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Alexander Gräff will als Quereinsteiger ins Sonnenbühler Rathaus

Kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist hat er es gewagt und seine Unterlagen in den Briefkasten des Sonnenbühler Rathauses eingeworfen: Alexander Gräff aus Trochtelfingen kandidiert fürs Bürgermeisteramt.

Alexander Gräff will Bürgermeister in Sonnenbühl werden.
Alexander Gräff will Bürgermeister in Sonnenbühl werden. Foto: privat
Alexander Gräff will Bürgermeister in Sonnenbühl werden.
Foto: privat

SONNENBÜHL. Sein großes Vorbild ist Klaus-Peter Kleiner, Engstinger Bürgermeister von 1983 bis 2013, sagt Alexander Gräff, der selbst aus Engstingen stammt und aktuell in Trochtelfingen-Steinhilben lebt. »Ich habe immer zu ihm aufgeschaut, toll, wie er aufgetreten ist, er hat viel in Engstingen vorangetrieben, er war immer für alle da.« Bürgermeister zu sein - das sei ein Traumjob, habe er sich schon in jüngeren Jahren gedacht. Als in Trochtelfingen am 5. Februar 2023 die Bürgermeisterwahl anstand, habe er schon mit dem Gedanken gespielt, sich ums Amt zu bewerben, »aber damals war ich noch nicht so weit. Wenn ich etwas mache, dann will ich es auch richtig machen.« Nun fühle er sich bereit, er habe alles durchdacht, wolle die »große Verantwortung« übernehmen und Bürgermeister in Sonnenbühl werden, sagt der 56-Jährige im Gespräch mit dem GEA.

Im Sozialen Netzwerk TikTok allerdings erklärt er im Video, als er seine Bewerbung erst kurz vor Schluss am Montag, 13. Oktober, in den Rathausbriefkasten eingeworfen hat, die Leute würden sich fragen warum, er wolle doch in ein noch höheres Amt. Er habe sich vorgestellt, es sei ein guter Weg, »wenn man an der Basis arbeitet und trotzdem vielleicht an höherer Stelle was bewirken kann«. Veröffentlicht unter dem Hashtag #afdwählen. Die Partei erwähnt er bis zum Ende des GEA-Interviews für das Kandidatenporträt mit keiner Silbe. Darauf angesprochen, sagt er, »ich spiele mit offenen Karten«, er sei zwar Mitglied der Partei, trete aber nicht für sie bei der Bürgermeisterwahl an. »Ich bin offen und ehrlich. Ich bin geradeaus, wenn mir was stinkt. So kommen wir alle am Weitesten.« Gräff ist als Beisitzer Mitglied im AfD-Kreisvorstand, bei der Kreistagswahl 2019 kandidierte er für den Wahlkreis Reutlinger Alb. »Ich bin komplett neutral, bin in keinem Verein, bin jedem gegenüber neutral, habe keine Vorurteile, respektiere jeden, lerne jeden erst kennen.«

»Ich traue mir zu, die Mitarbeiter der Gemeinde zu führen, zu leiten und zu organisieren«

Alexander Gräff wäre ein Quereinsteiger, wenn er Bürgermeister werden würde. »Der Anfang ist das Schwierigste, aber vor mir waren auch schon Tausende Bürgermeister, die es vorher noch nicht waren. Und wenn jemand etwas nicht riskiert, hat er schon verloren; wenn ich es nicht probiere, habe ich schon verloren.« Er komme aus dem Handwerk, ist Kfz-Mechatroniker, arbeitet derzeit bei Paravan, sei aber zwölf Jahre selbstständig mit zwei Angestellten gewesen, und sei seit 20 Jahren im Motorsport aktiv. Als Drift-Weltmeister und Guinness-Weltrekordhalter im Driften. So sei er weltweit unterwegs gewesen, unter anderem in den USA, habe große Events organisiert und habe mit vielen Menschen zu tun gehabt. Probleme anhören, den Menschen die Tür öffnen, mit ihnen sprechen, Lösungen finden - das könne er, Chef von rund 7.100 Bürgern zu sein, die Mitarbeiter der Gemeinde »zu führen, zu leiten und zu organisieren«, das traue er sich zu. Es sei eine große Aufgabe, es hinzubekommen, »dass die Leute sagen, der Bürgermeister ist gut, der ist okay«. Das sollen sie, findet er.

Der Kandidatencheck

Zehn Fragen an Alexander Gräff

Als Bürgermeister muss man: »Verantwortung übernehmen, en Organisationstalent sein, auf Menschen zugehen, Kompromisse finden und manchmal auch schlichten«.

Mit diesen drei Eigenschaften beschreibe ich mich: »Bin ein Organisationstalent, gehe gern mit Menschen um, kann sehr gut schlichten«.

Meine größte Schwäche ist: »mein Dickkopf.«

An Sonnenbühl gefällt mir: »Von Kindheit an gefällt mir viel, die Höhlen, die touristischen Möglichkeiten, die Sonnenbühl hat.«

Mein Motto lautet: »Immer nach vorne schauen.«

Mit dieser Persönlichkeit würde ich gern zu Abend essen: »Donald Trump«.

