REGION. 106 Männer und Frauen sind am Samstag um 10.08 Uhr an der St.-Wolfgang-Schule in Reutlingen gestartet. Rund 24 Stunden später, um 10.18 Uhr, kamen nach 76,5 Kilometern per pedes immerhin 60 von ihnen im Münsinger Gymnasium an. Dieses Mal musste sie viel Wasser von oben und matschige Wege in Kauf nehmen. »Man wird nur einmal nass«, hieß die Devise der Unentwegten.
Einmal im Jahr »den inneren Schweinehund überwinden« und dabei die Schönheit der Mittleren Alb genießen. Das sagte Werner Gamerdinger aus Entringen, einer der Teilnehmer der traditionsreichen 24-Stunden-Wanderung, die am Wochenende zum 15. Mal vom Rotary Club (RC) Münsingen ausgetragen wurde. Gamerdinger war derjenige, der, bis auf eine Tour, alle anderen mitgelaufen ist. Er und 59 weitere Wanderer schafften trotz des widrigen Wetters alle sechs Etappen.
Die weiteste Anreise hatte wieder der ehemalige Münsinger Bürgermeister Rolf Keller aus Ungarn, der mit 83 Jahren zudem der älteste Teilnehmer war. Für ihn war es bereits der dritte Start in Folge. Auch dieses Mal schaffte er es ohne Probleme bis ins Ziel. Fiona Schwab aus Engstingen war mit 15 Jahren die Jüngste. Die sportliche Schülerin, die schon die Alpen überquert hat, hatte ihre Eltern Sybille und Steffen überredet, erstmals an der 24-Stunden-Wanderung teilzunehmen. Sie schafften immerhin fünf Etappen.
»Viel Kraft und Lauferfolg«
Anders als sonst hatten sich die Mammuttour-Wanderer am Samstag im Münsinger Gymnasium getroffen, von wo aus sie mit dem Bus zum Startpunkt gefahren wurden. Dort begrüßte sie RC Präsidentin Doris Müller, die allen »Viel Kraft und Lauferfolg« für die kommenden knapp 80 Kilometer wünschte.
Vom Georgenberg aus führte der Weg im Tal des Breitenbachs entlang bis zur Quelle. Längs des Albtraufs boten sich den Wanderern bei Temperaturen um die 20 Grad Celsius fantastische Ausblicke. Weiter ging es hinauf auf die Albhochfläche zur Mittagsrast bei der Nebelhöhle, wo erstmals der Regen einsetzte. Dort angekommen war »die längste und anspruchsvollste Etappe mit 13,7 Kilometern «, so Doris Müller, auch schon vorbei.
Danach ging es weiter, vorbei am Naturdenkmal Kalkstein, neugierig beäugt von weidenden Ziegen, nach Erpfingen, wo in der Johann-Ludwig-Schneller-Schule Kaffee und Kuchen serviert wurden. Dort wechselten viele zum zweiten Mal ihre Kleidung, die ihnen die Organisatoren vom ersten bis zum letzten Stopp transportiert und bereitgelegt hatten. Am Abend erreichten die Wanderer Trochtelfingen. Gegen 21.30 Uhr wurde das Essen zur später Stunde im Sportheim Steinhilben ausgegeben. Bei dieser Zwischenstation hatten die zwei mitgereisten Physiotherapeuten, im wahrsten Sinn des Wortes, alle Hände voll zu tun. Auch zahlreiche Blasen an den Füßen mussten behandelt werden. Noch nie wurden so viele Pflaster ausgegeben wie 2024, sagten die beiden.
Ödenwaldstetten war mit eingeschalteten Stirnlampen und bei einstelligen Temperaturen das nächste Ziel, wo alle ihre müden Beine ausstreckten, bevor es Richtungen Schachen zum Frühstücken weiterging. Die letzte Etappe nach Münsingen (12,7 Kilometer) startete um 7 Uhr. Knapp 30 Helfer sorgten rund um die Uhr dafür, dass es den Teilnehmenden am Tag und in der Nacht an nichts fehlte.
Strapazen lohnen sich
Total erschöpft, aber überglücklich trafen die 60 übrig gebliebenen Wanderer unter dem Beifall der Organisatoren in Münsingen ein. Der Lohn, am Ziel Weißwürste und ein kühles Bier zu bekommen, sei alle Strapazen der 1.580 überwundenen Höhenmeter wert gewesen, sagte Florian Kreth (50) aus Gomaringen. Zusammen mit acht Freunden zwischen 18 und 56 Jahren hatte er die Strapazen auf sich genommen. Mit dabei war auch Karl Rehfuß (55), der schon den Kilimandscharo geschafft hat.

»24 h Wanderung 2024 – Wir waren dabei.« Diese selbst angefertigten knallgelben T-Shirts zogen sich Angestellte, Freunde und Kunden der Reutlinger Hair Lounge J.7 über. Für sie und alle anderen Teilnehmer gab es zum Abschied eine Urkunde, die ihnen die RC Präsidentin überreichte.
In den vergangenen Jahren kamen durch die Wanderungen mehr als 150.000 Euro für soziale Zwecke zusammen. Dieses Mal fließen das durch Startgelder und Spenden eingenommene Geld in Höhe von rund 15.000 Euro je zur Hälfte an die Behindertenhilfe für Äthiopien (internationales Projekt) und auch an ein lokales Projekt, die Lebenshilfe Münsingen. (GEA)