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Aktuell Tradition

Gegessen, gelacht, geschwätzt: Genkinger Krämermarkt ist aufgemöbelt

Alles neu macht der Mai: Das ist eine Binsenweisheit. Auch wenn es um den Genkinger Krämermarkt geht. Denn das traditionelle Markttreiben hat etwas Kosmetik erhalten, wurde entstaubt und fand am 2. Mai in neuem Format statt.

Die Spätzünder geben Gas beim Krämermarkt in Genkingen.
Die Spätzünder geben Gas beim Krämermarkt in Genkingen. Foto: Cordula Fischer
Die Spätzünder geben Gas beim Krämermarkt in Genkingen.
Foto: Cordula Fischer

SONNENBÜHL-GENKINGEN. 111 Jahre ist es her, dass in Genkingen ein Viehmarkt stattfand. Und auf den geht die Tradition zurück, dass in Schilling- und Raiffeisenstraße immer noch zweimal im Jahr - im Frühjahr und im Herbst - Händler ihre Waren feilbieten. Zuletzt allerdings war der Markt eher ein Märktchen, im Oktober 2019 etwa hatten sich fünf Händler angemeldet, nur zwei waren gekommen. Ein Trauerspiel. Auch Kunden kamen nur spärlich. Das sollte nicht so bleiben, fand Ortsvorsteherin Marlene Karcher damals. Aber die Pandemie hat die Situation für Händler und solche Märkte, die es in Sonnenbühl noch in jedem Ortsteil gibt, nicht eben erleichtert.

Für Schleck ist immer Zeit: Der Süßigkeitenstand ist bei Kindern und Erwachsenen beliebt.
Für Schleck ist immer Zeit: Der Süßigkeitenstand ist bei Kindern und Erwachsenen beliebt. Foto: Cordula Fischer
Für Schleck ist immer Zeit: Der Süßigkeitenstand ist bei Kindern und Erwachsenen beliebt.
Foto: Cordula Fischer

Ein Abgesang auf den Genkinger Krämermarkt wurde dennoch nicht angestimmt. Ganz im Gegenteil. Bereits im vergangenen Jahr hatten Marlene Karcher und ihre Mitstreiter mehr Händler gewinnen können, das Angebot wurde um einen Imbisswagen erweitert, und damit auch Berufstätige - zumindest halbtags Arbeitende - die Chance auf den Marktbummel haben, blieben die Stände bis zum Nachmittag geöffnet. Das lief schon mal ganz gut.

Vor dem Foodtruck bildet sich eine lange Schlange. Das Geschäft beim Krämermarkt in Genkingen brummt.
Vor dem Foodtruck bildet sich eine lange Schlange. Das Geschäft beim Krämermarkt in Genkingen brummt. Foto: Cordula Fischer
Vor dem Foodtruck bildet sich eine lange Schlange. Das Geschäft beim Krämermarkt in Genkingen brummt.
Foto: Cordula Fischer

In diesem Jahr wurde der Krämermarkt noch einmal gepimpt. Natürlich gab es Krämermarktklassiker wie Magenbrot, gebrannte Mandeln, Eis und Zuckerwatte, Scherenschleifer, Bürstenverkäufer, Hüte, Socken und Kleidung. Aber das Sortiment wurde noch einmal vergrößert - nicht als Konkurrenz für die fahrenden Händler, sondern um andere und neue Kundenkreise anzulocken und denen, die dem Markt die Treue gehalten haben, zusätzliche Anreize für ihren Besuch zu bieten. Gewonnen wurden Kunsthandwerker und Kleingewerbetreibende aus Sonnenbühl und der näheren Umgebung mit ihren handgemachten Produkten. Lederwaren, Zipfelzauber, Albhölzer, Papeterie, Geschenke und Deko, Taschen, Marmelade, Kräuter- und Gemüse-Salze gab's nicht nur zu bestaunen, sondern auch zu kaufen. Insgesamt 14 Händler hofften auf gute Geschäfte - bis nachmittags um 16 Uhr.

Ganz von den Socken: Es kommen wieder mehr Kunden zum Genkinger Krämermarkt.
Ganz von den Socken: Es kommen wieder mehr Kunden zum Genkinger Krämermarkt. Foto: Cordula Fischer
Ganz von den Socken: Es kommen wieder mehr Kunden zum Genkinger Krämermarkt.
Foto: Cordula Fischer

Alles richtig gemacht, wird sich Marlene Karcher beim Blick auf das Markttreiben wohl gedacht haben. Markttag ist nicht mehr am Mon-, sondern am Freitag, dazu war es auch noch ein Brückentag und fast ein Sommertag mit strahlender Sonne. Gesagt hat sie: »Ich bin ganz im Glück!« Wobei: Es sind so viele Leute gekommen, dass die aufgestellten Biertische und -bänke gar nicht ausreichten, um allen einen Sitzplatz bieten zu können. Denn - auch das war neu - die Genkinger sollten nicht nur Geld ausgeben, einkaufen und vielleicht ein Schwätzchen mit dem Nachbarn auf der Straße halten, sie sollten auch länger bleiben. Und dabei unterhalten werden.

Das Landratsamt Reutlingen hatte Marlene Karcher kontaktiert mit einem Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte und wollte: das schwäbische Duo Die Spätzünder hat in der Schillingstraße für Kurzweil, Musik und Stückle zum Lachen gesorgt, gefördert wurde der Auftritt über das Kult(tour)-Projekt des Landkreises, das dazu beitragen soll, altes Kulturgut zu beleben und Kultur im ländlichen Raum zu fördern. »Man muss alles versuchen, um den Krämermarkt zu erhalten, er ist Tradition, und Tradition ist wichtig«, sagt Marlene Karcher. Wenn sie in neuem Gewand daherkommt - umso besser. (GEA)