Meine Lieblingsbeschäftigung in der Freizeit ist: »Motorsport.«

Das unterscheidet mich von meinen Mitbewerbern: »Ich komme von der Basis, bin Handwerker, weiß, was den Leuten am Herzen liegt und weiß, wie man in der Öffentlichkeit auftreten soll.«

Meine erste Amtshandlung als Bürgermeister wird sein: »eine Gemeindeversammlung machen, bei der mich die Leute alles fragen können.«

Den Wahlabend verbringe ich: »mit meiner Familie natürlich, wenn es eine Veranstaltung in Sonnenbühl gibt, natürlich mit meiner Familie dort«.

Sonnenbühl kenne er aus Kindheitstagen von Besuchen in Bären- und Nebelhöhle sowie an der Bobbahn. Die Gemeinde sei gut aufgestellt, was Gewerbe und Tourismus angehe. Die Verkehrsanbindung aber sei sehr schlecht. Statt auf wenigen hundert Metern in Reutlingen Bushaltestellen neu zu bauen, solle man lieber mehr Busse auf der Alb einsetzen. Auch die Sicherheit bei vollen Schulbussen sei »ein Punkt, den man ändern muss, das ist ein heißes Thema. Ich bin selbst Vater« - und zweifacher Großvater -, »da macht man sich einen Kopf, erst, wenn mal etwas passiert, werden Verantwortliche gesucht.« Überhaupt müsse in Sachen Mobilität etwas getan werden: Fahrradwege ausbauen und besser beschildern, die touristischen Attraktionen müssten mit dem Rad erreichbar sein, sagt Gräff. Es gebe kein Taxiunternehmen in Sonnenbühl, vielleicht könne man in Kooperation mit Krankenkassen einen Fahrdienst anbieten, den ein »rüstiger Rentner« übernehmen könne. »So ein Konzept könnte man mal machen.« So ein Konzept hat die Gemeinde bereits, darum wird sich Gräff nicht mehr kümmern müssen. Es wird einen Bürgerbus geben, ein Auto ist bestellt und wird im Februar geliefert. Es gab Infoveranstaltungen, und Freiwillige haben sich gemeldet, die Fahrdienste und Koordinatorenaufgaben übernehmen wollen. Start für den Bürgerbus soll laut Info in der letzten Gemeinderatssitzung Anfang 2026 sein.

Was ihm noch für Sonnenbühl vorschwebt: »die touristischen Attraktionen ausbauen«. »Vereine fördern.« Jeder dürfe auch mit seinen Ideen zu ihm kommen. »Der Gemeinde muss es gut gehen und den Bürgern. Dafür muss die Gemeinschaft funktionieren.« Er wolle als Bürgermeister zu den Bauwägen gehen, würde mit den Jugendlichen »a Bierle trinken«, sie motivieren, einbinden, »fragen, ob sie Ideen haben, die die Gemeinde voranbringen«. Ein großes Thema seien Windräder - »da sollte man alle Bürger einbinden. Ich bin nicht gegen erneuerbare Energien, aber das muss in einem Rahmen sein, den die Leute ertragen. Am Hopfloch, wie das Gebiet da heißt (Anmerkung der Redaktion: es ist der Windpark Hohfleck gemeint), das war nicht bei jedem gewünscht. Das haben mir die Menschen gesagt, mit denen ich geredet habe. Vielleicht habe ich aber auch nur mit solchen geredet, die dagegen sind.«

»Ich würde es immer schaffen, auch wenn die Gemeinde finanziell am Boden ist«

Er wolle »den Tourismus fördern, Werbung dafür machen. Da hat sich in den letzten Jahren nicht viel getan«. Und »schauen, dass der Gewerbestandort attraktiv bleibt, Gewerbe ist das A und O, dass es Ausbildungsstätten gibt«. Überhaupt sei ihm der Nachwuchs ein Anliegen: Wie es mit Baugebieten in Sonnenbühl aussieht, »da bin ich noch nicht so im Thema. Aber man muss schauen, dass junge Leute im Ort bauen können, günstige Bauplätze bieten mit wenig Bürokratie, Arbeitsplätze schaffen. Kurze Wege sind gut für Familien, Arbeitgeber und Arbeitnehmer.« Die Versorgung vor Ort sei mit Supermärkten und Getränkehändler in Undingen gut, auch eine Apotheke gebe es zum Glück, aber man müsse sich ums Thema Gesundheit kümmern, »es ist ein Riesenproblem, wie man junge Leute dazu kriegt, dass sie auf dem Land eine Arztpraxis machen«. An Selbstvertrauen mangelt es Alexander Gräff nicht, dass er als Bürgermeister die Herausforderungen der Zukunft bewältigt: »Ich würde es immer schaffen, auch wenn die Gemeinde finanziell am Boden ist, wenn die Ortschaften zerstritten sind, kann ich immer schlichten.«

Die Sonnenbühler haben die Gelegenheit, die Bürgermeisterkandidaten noch besser kennenzulernen. Der Reutlinger General-Anzeiger lädt am Mittwoch, 29. Oktober, um 19 Uhr zum GEA-Wahlpodium in die Sporthalle in Sonnenbühl-Genkingen ein. Es wird moderiert von GEA-Redakteurin Cordula Fischer, es geht um Charme und Schlagfertigkeit und in zwei Fragerunden um lokale Kompetenz und kommunale Themen. Anschließend können auch die Bürger den Kandidaten Fragen stellen. (GEA)