem Rathausplatz steht – klafft ein Haushaltsloch. Sonst wäre wohl schon längst das Haus vis-à-vis des Rathauses saniert, und das Gerüst wäre nicht mehr nötig. Dann wäre auch das Schloss wieder eine klasse Residenz, die Stadt an der Seckach würde blühen und florieren. Aber Pustekuchen, statt Geld ausgeben zu können, hat sich der Gemeinderat zum Spardiktat entschieden. Klar, so kann es nicht weitergehen, das enorme Haushaltsloch muss dringend gestopft werden. Aber wie? An der neuen Grundsteuer kann sich das Städtle keine goldene Nase verdienen. Also, haben Trochtelfinger vom Narrenverein Schrei Au gedacht, muss die Bürgermeisterin ran. Schäufelchen geschnappt und Penunzen in die Kasse schüppen. Doch die leert sich Mal um Mal. Auch als Katja Fischer mit vollen Händen Zaster nachstopft, geht der sofort wieder flöten. Bleibt der Rathauschefin nichts übrig, als den Schlüssel zur Behörde rauszurücken. Die Narrenschar »make’s Städtle great again«. (GEA)