MÜNSINGEN-MAGOLSHEIM. Das Werk ist vollbracht, Zeit für die »Hölle der Grußworte«, wie Regierungspräsident Klaus Tappeser es bei der offiziellen Inbetriebnahme des Windparks Magolsheim formulierte. Er fasste sich denn auch als einer der späten Redner knapp.
Dabei gab es viel zu sagen, beim Festakt, zu dem auch Umweltministerin Thekla Walker auf die Alb reiste. Der Windpark ist der erste im Kreis, der seit der Jahrtausendwende ans Netz ging, damals waren die Parks in den Münsinger Teilorten Auingen und Böttingen ganz vorne mit dabei. Im Rennen mit den im Bau befindlichen Parks am Sonnenbühler Hohfleck (Sowitec) und in Gomadingen (Windkraft Schonach) hat Schöller SI in Magolsheim die Nase vorn behalten. Nicht zu Unrecht haben sich alle Beteiligten ordentlich gegenseitig auf die Schulter geklopft.
Vor fünf Jahren kam die verrückte Idee auf, erzählte Miriam Schöller, gemeinsam mit Frank Siefert, ortskundiger Mitprojektierer aus Münsingen, den Park auf den Weg zu bringen. Aus der Region und für die Region, dafür stehe Schöller SI, meinte Chef Willi Schöller. In Magolsheim hat das geklappt. Ulrich Fiedlers Landratsamt hat in Rekordzeit die Genehmigung erarbeitet, auch wegen der Vorarbeit des Schöller-Teams um Johannes Wild. Im November 2023 wurden die Unterlagen eingereicht, im April 2024 begannen die Baumaßnahmen. An dem Maßstab wolle man sich künftig messen, versprach der Landrat.
Dabei wurde viel Neuland betreten, nicht nur beim Papierkrieg. Enercon hat in Magolsheim zum ersten Mal ihre neueste Generation von Windrädern aufgestellt, davon liefen bisher nur ein paar Prototypen in Friesland, berichtete Enercon-Manager Philipp Vohrer, der das gestrige Friesenwetter genoss.
Für Umweltministerin Walker ist der Park ein Hoffnungsschimmer, »the Länd« liegt bei der Windkraft noch auf den hinteren Plätzen. Sogar hinter Bayern, beklagte VfB-Fan Willi Schöller. Um Lokalpatriotismus ging es Walker aber nicht. Es gebe keine günstigere Art, Energie zu erzeugen, als Windkraft. Und das ohne Abhängigkeit von Öl-, Gas- oder Uranlieferungen aus teils zweifelhaften Herkunftsländern: »Windkraft dient der Souveränität des Landes«, meinte sie patriotisch.
Bei allem Respekt vor Landrat und Projektierer: Zum Erfolg des Projekts haben maßgeblich die lokalen Beteiligten beigetragen, würdigten alle »Großkopferten«. Allen voran Bürgermeister Mike Münzing, der über die Verwaltungsgemeinschaft Gomadingen-Mehrstetten-Münsingen schon zu einer Zeit, als noch niemand ernsthaft an die Realisierung solcher Parks gedacht hat, einen Bebauungsplan Windkraft vorangetrieben hatte.
Windpark Magolsheim
Im Windpark stehen sechs Anlagen vom Typ Enercon E-175 EP5 mit einer Nabenhöhe von 162,5 Metern und einem Rotordurchmesser von 175 Metern, Gesamthöhe also 250 Meter. Jede Anlage produziert pro Jahr 13.300 Megawattstunden, der Windpark insgesamt 80.000 Megawattstunden. Über ein oder zwei weitere Windräder wird zurzeit entschieden, beziehungsweise verhandelt. Schöller SI hat parallel ein Umspannwerk mit einer Transformatorleistung von 80/100 Megawatt-Ampere bei Heroldstatt erstellt. Insgesamt investiert Schöller SI 80 Millionen Euro in den Park (sechs Windräder). (GEA)
Bemerkenswert auch die Harmonie zwischen dem Albdorf und den Windkraftunternehmen. Ortsvorsteher Andreas Dizinger wurde vor ein paar Wochen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann gefragt, wie das denn gehe, ein Windpark ohne Contra-Bürgerinitiative. »Weil das Dorf stolz auf das Projekt ist«, hatte er geantwortet. Erstaunlich findet er nur, dass die Genehmigung für den Windpark in Rekordzeit vorlag, die für den Radweg Münsingen-Magolsheim aber seit Jahren irgendwo feststeckt. (GEA)


