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Ausstellung in Sonnenbühl: Zwei Männer mit Lust auf Bilder und Fotos

Sie kennen sich, sie schätzen sich, sie haben sich angefreundet: Obwohl sie ganz unterschiedlich künstlerisch ans Werk gehen, machen Christoph Sax und Rainer Hanko mit ihrer Ausstellung im Kunsthaus Alte Schule in Sonnenbühl gemeinsame Sache.

Christoph Sax und Rainer Hanko zeigen Malerei und Fotografie in einer gemeinsamen Ausstellung im Kunsthaus Alte Schule in Sonnen
Christoph Sax und Rainer Hanko zeigen Malerei und Fotografie in einer gemeinsamen Ausstellung im Kunsthaus Alte Schule in Sonnenbühl-Undingen. Foto: Cordula Fischer
Christoph Sax und Rainer Hanko zeigen Malerei und Fotografie in einer gemeinsamen Ausstellung im Kunsthaus Alte Schule in Sonnenbühl-Undingen.
Foto: Cordula Fischer

SONNENBÜHL. In ihrer beider Leben gibt es Überschneidungen: Christoph Sax lebt in Gönningen. Joggt gerne an den Gönninger Seen, fährt Mountainbike, liebt die Natur. Rainer Hanko aus Pfullingen ist ebenfalls gern an den Gönninger Seen unterwegs. Immer dabei seine Kamera. Doch dort wären sich die beiden Männer wahrscheinlich nicht über den Weg gelaufen. Sie kennen sich seit Jahren aus dem S-Haus in Reutlingen, wo sich beide engagieren und auch im Vorbereitungsteam für Ausstellungen sind. 2022 stellte Hobbyfotograf Rainer Hanko dort seine Fotografien aus, einige Monate später tat es ihm Christoph Sax mit seinen Bildern gleich. Für beide war das ihr Debüt, sich mit ihren Werken der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Liebe zur Kunst eint sie. So ist über die Zeit mehr als eine bloße Bekanntschaft und die Idee entstanden, eine gemeinsame Ausstellung auf die Beine zu stellen. Den passenden Ort dafür haben die beiden Männer im Kunsthaus Alte Schule in Sonnenbühl-Undingen gefunden, wo Christoph Sax bereits 2023 einen Querschnitt durch sein Schaffen zeigte, das inzwischen Hunderte von Bildern umfasst. Deshalb kann er parallel zur Ausstellung in Undingen auch noch im S-Haus eine Auswahl seiner Werke präsentieren.

Die Gönninger Seen bieten jede Menge Motive, die Rainer Hanko fotografiert hat.
Die Gönninger Seen bieten jede Menge Motive, die Rainer Hanko fotografiert hat. Foto: Cordula Fischer
Die Gönninger Seen bieten jede Menge Motive, die Rainer Hanko fotografiert hat.
Foto: Cordula Fischer

In Undingen zeigt Rainer Hanko hauptsächlich Impressionen von den Gönninger Seen. Die Gewässer und ihre Umgebung erlebt er immer wieder in anderen Stimmungen, jede Jahres- und Tageszeit bringt unterschiedliche Motive zum Vorschein, »es ist interessant, was im und am Wasser zu finden ist«, sagt der Hobbyfotograf, der mit drei verschiedenen Kameras arbeitet. Da ist eine Serie von Enten in Nahaufnahme. Da sind Makros von Pflanzen und Insekten. Sich im Wasser schlängelnde Pflanzen hat Rainer Hanko einmal im Sommer in sattem Grün durchs Objektiv gesehen, ein anderes Mal war die Seeoberfläche mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, die aber den Blick auf die gleichen Pflanzenstrukturen freigibt, kühlere, blaue Farben und Weiß bestimmen hier die Aufnahme. Fast muten die Fotografien an wie ein abstraktes Gemälde.

Die Natur liefert die Motive für Rainer Hankos Fotografien.
Die Natur liefert die Motive für Rainer Hankos Fotografien. Foto: Cordula Fischer
Die Natur liefert die Motive für Rainer Hankos Fotografien.
Foto: Cordula Fischer

Auf anderen Fotos zeigt Hanko einen Wasserfall. Unterschiedliche Belichtungseinstellungen lassen mal die Wassertropfen wie einzelne glitzernde Kristalle über die Felsen rieseln, mal hat Hanko einen Kniff angewandt und die Kamera bewegt, sodass sich das fließende Wasser milchig wie ein Schleier über den Grund zu legen scheint. Ansonsten verzichtet Hanko auf Nachbearbeitung seiner Fotografien. »Es gibt jede Menge Motive, man muss sie nur sehen.« Und man benötigt Muße, um in Ruhe hinzuschauen, die Hanko meist nur hat, wenn er allein durch die Natur streift. Wichtig: Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, wie bei einem Blick auf die Wasseroberfläche, auf der sich gleichzeitig die sie umgebenden Bäume spiegeln und die Stämme ihre Schatten darauf werden. Nachbearbeitung am Computer kommt für den leidenschaftlichen Fotograf nicht infrage. »Ich bin kein Profi, das Fotografieren soll ein Hobby bleiben, aber ich möchte Menschen mit meinen Fotos Freude machen und Mut, es einfach mal selbst auszuprobieren.«

