MÜNSINGEN. Standing Ovations und begeisterte Beifallsstürme waren der wohlverdiente Lohn für die Akteure des Akkordeonorchesters Münsinger Alb, die wieder einmal mit grandiosen Darbietungen beim jährlichen Herbstkonzert glänzten und die Grenzen des traditionellen Akkordeonspiels sprengten. Das Publikum erlebte in der vollbesetzten Münsinger Alenberghalle dank eines mitreißenden Programms einen Höhepunkt nach dem anderen. Darin erklangen Werke aus bekannten Filmen und Musicals in einem neuen, aufregenden Arrangement.
Auftakt machte das Orchester »Da Capo« unter der Leitung von Asya Dittler mit »Melody from The High Pass«, begleitet von Heike Rapp auf der Violine. Nachdem »Kiss of Fire« und »Phantom der Oper« zum Besten gegeben wurden, bewiesen die Musiker, dass Akkordeonmusik und Chorgesang bestens zusammengehen. Die »Slide Rock Ladies« des Sängerbunds Bleichstetten – ebenfalls geleitet von Asya Dittler – stellten sich mit »We will rock you« rockig vor und brachten dann gemeinsam mit dem Orchester »One more light« und Tina Turners »The Best« zu Gehör.
Mit Leidenschaft am Werk
2019 hat Matthias Matzke die Leitung des Orchesters »inTakt« als Nachfolger von Rudi Braun übernommen. Dann kam Corona, sodass erst vor zwei Jahren richtig durchgestartet werden konnte. Was in dieser Zeit musikalisch aufgebaut wurde, ist gewaltig und höchst erstaunlich. Die Handschrift des 31-jährigen, vielfältig ausgezeichneten Profimusikers und Dozent unter anderem am Trossinger Hohner-Konservatorium ist nicht zu übersehen, vor allem aber nicht zu überhören. Seine Liebe zur Akkordeonmusik überträgt er auf die Orchestermitglieder, seine eigenen Kompositionen und Arrangements fordern deren Können auf vielfältige Weise heraus. Und so wurde bereits mit den ersten Klängen bei diesem Konzert klar, dass die Musikerinnen und Musiker nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern auch mit viel Leidenschaft und Kreativität ans Werk gehen.
Die Arrangements der dargebotenen Stücke waren frisch und innovativ, gefühlvoll und explosiv, was dem Konzert eine dynamische Note verlieh. Matzke hatte den Dirigentenstab an diesem Abend – wie bereits erfolgreich im vergangenen Jahr – an seinen Kollegen Dumitru Moraru übergeben und stach selbst als meisterhafter Virtuose am E-Akkordeon hervor. Mit diesem modernen Instrument und seinem grandiosen Spiel gelang es ihm, die ohnehin schon farbige und abwechslungsreiche Klangpalette des Orchesters erheblich zu erweitern. Die Kombination aus traditionellen Akkordeonklängen und rockigen, elektronischen Elementen sorgte für eine aufregende Atmosphäre, die das beeindruckte Publikum Stück für Stück mitriss. Hier wurde deutlich für Augen geführt, dass ein Akkordeon kein verstaubtes Instrument aus vergangenen Zeiten ist, sondern bestens geeignet für zeitgenössische Musik: mit einer modernen Klangsprache, groß und wuchtig, heroisch und zart, dramatisch und famos.
Energiegeladene Darbietungen
Matzkes virtuose Darbietung in Gemeinschaft mit allen Akteuren war nicht nur technisch bewundernswert, sondern auch emotional berührend. Er wusste die fantastischen Möglichkeiten des Instruments in allen Musikstücken zu nutzen und die Kraft der erzeugten Klänge mit seinem Orchester zu teilen. Gemeinsam gehen sie seit einigen Jahren völlig neue Wege und sorgen für ein erfrischend dynamisches, modernes und ausgesprochen junges Akkordeon-Image. Das kommt beim Publikum an. So war die gesamte Darbietung bei diesem Konzert äußerst energiegeladen. Musikerinnen und Musiker des Orchesters harmonierten perfekt zusammen und schafften es, die verschiedenen Stile der ausgewählten Stücke gekonnt zu interpretieren. Ob mit mitreißenden Rhythmen wie bei »The Lord of the Dance«, »Fluch der Karibik« oder »Tetraeder« oder mit gefühlvollen Melodien wie bei »Tanz der Vampire«, »Herr der Ringe« oder »König der Löwen«: jede Darbietung wurde zu einem kleinen Meisterwerk.
Derzeit schreibt Matzke an einem eigenen Musical, woraus »Die eine große Liebe« zu hören war. Das Akkordeonorchester Münsinger Alb hat wieder einmal bewiesen, dass es sich lohnt, neue Wege zu gehen. Die Kombination von traditionellem Akkordeon und E-Akkordeon ermöglicht, die charakteristischen, warmen Töne mit kraftvollen, elektronischen Klängen zu mischen. So entsteht ein dynamischer Sound, der rhythmisch und energiegeladen ist. Dank moderner Arrangements, treibenden Beats, kraftvollen Riffs sowie akustischen und elektronischen Elementen wurde dieses Konzert zu einem aufregenden Hörerlebnis, ohne die Wurzeln der Akkordeonmusik vergessen zu lassen. Das Akkordeonorchester versteht es, Tradition und Moderne auf spannende Weise miteinander zu verbinden.