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Aktuell Beruf

Ausbildung zum Anfassen in der Werkrealschule Würtingen

Aus erster Hand erhielten Schüler der Werkrealschule Würtingen Infos über »Berufe im Freien«. Auszubildende aus unterschiedlichen Branchen gaben ihre Erfahrungen weiter.

Jan Körstein befindet sich im dritten Ausbildungsjahr zum Schornsteinfeger. Was er alles macht, erzählte er den Schülern der Wer
Jan Körstein befindet sich im dritten Ausbildungsjahr zum Schornsteinfeger. Was er alles macht, erzählte er den Schülern der Werkrealschule Würtingen. Foto: Maria Bloching
Jan Körstein befindet sich im dritten Ausbildungsjahr zum Schornsteinfeger. Was er alles macht, erzählte er den Schülern der Werkrealschule Würtingen.
Foto: Maria Bloching

ST. JOHANN-WÜRTINGEN. Berufsorientierung beginnt in der Werkrealschule Würtingen bereits in Klasse 5 und endet erst in Klasse 9. »Der Berufswahlprozess ist für uns ein Kernelement«, betont Schulleiter Thomas Heidt. Es sei wichtig, dass Jugendliche mit ihrer Berufswahl eine ganz bewusste Entscheidung treffen und es nicht dem Zufall überlassen, wie es für sie nach der neunten oder zehnten Klasse weitergeht. Deshalb gibt es an der Werkrealschule Würtingen ein intensives Konzept, das die Schüler konsequent und regelmäßig mit unterschiedlichen Aktionen und Beratungen auf das spätere Leben vorbereitet. Der Fokus liegt darauf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch realistische Einblicke in die Praxis bieten.

Jedes Jahr findet hierzu für die Jahrgangsstufen sieben, acht und neun ein Berufsinformationstag statt, an dem Auszubildende aus unterschiedlichen Betrieben von ihrem Berufsalltag erzählen und berichten, warum sie sich ausgerechnet für diesen Job entschieden haben, wie lange die Ausbildung dauert und was sie beinhaltet. In diesem Jahr standen »Berufe im Freien« im Mittelpunkt, die an mehreren Stationen anschaulich vorgestellt wurden. Denn Berufsfelder wie Landschaftsgärtner, Schornsteinfeger, Pferdewirt, Forstwirt und Stahlbetonbauer stehen bei Jugendlichen nicht unbedingt auf ihrer Prioritätenliste ganz oben. Dieser Tag zeigte aber, dass es sich lohnt, eher unbekannte Berufszweige genauer zu betrachten und sich zu hinterfragen, ob diese nicht auch für den einen oder anderen Jugendlichen in Betracht kommen könnten.

Ein Stahlbetonbauer muss auch Volumen berechnen können.
Ein Stahlbetonbauer muss auch Volumen berechnen können. Foto: Maria Bloching
Ein Stahlbetonbauer muss auch Volumen berechnen können.
Foto: Maria Bloching

Die erlangten Informationen sollten dabei helfen, berufliche Interessen und Perspektiven zu klären. So erfuhren die Schüler nicht nur, welche Aufgaben und Tätigkeiten die verschiedenen Berufe umfassen, sondern auch, welche Qualifikationen und Fähigkeiten man dafür mitbringen sollte. Zudem bekamen sie einen Eindruck von den Arbeitsbedingungen sowie von den Möglichkeiten zur Weiterentwicklung innerhalb der jeweiligen Branche. Dank der authentischen Beschreibung und den mitgeteilten persönlichen Erfahrungen durch Auszubildende erhielten die rund 60 Schüler ein realistisches Bild von unterschiedlichen Berufen, die Informationen waren greifbar und anschaulich.

Für Schornsteinfegermeister Steffen Schmälzle aus Engstingen eine gute Gelegenheit, seinen Alltag aufzuzeigen. »Ich nutze viele Möglichkeiten, um für meinen Beruf zu werben. Dazu gehören auch meine täglichen Kundenkontakte, bei denen man ins Gespräch kommt und auch Praktika klarmachen kann.« So kam auch Jan Körstein zum Kaminkehrer-Handwerk. Er hat nach dem ersten Kontakt mit Schmälzle ein Praktikum in dessen Betrieb absolviert und dabei festgestellt, dass ihm dieser Beruf als »Glücksbringer« gefallen könnte. Jetzt ist er im dritten Lehrjahr und will nach seiner Gesellenprüfung weiter dabeibleiben, vielleicht sogar später den Meister machen.

Younes Ahmed und Benita Biela befinden sich derzeit im dritten Ausbildungsjahr zum Pferdewirt. Beim Haupt- und Landgestüt Marbach belegen sie die Fachrichtung Haltung und Service, sie wussten aber auch einiges über Zucht und klassisches Reiten sowie über ihre Ausbildung im Staatsbetrieb und den Besuch der Berufsschule in Münsingen zu berichten. »Grundkenntnisse im Umgang mit dem Pferd und die Begeisterung für dieses Tier sollten auf jeden Fall vorhanden sein«, machten sie deutlich.

Volumen berechnen - auch im Job

Bei Wind und Wetter draußen sind auch Felix Stähle und Leonard Reiff, die sich zu Landschaftsgärtnern ausbilden lassen. Der Reutlinger Betrieb Garten Moser beschäftigt 270 Mitarbeitende, darunter 23 Auszubildende. Von Frühling bis Herbst ist Hochkonjunktur, im Winter geht es eher gemächlicher zu. Das muss man mögen, wussten die Lehrlinge. Schon als »kleiner Bua« war Michael Buck mit seinem Onkel im Wald und hat bei den Arbeiten geholfen. Ein Praktikum bei Forst BW hat ihm bestätigt: »Das will ich machen.« Nach seiner mittleren Reife hat der 16-Jährige hier dann auch seine Ausbildung begonnen und es nicht bereut. Volumenberechnungen, maßgenauer Aufbau von Schalungen: Wie das geht, zeigten Stahlbeton-Auszubildende von FK Systembau und luden die Schüler ein, selbst Hand anzulegen. Ausbilderin Karin Ritter weiß: »Man muss immer mehr tun, um an den Nachwuchs heranzukommen. Wir kommen mit einem Bauchladen in die Schule und zeigen auf, was es alles gibt. Egal, um welches Handwerk es sich handelt: Es ist wichtig, dass die Jugendlichen nach der Schule in den Beruf gehen.«

Dass man stetig weitermachen und neue Ziele anstreben kann, zeigte auch Falknerin Ise Hirsch aus Unterhausen auf. Sie war mit Emil, dem einjährigen Sakerfalke zu Besuch gekommen, quasi als »Unterhaltungsbonbon«, und erzählte, wie sie zur Falknerei gefunden hat. »Falkner sein ist kein Beruf, Voraussetzung für den Falknerschein ist der Jagdschein«, erfuhren die Schüler. Dieser Tag hat gezeigt: Sich im Vorfeld über verschiedene Berufe zu informieren, ist entscheidend, um später weitreichende Entscheidungen für die eigene berufliche Zukunft treffen zu können. (GEA)