GOMADINGEN. Gut Ding will Weile haben. Dieses Sprichwort trifft bei der Gomadinger Flurneuordnung den Nagel auf den Kopf. Von der Idee bis zur Umsetzung hat es nämlich 36 Jahre gedauert. Jetzt wurde der Abschluss des Verfahrens mit rund 50 geladenen Gästen mit der Enthüllung einer Erinnerungsstele gefeiert.
»Ein Projekt, in dem nicht nur Grenzen verschoben, Wege gebaut und Felder neu geordnet wurden«, sagte Erwin Pfeifle, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft. Auch Menschen seien zusammengebracht, Landschaften gestaltet und Perspektiven für die Zukunft geschaffen worden. Dieses Flurneuordnungsverfahren sei ein gutes Beispiel dafür, wie Landwirtschaft, Naturschutz und Erholungswert im ländlichen Raum gleichberechtigt zusammenwirken können.
Kosten: 3,85 Millionen Euro
Das Verfahrensgebiet umfasst rund 1.600 Hektar in Gomadingen, Steingebronn und Offenhausen. Knapp 500 Grundstückseigentümer haben daran teilgenommen. Vor der Flurneuordnung waren es 3.099 Flurstücke, heute nur noch 1.479. Rund 3,85 Millionen Euro hat dieses Mammutprojekt gekostet, davon haben die EU, der Bund und das Land 85 Prozent der Kosten »für die infrastrukturellen Vorteile für die Allgemeinheit« übernommen, freute sich Pfeifle. »Es zeigt sich, was möglich ist, wenn viele zusammenarbeiten.« 465.000 Euro musste die Teilnehmergemeinschaft selbst aufbringen, den Rest gab es aus verschiedenen Fördertöpfen und Zuschüssen von der Gemeinde und dem Haupt- und Landgestüt Marbach. In der Flur sind neue Landschaftselemente, Biotope, Gewässerrandzonen und Blühstreifen entstanden, die das Landschaftsbild aufwerten und wertvolle Lebensräume bieten. Ein besonderes Schmuckstück ist dabei das Naturschutz-Informationszentrum mit dem Gomadinger See, freute sich Bürgermeister Klemens Betz, der dort zusammen mit Landrat Ulrich Fiedler eine Floßfahrt unternahm.
In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden zudem fast 30 Kilometer Schotterwege und 13 Kilometer Bitumen- und Betonspurwege angelegt sowie jeweils zwei Brücken und Stege über die Große Lauter gebaut. Für die Querung des Schörzbaches wurde für den Schaftrieb eine Furt angelegt. Auf heckenreichen Gemarkungen haben die Planer 1,6 Kilometer Gehölzstreifen neu gepflanzt, drei Hektar Gewässerstreifen ausgewiesen und 13 neue Obstbäume gepflanzt.
Jürgen Eisenmann, Abteilungsleiter des Landesamtes für Geoinformationen und Landesentwicklung in Baden-Württemberg, sprach von einem »gelungenen Großprojekt«. Er kenne keinen, der sich den Zustand vor 36 Jahre zurückwünsche. Es sei ein tolles Ergebnis, alle unter einen Hut gebracht zu haben.
Mehrwert für die Gemeinde
Eisenmann erinnerte unter anderem an den Rad-, Wander- und Kutschenweg, an die vier Bahnübergänge, die zusätzlichen Radwege, die zwei Brücken als zentrale Verbindungen südlich und nördlich von Gomadingen sowie an die neuen Stege über die Große Lauter.
Dies alles hätte es ohne die Flurneuordnung nicht gegeben. Dem stimmte Bürgermeister Betz zu. Er sprach von einem »nachhaltigen Mehrwert« für die Landwirtschaft, aber auch für die Gemeinde und die Region. Die Flurneuordnung trage zu einer Steigerung der touristischen Attraktivität des Luftkurorts im Großen Lautertal bei.
Landrat Ulrich Fiedler sprach von einem »guten Tag« für die drei Ortsteile. Man habe zwar einen recht »langen Atem« bis zur Fertigstellung gebraucht. Aber der Einsatz und die investierte Zeit hätten sich gelohnt. Mit dem Ergebnis könne man mehr als zufrieden sein. Kein Wunder, dass der Landrat von einem »Vorzeigeverfahren« sprach.
Fiedler erinnerte daran, dass aktuell elf Flurneuordnungen im Landkreis Reutlingen laufen, bei denen eine Gesamtfläche von 110 Quadratkilometern neu geordnet werden. Das bedeutet, dass sich rund zehn Prozent der Fläche in einer Flurneuordnung befinde, an der sich rund 3.000 Eigentümer beteiligen. Aktuell wurde die erste Tranche über 1,3 Millionen Euro für die Flurneuordnung Pfronstetten-Aichstetten/Tigerfeld genehmigt, fügte der Landrat hinzu. »Es geht weiter, wir haben noch viel zu tun.« (GEA )

