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Aktuell Genossenschaft

Wie sich die Menschen in Hohenstein am geplantem Windpark beteiligen können

Eine Bürgerenergiegenossenschaft ermöglicht die Beteiligung von Hohensteiner Bürgern an den geplanten Windkraftanlagen. Bei einer Info-Veranstaltung wurde erklärt, wie eine Beteiligung bares Geld bringen kann.

Lukas Winkler (links) vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband und Bürgermeister Simon Baier informierten über die Grü
Lukas Winkler (links) vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband und Bürgermeister Simon Baier informierten über die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft in Hohenstein. Foto: Maria Bloching
Lukas Winkler (links) vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband und Bürgermeister Simon Baier informierten über die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft in Hohenstein.
Foto: Maria Bloching

HOHENSTEIN-ÖDENWALDSTETTEN. »So schnell wie möglich« soll in Hohenstein eine Bürgerenergiegenossenschaft gegründet werden, wenn es nach Bürgermeister Simon Baier geht. Die Gemeinde hat nun mit einer Informationsveranstaltung den Stein ins Rollen gebracht, jetzt sind die Bürgerinnen und Bürger selbst am Zug. Und damit sollten sie nicht allzu lange warten. Denn insbesondere für den Bereich nördlich von Bernloch sind die Verhandlungen mit dem Unternehmen Windkraft Schonach vorangeschritten. Nach Baiers Angaben war es dabei auch Ziel der Gemeinde, eine umfassende finanzielle Beteiligung für die Bürgerschaft und somit eine Teilhabe an der Wertschöpfung zu ermöglichen. »In mehreren Verhandlungsrunden ist es gelungen, dafür einen attraktiven Rahmen zu schaffen«, erklärte er. Zwischenzeitlich wurde ein Gestattungsvertrag abgeschlossen.

Der Projektierer plant in diesem Bereich auf Flächen der Gemeinde Hohenstein in Richtung Gomadingen drei Windkraftanlagen, eine davon soll die Bürgerschaft komplett selbst erwerben können. Das sei selten, die Chance sollte deshalb unbedingt genutzt werden, betonte Lukas Winkler vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband. Er war nach Ödenwaldstetten gekommen, um die rund 60 interessierte Bürger in der Scheunenwerkstatt über Beteiligungsmöglichkeiten und über Gründung und Betrieb einer Bürgerenergiegenossenschaft zu informieren.

Wie Beteiligungen möglich werden 

Neben dem Erwerb einer kompletten Anlage mit Kosten von bis zu zehn Millionen Euro gibt es laut Winkler auch die Möglichkeiten, Anteile am ganzen Park zu erwerben und somit am wirtschaftlichen Betrieb beteiligt zu sein. Oder über ein sogenanntes Nachrangdarlehen der Windkraft Schonach finanzielle Mittel gegen Verzinsung zur Verfügung zu stellen. »Wenn Sie sich für die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft entscheiden, gucken Sie, dass Sie das ganze Windrad in Ihre Bilanz reinkriegen«, lautete der Rat des Fachmanns. Ein Drittel oder ein Viertel der Kosten müssten als Eigenkapital von den Genossenschaftsmitgliedern eingebracht werden, der Rest könne von der Genossenschaft über die Aufnahme eines Darlehens finanziert werden. »Damit werden Sie von vielen beneidet. Denn eine ganze Anlage übernehmen zu können, bietet eine Chance, die Sie nutzen sollten. Das wurde von der Gemeinde gut ausgehandelt«, lobte Winkler.

Der Gründung einer solchen Genossenschaft gehe im Regelfall die Bildung einer Arbeitsgruppe voraus. Danach sind mehrere Schritte notwendig. Zunächst bedarf es eines klaren Ziels und einer gemeinsamen Vision der Beteiligten, die in einem Geschäftsplan dargelegt wird. Idealerweise stammen die künftigen Mitglieder aus Hohenstein selbst, dies ist laut Winkler aber nicht zwingend. Um die Grundlagen zu entwickeln, muss eine Satzung erstellt werden, in der die Mitgliederrechte und -pflichten definiert sind. Außerdem braucht es Vorstände, einen Aufsichtsrat und einen Prüfungsverband, der alle Abläufe kontrolliert.

Stimmrecht und Dividende

Ein zentraler Aspekt der Gründung ist die Finanzierung. Die Mitglieder stellen Kapital in Form von Einlagen bereit und erhalten dadurch nicht nur ein Stimmrecht, sondern können auch finanziell – etwa über eine jährliche Dividende – profitieren. »Die Mitglieder selbst bestimmen, was mit ihrem Gewinn passiert. Ein Teil muss in die gesetzliche Rücklage gehen, der Rest kann ausgeschüttet werden«. Das schöne bei Windenergie-Anlagen sei, so Winkler, dass sie eine gute Planbarkeit für die nächsten Jahrzehnte bringen.

Ob jedoch alles so umgesetzt wird, wie bisher vorgesehen, wollte Bürgermeister Baier nicht garantieren. Doch eine schnelle Gründung sei trotzdem angeraten, denn sobald der Projektierer den Bauantrag eingereicht hat, wird er auf die Gemeinde zukommen und eine Beteiligung nachfragen. »Dann haben wir vielleicht noch vier Wochen Zeit für die Gründung einer Energiegenossenschaft«, gab Baier zu bedenken. Gemeinderat Markus Tress sah hier ein Stück weit die Gemeinde in der Pflicht, diese Gründung zu koordinieren und schlug deshalb vor, zeitnah einen Termin für eine Versammlung anzuberaumen.

Wie weiter geplant wird

Neben den drei Windkraft-Anlagen nördlich von Bernloch in Richtung Gomadingen sind noch fünf weitere von der EnBW in Eglingen auf privater und kommunaler Fläche geplant. Außerdem sollen noch fünf Windkraftanlagen auf Oberstetter Gemarkung auf dem Schäfbuch in Richtung Pfronstetten entstehen. Dort ist jedoch nicht die Gemeinde Vertragspartnerin mit dem Projektierer WPD, sondern die Holzgerechtigkeit. Inwieweit sich in Eglingen und Oberstetten Beteiligungsmöglichkeiten ergeben, ist noch nicht abschließend geklärt. (GEA)