PFRONSTETTEN. Die Maispflanzen sind etwa drei Meter in die Höhe gewachsen. Gut so. Denn kein normal großer Mensch, geschweige denn ein Kind, kann über sie hinwegsehen. Besucher sollen sich auf verschlungenen Pfaden ihren Weg durch das Feld suchen. Sackgassen gibt es natürlich auch. Schadet nicht, denn das sorgt für Gelächter und Spaß auf dem vier Hektar großen Feld. Zwei bis drei Kilometer lang führen die Wege durch das grüne Dickicht. An den Maisstangen hängen schon Kolben, oben sprießen noch Blüten.
Den Mais hat Denis Arnold im Frühjahr gesät. Der Unterschied zu manch anderem Labyrinth: Am Computer hat er den Irrgarten geplant, die Wegekarte ins System des Traktors eingespeist, und der hat per GPS-Steuerung die Saat zielgenau ausgebracht und dabei die späteren Wege ausgespart.
Das ist nicht bloße Spielerei, sondern hat Nachhaltigkeitsnutzen und Effizienzgründe in der Bewirtschaftung der Äcker. Er kann die Aussaatstärke je nach Bodenbeschaffenheit und Wassergehalt im Erdreich bestimmen, auch Dünger- und Pflanzenschutzmengen können so exakt nur dort ausgebracht werden, wo es notwendig ist, Sensoren messen den Chlorophyll-Gehalt der Pflanzen.

Bis zum 29. September haben die Maispflanzen Zeit zu wachsen, dann werden sie gehäckselt, siliert und in der Biogasanlage des Hofs Arnold zu Strom und Wärme umgewandelt. Die Energie wird ins Nahwärmenetz in Aichelau eingespeist. Die neue Wärmeheizzentrale ersetzt rund 250.000 Liter Heizöl zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, wie Denis Arnold erklärt. Außerdem kann bei Bedarf oder Verbrauchsspitzen flexibel zusätzlicher Strom ins Netz eingespeist werden, das dient der Gewährleistung der Versorgungssicherheit.

Über all diese Aspekte - Landwirtschaft, Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, Nutzen von Mais - wird auch im Maislabyrinth informiert. »Wir wollen etwas für das Image der Landwirtschaft tun«, sagt Caroline Brunner-Arnold. Vor allem Kinder sollen wieder mehr Bezug zu Natur und bäuerlicher Bodenbestellung bekommen. Für sie sind deshalb auch acht Stationen im Maislabyrinth versteckt, die nicht in die Irre führen sollen, sondern erhellende Erkenntnisse über all die genannten Aspekte bereithalten.
Es gilt, Fragen zu beantworten. Am Ende kommt ein Lösungswort heraus. Am Eingang des Labyrinths, das täglich ab 8.30 Uhr begehbar ist, gibt es Quizkarten, auf denen die Lösungsbuchstaben notiert werden können. Nach dem 29. September werden dann tolle Preise verlost, etwa ein 100-Euro-Gutschein der Tress Brüder für eine Bootsfahrt in der Wimsener Höhle oder Eintrittskarten für den Freizeitpark Traumland.
Auch weitere Sponsoren haben die Arnolds gewinnen können, die im vergangenen Jahr auf die Aktion aufmerksam geworden sind. Die Familie hat zur Eröffnung des Labyrinths ein Fest organisiert, mehr als 300 Gäste kamen, die unter dem runden Zeltsegeldach Platz nehmen konnten, Mitarbeiter und Familie haben angepackt. BeckaBeck hat Weckle, die Zwiefalter Brauerei Getränke, die BayWa das Saatgut, der Ferienhof Brunner Spanferkel, Bernd Groß Rote für die Sommerabend-Party zur Verfügung gestellt. Und die Lomba-Kabell der Narrenzunft Großengstingen machte blasmusikalisch und sängerisch Stimmung.
Alles das dient noch einem bestimmten Zweck, auch die Spenden, die Besucher in die Kasse am Eingang des bei freiem Eintritt zugänglichen Maislabyrinths werfen können. Das Geld kommt dem vierjährigen Finn zugute. Mutter Ramona stammt aus Mägerkingen und lebt mit ihrer Familie in Tübingen. Ihr Sohn leidet seit der Geburt an einer spastischen beinbetonten Lähmung. Die Krankenkasse zahlt nicht alle benötigten Hilfsmittel und nicht alle Therapien wie Reit- und Schwimmtherapie, die die Familie Finn ermöglichen möchte.
»Wir hoffen einfach, dass es sich lohnt, was wir machen«, sagt die Mutter. Die Therapien würden sich lohnen, Finn Fortschritte machen. Ziel sei es, das der Junge gehen und selbstständig sein kann. »Es ist beeindruckend, was alle hier für uns auf die Beine stellen«, sagt Finns Mutter begeistert und gerührt. Im vergangenen Jahr hat Familie Arnold auch schon Spenden gesammelt: 5.000 Euro kamen für den kleinen Lio Hölz aus Wilsingen zusammen. Alle würden sich freuen, wenn sie das Ergebnis in diesem Jahr toppen könnten.
Mitten im Zickzack-Wegesystem haben die Arnolds übrigens einen Jägerstand aufgebaut, von dem aus Besucher sich einen Überblick verschaffen können, um wieder aus dem Labyrinth herauszufinden. Oder man fotografiert sich sicherheitshalber den Wegeplan am Eingang des Irrgartens ab. Bis der Mais Anfang Oktober gehäckselt wird, sollte sich spätestens darin niemand mehr verirrt haben.
Der Weg zum Maislabyrinth ist innerhalb des Pfronstetter Teilorts Aichelau ausgeschildert. Oder man gibt ins Navi die Koordinaten 48°17'36.7''N 9°24'32.5''E ein. (GEA)