MÜNSINGEN. Am 18. Januar 1915 überließ der Münsinger Schultheiß August Hörner der Königlich Württembergischen Militärverwaltung die Fläche im »Kleinen Öschle« zwischen den Staatsstraßen nach Ehingen und Auingen. Dort entstand wenig später die Soldatensiedlung Neues Lager, aus der Ende der 1950er-Jahre die Bundeswehrkaserne wurde. Knapp 90 Jahre später, am 5. August 2004, kaufte die Stadt, vertreten durch Bürgermeister Mike Münzing, das rund 23 Hektar große Gelände zurück.
Kurze Zeit später wurde dort die Herzog-Albrecht-Kaserne abgerissen und mit der Wohnbebauung begonnen. Anlass für die Verwaltung, in der Zehntscheuer mit der Ausstellung »20 Jahre Parksiedlung« an die vergangenen Jahrzehnte zu erinnern. Sie wird am Donnerstag, 4. Juli, um 19 Uhr von Schultes Münzing und Hauptamtsleiter Thomas Noack eröffnet.
Mehr als eine Million Menschen verbrachten zwischen 1915 und 2004 auf dem Gelände mehr oder weniger lang einen Teil ihres Lebens: die meisten als Soldaten, viele als Heimkehrer, Vertriebene oder Gefangene. Jugendgruppen, Vereine und Gewerbetreibende waren ebenfalls im Neuen Lager zeitweise untergebracht, dessen 38 Holzbaracken Anfang der 1960er-Jahre abgerissen wurden.
2004 rückten Bagger an
Gleichzeitig entstand die Herzog-Albrecht-Kaserne, der die Bundeswehr Ende 1965 offiziell den Namen gab. Rund 35 Jahre später fasste das Verteidigungsministerium den Entschluss, die militärische Anlage im Frühjahr 2004 zu schließen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren dort, neben vielen großen und kleinen Dienststellen, acht verschiedene Bataillone stationiert.
Am 31. März 2004 blies ein Trompeter nach 46 Jahren zum letzten Zapfenstreich in der Herzog-Albrecht-Kaserne. Kurz danach übernahm die Stadt Münsingen das Gelände. Ein paar Monate später rückten die Bagger an und begannen mit dem Abbruch der Gebäude und Hallen. Der Weg war damit frei für die »Südöstliche Stadtkernerweiterung«.
Im Sommer 2006 war es dann soweit. Rocksänger Peter Maffay übergab höchstpersönlich das erste Tabaluga-Haus in Deutschland, das gleichzeitig das erste offizielle Haus der Parksiedlung war. Zwei Jahre zuvor hatte dort bereits die Firma Schwörer ein Musterhaus aufgestellt, damals noch zwischen den Unterkunftsgebäuden der Soldaten. Anfang der 2010er-Jahre verkaufte die Verwaltung den 200. Bauplatz und schloss die Akte Parksiedlung. Inzwischen leben dort rund 500 bis 600 Menschen.
Rund 100 Fotos, die zwischen 1915 und 2024 auf dem Gelände gemacht wurden, sind im oberen Stockwerk der Zehntscheuer zu sehen. Außerdem zahlreiche Schriftstücke, die an Verkauf und Kauf des Areals erinnern, sowie Pläne und ein Relief der Parksiedlung.
Detailgetreues Modell
Das Schmuckstück ist das – noch nicht ganz fertige – Modell der ehemaligen Herzog-Albrecht-Kaserne, das Bernd Berger aus Auingen im Maßstab 1:87 gefertigt hat. Eigene Erinnerungen, Fotografien sowie Luftbilder halfen dem Modellbauer, die militärische Liegenschaft detailgetreu nachzubilden. So sind zum Beispiel die Wache an der Hauptstraße, Mannschafts- und Offiziersheim, Bekleidungskammer, Unterkunftsgebäude, Turnhalle, Sanitätsbereich, Instandsetzungshallen und Wartungsrampe zu sehen, außerdem die entsprechenden olivgrünen Ketten- und Radfahrzeuge. (GEA)
INFO
Die Ausstellung »20 Jahre Parksiedlung – Abriss der Herzog-Albrecht-Kaserne« wird am Donnerstag, 4. Juli, um 19 Uhr in der Zehntscheuer in Münsingen, Zehntscheuerweg 11, eröffnet. Unter der Woche ist sie – außer mittwochs und sonntags – zu folgenden Zeiten geöffnet: montags von 15 bis 18.30 Uhr, dienstags von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18.30 Uhr, donnerstags 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18.30 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17.30 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist an allen Tagen frei. Die Schau endet am 22. September. (lejo)