Die Lust am Experimentieren und an Farbe ist Teil von Christoph Sax' Schaffensprozess.
Die Lust am Experimentieren und an Farbe ist Teil von Christoph Sax' Schaffensprozess. Foto: Cordula Fischer
Die Lust am Experimentieren und an Farbe ist Teil von Christoph Sax' Schaffensprozess.
Foto: Cordula Fischer

Christoph Sax zeigt einen »bunten Mix« aus seinen Werken. Obwohl auch er Inspiration in der Natur findet, ein »Schöne-Wiesenblümchen-Maler bin ich nicht«. Natürlich sind Anklänge von Landschaften zu entdecken, auch Blumen gibt es ab und an auf der Leinwand, Stadtansichten schleichen sich ein. Hauptsächlich steht dahinter aber die Lust am Experimentieren, die Lust an Farbe und Strukturen. Mal lässt er Farben verlaufen, fügt ihnen ein Gerüst mit Finelinern hinzu. Mal verwendet er Modellierpaste, um plastische Elemente auf der Leinwand entstehen zu lassen. Da ist zum Beispiel ein Gemälde in dieser Technik - Kaffeepulver und Sand in die Modelliermasse gemengt -, das wie eine Drohnenaufnahme wirkt, die eine Inselgruppe im Meer zeigen könnte.

Willkommen in Christoph Sax' Welt, die aus Farbe und Modellierpaste entsteht.
Willkommen in Christoph Sax' Welt, die aus Farbe und Modellierpaste entsteht. Foto: Cordula Fischer
Willkommen in Christoph Sax' Welt, die aus Farbe und Modellierpaste entsteht.
Foto: Cordula Fischer

Könnte: Meist gibt Christoph Sax seinen abstrakten Bildern keinen Titel. Die maximale Freiheit, die er sich beim Malen nimmt, lässt er auch dem Betrachter, der sich vor dem Bild sein eigenes Bild machen soll. »Was sehen Sie darin?«, fragt er. Die Antwort ist immer wieder eine andere, jeder bringt seine eigenen Erfahrungen, Vorstellungen und Gedanken mit, die sich mit der Darstellung auf der Leinwand verknüpfen und ganz individuelle Interpretationen ergeben. »Ich lasse mir nichts sagen«, sagt Christoph Sax, er malt, wie er möchte, auch in Malkursen sucht er seinen eigenen Weg und Ausdruck. Vorschriften lässt er sich nicht machen. Vielleicht steht dahinter ein Ausbruch aus Konventionen, aus Vorgegebenem, aus dem, was die Gesellschaft erwartet. Sax, staatlich geprüfter Betriebswirt und 28 Jahre selbstständiger Agenturleiter in der Finanzbranche, bricht mit festgefahrenen Strukturen.

Die Ausstellung

Die Ausstellung mit dem Titel »Foto: Lust: Bilder« von Rainer Hanko und Christoph Sax ist ab Samstag, 5. April, im Kunsthaus Alte Schule in Sonnenbühl-Undingen, Hauptstraße 30, zu sehen. Sie läuft bis zum 27. April. Geöffnet ist immer an den Wochenenden - samstags und sonntags - sowie an Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr. (cofi)

Auf realitätsnahe Darstellungen legt er keinen Wert, nicht auf anatomisch korrekte Wiedergabe noch auf wirklichkeitsgetreue Farbgebung oder Perspektive. Während seine abstrakten Werke rein aus der Freude am Schaffensprozess entstehen, gibt es andere Bilder, die politische Themen und Ereignisse, gesellschaftliche Probleme und bedenkliche Veränderungen aufgreifen. Nie gestaltet Sax diese Bilder mit symbolisch erhobenem moralischen Zeigefinger, immer mit einem Augenzwinkern. Er lädt den Betrachter ein, die Dinge durch seine Brille zu sehen, aber es liegt ihm fern, belehrend auf ihn einzuwirken. Ein Umriss eines Mannes, auf dem Kopf eine Melone tragend, aber wo Nase, Mund, Augen ein Gesicht zeigen sollten, bleibt das Antlitz leer. Wer ist's? »Stan Laurel, Charly Chaplin oder …«?

Hommage an die Rolling Stones.
Hommage an die Rolling Stones. Foto: Cordula Fischer
Hommage an die Rolling Stones.
Foto: Cordula Fischer

Als leidenschaftlicher Rock 'n' Roller hat Sax auch eine etwas skurrile Hommage an eine der langlebigsten Bands der Musikgeschichte im Gepäck: Da erscheint hinter einem schweren, dunkelroten Vorhang der Hals einer Gitarre, die gespielt wird von - ja, von einem Skelett, dessen Arm und Bein zu sehen sind. »Hundert Jahre Rolling Stones« lautet der Titel. Gefühlt waren die Stones schon immer da, ob die 1962 gegründete Gruppe auch noch die nächsten 37 Jahre auftreten werden, wie es Christoph Sax in seiner verstörenden Vision gemalt hat? Möglich zumindest, dass, während er das Bild in seinem Atelier hinter verschlossener Tür malte, ein Song der Stones lief. (GEA)