HAYINGEN-EHESTETTEN. Bereits in der Märzsitzung wurde das Projekt von der EnBW dem Hayinger Gemeinderat vorgestellt, jetzt ging es im Beisein des Ortschaftsrats Ehestetten um planerische Details. In Hohenstein sind auf Gemarkung Eglingen die Planungen für fünf Windkraftanlagen bereits weiter fortgeschritten, ebenso in Pfronstetten auf Gemarkung Aichelau für sechs Windkraftanlagen. Alle stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ehestetten. »Wir wollen sie nicht überall in allen Himmelsrichtungen haben, sondern als konzentriertes Gesamtgebiet mit einer gewissen Anzahl von Anlagen«, machte Projektentwickler Fabian Maisch von der EnBW deutlich. In diesem »Drei-Kommunen-Eck« sei eine »gute Konstellation« für ein solches Vorhaben vorhanden.
Fünf Windkraftanlagen werden in Ehestetten am nordwestlichen Rand der Gemarkung als sinnvoll erachtet, die Stadt Hayingen besitzt dort größere Flächen, auf denen vier Windkraftanlagen Platz finden können. »Die meisten Pachteinnahmen bleiben also in der Kommune und kommen der gesamten Bürgerschaft zugute«, so Maisch. Der Regionalplan sieht einen Mindestabstand zur Wohnbebauung von 1.000 Metern vor, aktuell geht die EnBW von einem Abstand von 1.300 Metern aus. Eine realitätsgetreue Visualisierung von der Ortsmitte aus hat gezeigt: Die Windräder auf Ehestetter Gemarkung - immerhin mit einer Gesamthöhe zwischen 245 und 290 Metern und einer Nennleistung zwischen 5,5 und 8 Megawatt - sind von dort aus kaum zu sehen, die auf Aichelauer Gemarkung aber schon.
Schall- und Schattenwurfberechnungen ergaben, dass nachts nicht mehr als 40 Dezibel an der äußeren Hauswand ankommen: »Das entspricht dem Niveau eines Kühlschranks mit einem leisen, sonoren Summen. Drinnen hört man nichts«, versprach Maisch. Berücksichtigt wurde für die Berechnung nicht nur das, was die geplanten Windkraftanlagen zum Schall beitragen, sondern auch Geräusche von Straßen oder Biogasanlagen. Demnach würde man nur über die strikten Dezibel-Vorgaben kommen, wenn der Wind aus allen Richtungen voll bläst und die Windräder in Volllast laufen. »Das kommt so gut wie nie vor«, so Maisch.
Auch bezüglich des Schattenwurfs seien strikte Vorgaben einzuhalten. Wenn also pro Tag 30 Minuten oder pro Jahr acht Stunden lang bewegender Schatten auf ein Haus fällt, muss die Anlage abgeschaltet werden. In den Anlagen werden Schattenwurfmodule verbaut, die genau messen, wie viel Schatten auf die am nächsten stehenden Häuser fällt. »Das ist sehr gut beherrschbar und muss eingehalten werden.« Grundsätzlich seien in Ehestetten mehrere Häuser betroffen, man gehe aber nicht davon aus, über die Grenze zu kommen. »Dann müsste an 365 Tagen wolkenloser Himmel und strahlender Sonnenschein herrschen«. Insgesamt, so machte Maisch deutlich, sei der Standort optimal.
Beteiligung der Bürger an den Einnahmen
»Wir wollen Windparks nicht nur genehmigen und bauen, sondern auch betreiben. Dazu gehört am Ende dann auch der Rückbau oder das Ersetzen von alten Anlagen durch neue«, betonte der Projektentwickler und verwies auf die Wertschöpfung vor Ort mit direkter Beteiligung der Bevölkerung am Windpark, eventuell über eine Bürgerenergiegenossenschaft oder über ein gewährtes Darlehen. Außerdem erhält die Kommune nicht nur Pachteinnahmen, sondern auch eine kommunale Beteiligung mit rund 25.000 Euro pro Windrad sowie Gewerbesteuer. Falco Engelfried, bei der EnBW zuständig für die Flächensicherung, sprach von einem Poolvertrag, den alle beteiligten Grundstückseigentümer mit den gleichen Pachtzahlungen erhalten. »Das ist eine gerechte Verteilung und vermeidet Streit.« Ein Großteil der Verträge sei mit privaten Eigentümern bereits geschlossen worden, in diesem Jahr will man sich noch mit der Stadt Hayingen einigen.
Im nächsten Jahr stehen artenschutzrechtliche Untersuchungen an. Baubeginn könnte laut Engelfried in drei Jahren sein, sodass der Windpark 2028 in Betrieb gehen könnte. Zuvor jedoch, so baten die Ortschaftsräte aus Ehestetten, soll zeitnah eine weitere Visualisierung von der Ortsmitte aus in ihrem Beisein erfolgen. »Am besten auch mit den Windrädern aus Aichelau und Eglingen, die uns doch stark beeinträchtigen. Für Ehestetten bedeuten die insgesamt 16 Windkraftanlagen schon eine deutliche Konzentration«, gab Gemeinderat und Ehestetter Bürger Daniel Tress zu bedenken. Die Netzeinspeisung, so räumte Maisch auf Anfrage ein, sei nach wie vor in der gesamten Branche ein großes Thema, bei dem intensiv an Lösungen gearbeitet werde. »Wir haben die Einspeisezusage über den Netzeinspeisepunkt beim Flugplatz Münsingen-Eisberg«. Klar sei aber: »Wir brauchen insgesamt eine bessere Infrastruktur, sonst funktioniert es nicht.« (GEA)