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Aktuell Pflege

Altenpflegeheim: Gammertingens Bürgermeister Andreas Schmidt unter Druck

Pflegebedürftige, Mitarbeiter und Förderverein wollen wissen, wie es mit dem Gammertinger Altenpflegeheim St. Elisabeth weitergeht.

Der Bestandsbau bröckelt, wie es mit dem Neubau weitergeht, bleibt unklar.
Der Bestandsbau bröckelt, wie es mit dem Neubau weitergeht, bleibt unklar. Foto: Steffen Wurster
Der Bestandsbau bröckelt, wie es mit dem Neubau weitergeht, bleibt unklar.
Foto: Steffen Wurster

GAMMERTINGEN. Bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag in Gammertingen waren die Besucherreihen dicht besetzt. Das Thema »Neubau des Städtischen Altenpflegeheims St. Elisabeth« treibt die Bürger um. Zum 31. Dezember 2026 läuft die Betriebserlaubnis für den Bestandsbau mit rund 70 Pflegeplätzen aus. Eigentlich ist ein Neubau neben dem altehrwürdigen Haus geplant, dass das Großprojekt bis dahin abgeschlossen sein wird, ist, gelinde gesagt, unwahrscheinlich. Im Gemeinderat ist zu dem wichtigen Thema schon länger nichts mehr zu hören: Im April 2024 stellte Architektin Margit Supper den Stand vor. Die Entwurfsplanung des Architekturbüros war in Arbeit, die »Fachbüros hinkten noch etwas hinterher«, sagte Supper damals. Die Gewerke sollten noch 2025 ausgeschrieben werden. Seither herrscht allerdings zumindest nach außen Funkstille. Verwaltung und Gemeinderat seien mit vollem Einsatz am Thema dran, sagte Bürgermeister Andreas Schmidt in der Bürgerfragestunde. Allerdings nichtöffentlich, der Rat hat vor Kurzem in Klausur getagt, Ergebnisse wurden allerdings unter dem Punkt »Beschlüsse aus nichtöffentlichen Sitzungen« nicht verkündet.

Betriebsgenehmigung läuft Ende 2026 aus

Das treibt nicht nur Herbert Winkler und Kurt Schäfer vom Förderverein St. Elisabeth um. Auch Angehörige von Pflegebedürftigen und Mitarbeiter des Heims sind verunsichert über ihre Zukunft und verlangten im Gemeinderat Auskunft. Der im Jahr 1927/28 errichtete Bestandsbau fängt an zu schwächeln. Die Beschäftigten berichteten von immer häufiger auftretenden Rohrbrüchen oder davon, dass beim Duschen die Temperatur von siedend heiß bis eiskalt springe: »Viele wollen schon gar nicht mehr unter die Brause.« Die Mitarbeiter seien gern in Gammertingen, aber: »Der Arbeitsmarkt ist gut, Stellen finden sich immer. Und wenn man nicht weiß, wie’s weitergeht, nimmt man vielleicht auch ein schlechteres, ein B-Angebot an.«

Verunsicherte Bewohner und Pfleger

Herbert Winkler wollte vom Bürgermeister explizit wissen, ob das neue Heim in städtischer Hand bleiben werde: »Antworten Sie bitte mit Ja oder Nein.« Schmidt verwies auf die Regularien: Es gebe Regeln, wann Dinge nichtöffentlich behandelt werden dürfen oder müssen, »wir bewegen uns innerhalb dieser Grenzen.« Und »ich weiß, dass Sie das nicht zufriedenstellt«. Bei der Klausur seien noch keine Ergebnisse erzielt worden, die verkündungsreif seien. Kurt Schäfer wird als Heimfürsprecher darauf angesprochen, ob das Heim im Bestandsbau ein Auslaufprojekt sei, ob frei werdende Pflegeplätze künftig noch nachbesetzt würden. Kündigungen – gegenüber den Gästen – werde es »eher nicht« geben, aber: Weniger Bewohner, weniger Einnahmen, vielleicht weniger Pflegekräfte: Eine Mitarbeiterin befürchtet eine Abwärtsspirale, die – gewollt oder ungewollt – das Ende für den Pflegestandort Gammertingen bedeuten könnte: »Ist St. Elisabeth bald Geschichte?«

Winkler sprach auch die Gemeinderatsfraktionen an und bat sie, den Stand des Projekts bei der nächsten Sitzung auf die Tagesordnung zu setzen – Bürgermeister Schmidt bat um Geduld, die Stadt sei mit vollem Einsatz dabei. Was sagt die Heimaufsicht? Gibt es eine Deadline für den Umzug? Was passiert, wenn nicht bald – bis zum Jahresende – ein Konzept vorliegt, dass eine Fristverlängerung für den Weiterbetrieb im Bestandsbau rechtfertigen könnte? Auf was können sich die Mitarbeiter verlassen? Auf was die Senioren und Seniorinnen? Wann wird das Gesamtprojekt organisatorisch und finanziell öffentlich vorgestellt? Ist der Standort neben dem Bestandsgebäude noch sicher? Wie viel sind die zahlreichen Gemeinderatsbeschlüsse noch wert? Diese Fragen wollen die Gammertinger beantwortet haben, möglichst schnell, umfassend und verbindlich, gerne in der Novembersitzung des Gemeinderats. (GEA)