SONNENBÜHL. Ein Trio, das unterschiedlicher nicht sein könnte: Keramik, Grafik, Malerei, Collage sind die künstlerischen Ausdrucksformen, mit denen Elke Mauz, Roswitha Zeeb und Jacqueline Wanner gestalterisch arbeiten. Zu dritt wollten sie ausstellen, zu dritt haben sie nach einem Thema gesucht. »zu dritt« ist nun auch der Titel ihrer Ausstellung, die am Sonntag, 2. März, im Kunsthaus Alte Schule in Sonnenbühl-Undingen eröffnet wird. Ein Zitat von Hugo von Hofmannsthal hat sie inspiriert: »Wüsste ich genau, wie dies Blatt aus seinem Zweig herauskam, schwieg ich auf ewig Zeit still; denn ich wüsste genug.«
Das Leben und die Natur bergen Geheimnisse, die solche bleiben sollen, und solche, die sich nur beim genauen Hinschauen entschlüsseln lassen. Oder das Sehen nur eines Details eröffnet den Blick auf Neues, Unbekanntes und Faszinierendes. Wie etwa in den quadratischen Makros, die Roswitha Zeeb in lasierender Acryltechnik von Rhabarberblatt, Tulpenblüte oder Mangold angefertigt hat. Dazu gesellen sich Samenkapseln in ihrer Genese vom gerade gebildeten, noch grünen Exemplar bis zur aufgeplatzten Schote - Titel »Zeitsprung« -, aus Ton gebrannt in der Werkstatt von Elke Mauz. Und wieder aus einem anderen Blickwinkel inszeniert Jacqueline Wanner organische Gebilde, mal gemalt, mit Stickerei kombiniert oder als Collage mit Versatzstücken aus der Natur aber auch der Industrie. Doppeldeutigkeit und das Verhältnis von Mensch und Natur kommen hier zum Ausdruck.
Die Ausstellung
Die Ausstellung mit dem Titel »zu dritt« von Elke Mauz, Jacqueline Wanner und Roswitha Zeeb wird am Sonntag, 2. März, eröffnet. Die Vernissage beginnt um 15 Uhr, eine Einführung gibt Eleonore Witte. Musik steuert JJ Blues Train (Jochen Warth und Jürgen Mack) bei. Besucht werden kann die Ausstellung im Kunsthaus Alte Schule, Hauptstraße 30, in Sonnenbühl-Undingen bis zum 30. März, geöffnet ist sie immer samstags und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr. Am Samstag, 8. März wird zur Midissage eingeladen, dann wird ab 15 Uhr gemeinsam mit der Band Just2 der Weltfrauentag gefeiert. (cofi)
Die einzelnen Kunstwerke, die die drei Künstlerinnen für die Ausstellung zusammengestellt haben, treten so auch in einen Dialog miteinander, stehen in einer Korrelation, gleich, ob sie speziell für die Schau entstanden sind, oder aus dem bisherigen Schaffen des Trios stammen. Auch vom Farbspektrum her ist es ihnen gelungen, ihre Arbeiten zu kombinieren, es findet sich ein eher grafisches, ein eher in Blau-Grün gehaltenes Kabinett, in einem anderen Raum dominieren kräftige Töne, fast ist so ein Spaziergang durch die vier Jahreszeiten entstanden. »Wir sind alle in einen faszinierenden Prozess eingetaucht«, sagt Roswitha Zeeb über die Zusammenarbeit. Die Künstlerinnen kennen sich, sind alle unter anderem Mitglieder in der GEDOK Reutlingen. Mit ihrer Ausstellung »zu dritt« haben sie die Möglichkeit genutzt, sich tiefer, intensiver mit einem Thema zu beschäftigen und eine größere Auswahl ihrer Werke zu zeigen.
Die Bandbreite der Arbeit mit Keramik von Elke Mauz ist riesig. Sie bedient sich verschiedener Brenntechniken. Raku etwa ist eine solche, bei der der Zufall Gestalter ist und entscheidet, wo die Glasur springt. Manchmal legt Mauz ihre Objekte in eine mit Sägemehl, Holz und Stroh gefüllte Tonne, das entzündet wird, so wird der Ton »geräuchert«. »Man ist mit dem Objekt verbunden, bis man es aus dem Feuer holt und den Ruß abgewaschen hat.« Mal hat sie Samenkapseln oder stilisierte Blütenknospen und -kelche geformt, mal naturalistisch anmutende Eicheln - im Mini- und Riesenformat. Dann wieder zeigt sie Objekte, die aus Tonstäben zusammengefügt und mit Porzellan besprüht sind, Blätter, Mohnkapseln. Und im Herbarium in Ton sind in Porzellan eingetauchte Blätter zu studieren.
»Es ist faszinierend, wie viel Kraft in der Natur ist«, sagt Jacqueline Wanner. Obwohl sie das Oberthema zunächst als weniger für sich passend empfand, kann sie mit einer Fülle von Arbeiten aufwarten, »die Lust am Experimentieren« hat ihren kreativen Schaffensprozess befördert. Was steht im Kontrast zueinander, was ergänzt sich? Diesen Fragen spürte sie unter anderem nach. Da gibt es »Blütenhaftes« aus Chinapapier, dort sind Pflanzenteile von Opuntien vernäht und verarbeitet, wieder woanders ist es eine Efeuranke, die als Original und als Druck auf Papier nahezu wie ein arabischer Schriftzug anmutet, dann aber gibt es Furnierholzreste, die als Assemblage auf Malgrund eine Aussage treffen, oder Wanner hat auch Gummischlingen mit Steinen kombiniert, »meine Steinbeißer«.

Roswitha Zeeb wiederum hat einen ganz anderen Zugang zum Thema. Da sind ihre bereits erwähnten »Makro-Aufnahmen« von Pflanzenteilen, es sind »Ausschnitte von Gewachsenem, ich lege den Fokus in die Mitte hinein, aufs Innere, und man kann sich vorstellen, wie es weitergehet«. Dass sie gern im Garten arbeitet und sich dabei auch Zeit für genaue Beobachtung nimmt, ist unverkennbar. Muscheln und Schneckenhäuser malt sie ebenfalls und erkennt in allem Gewachsenen ähnliche organische Strukturen. Da sind aber auch Bilder mit Tusche, Grafit und Wachs, die, so die Künstlerin, »ganz anders sind als meine sonstigen Werke, viel wilder«. Auch mit Linol- und Holzschnitt arbeitet sie. Bei letzteren Drucken hat sie dem Zufall Platz eingeräumt, wie viel Farbe das Papier annimmt, einmal hat sie die Baumstämme als Positiv, einmal als Negativ dargestellt. Vertauschte Helligkeits- und Farbwerte: Dunkles wird hell, Helles wird dunkel, die Natur bricht sich Bahn in vielfältigen Spielformen, das Leben birgt verschiedene Perspektiven, Seiten, unterschiedliche Betrachtungsweisen können den Umgang mit der Realität verändern. (GEA)