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Hohensteiner Original: Willi Wolf ist im Alter von 69 Jahren gestorben

Ein bisschen rau, geradlinig und mit großem Herzen: Der»Schwäbische Cowboy« Willi Wolf brachte die Büffel auf die Alb und wurde damit weit über die Region hinaus bekannt. Jetzt ist das Hohensteiner Original im Alter von 69 Jahren gestorben.

Harte Schale, weicher Kern: Willi Wolf war ein kerniger Typ. Er liebte klare Worte - und kam im Umgang mit seinen Tieren doch ga
Harte Schale, weicher Kern: Willi Wolf war ein kerniger Typ. Er liebte klare Worte - und kam im Umgang mit seinen Tieren doch ganz ohne sie aus. Foto: Marion Schrade
Harte Schale, weicher Kern: Willi Wolf war ein kerniger Typ. Er liebte klare Worte - und kam im Umgang mit seinen Tieren doch ganz ohne sie aus.
Foto: Marion Schrade

HOHENSTEIN-MEIDELSTETTEN. »Willi fehlt«, sagt Ludwig Failenschmid. Der Gächinger Metzger war nicht nur ein langjähriger Geschäftspartner von Willi Wolf, sondern auch ein enger Freund. Dass Wolf nun im Alter von 69 Jahren gestorben ist, war zwar keine Überraschung: Seit einigen Jahren schon hatte er unter einer Krebserkrankung gelitten. Ein Schock war sein Tod dennoch, Freunde und Wegbegleiter sind tief betroffen.

Ludwig Failenschmid beschreibt Willi Wolf als »geradlinig«, ein ehrlicher, kantiger Typ. Markenzeichen Cowboyhut und Karohemd. »Er hat einen niemals angelogen und nur das gesagt, was zu sagen war - klar, verständlich und bindend, kein Wischiwaschi. Wenn er was gesagt hat war's auch so.« Failenschmids Charakterisierung des »Schwäbischen Cowboys« würden alle, die ihn kannten, unterschreiben.

Unternehmer mit Visionen

Als Wolf vor gut 20 Jahren die ersten Wasserbüffel aus Rumänien auf seinen Hof nach Meidelstetten holte, schüttelte wohl so mancher Älbler den Kopf. Was will der mit den schwarzen, zotteligen Viechern auf der Alb? Von Skeptikern, Spöttern oder Tiefschlägen ließ sich Wolf nie entmutigen, der Erfolg gab ihm recht. Wolf war ein Visionär, kein Spinner, er hatte ein Konzept. »Er war nicht nur ein guter Viehzüchter, sondern auch ein toller Unternehmer, der weit über den Tellerrand hinausgeschaut hat«, sagt Failenschmid. Er und Helmut Rauscher, der mit seiner Familie eine Hofkäserei in Ödenwaldstetten betreibt, haben von Anfang an an Wolf und sein Vorhaben geglaubt: Die Büffel sollten kein Hobby, sondern Fleisch- und Milchlieferanten sein.

An den Tag, als die ersten 30 Tiere aus Rumänien auf die Alb kamen, erinnert sich Failenschmid noch gut: »Es war mitten im Winter, es hat gestürmt und geschneit.« Abgeladen wurden die Büffel in Ödenwaldstetten, Wolf trieb sie den Rest des Weges nach Meidelstetten - auf dem Pferd sitzend. »Das war wie im Cowboyfilm«, sagt Failenschmid, »und sehr erhebend.« Für Szenen wie diese war Wolf berühmt. Büxte ein Tier von einem Hof irgendwo in der Nachbarschaft aus, wurde gerne mal »dr Willi« angerufen, der fing es mit dem Lasso wieder ein.

Zu sehen gab's solche Auftritte auch bei Willis Weidefest und später dann bei den Weideabtrieben, zu denen mehrere Tausend Zuschauer kamen - Wolf und seine Büffelherde, die zu Spitzenzeiten rund 300 Tiere zählte, waren längst zu Alb-Promis geworden. Dazu beigetragen hat sicher auch der Film »Die Büffel sind los«, den die ARD überwiegend in Mehrstetten drehte. Mit dabei: Willi Wolf, seine Pferde und Familienmitglieder, die für die Reitstunts im Sattel saßen. Den Cowboy musste er gar nicht spielen, er war's ganz einfach. Bevor die Büffel einzogen, drehte sich auf seinem Hof am Meidelstetter Ortsrand fast alles um Pferde, Besucher konnten dort Reiten lernen oder in einem der Blockhäuser übernachten, die er auf dem Grundstück gebaut hatte.

Krise wegen angeblicher Virus-Erkrankung erfolgreich gemeistert

Der Albbüffel wurde schnell zur Marke - und war damit auch ein Pionierprojekt für alle lokalen Erzeuger, die in den vergangenen Jahren nachzogen und die Alb-Herkunft zum Qualitätsmerkmal machten. Failenschmid vermarktete das Fleisch exklusiv, auch das Leder wurde und wird mittels verschiedener Kooperationen zu Geldbeuteln, Gürteln und mehr verarbeitet. Die Familie Rauscher, die selbst rund 70 Büffel hält, kreierte eigene Käsesorten mit Büffelmilch. »Aber Willi war Mr. Albbüffel, er hat das ganze Projekt verkörpert und die Marke geprägt«, zollt Failenschmid Wolf Respekt für seine Lebensleistung. Vor fünf Jahren begann Wolf, kürzerzutreten. Er verkaufte den Hof an Bernhard Podlech, der mit seinem Isländerpferdegestüt hier einzog. Die Büffel durften bleiben, Wolf kündigte an, ihren Bestand nach und nach reduzieren zu wollen.

Aufgegeben hat Wolf nie - auch nicht in der schlimmsten Krise im Jahr 2014. Als seine Büffel positiv auf Rinderherpes getestet worden sein sollten, wollte er das so nicht hinnehmen und setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Herde vor der Schlachtbank zu bewahren. Mit Erfolg. In Amtsveterinär Thomas Buckenmaier fand er einen Mitstreiter, gemeinsam gelang ihnen der Nachweis, dass die Tiere nicht Rinder-, sondern Büffelherpes hatten - und dass es damit auch keine juristische Grundlage dafür gab, sie zu töten. Seinen Optimismus verlor Wolf grundsätzlich nie. Diesen Satz hat Failenschmid oft von Wolf gehört: »S'isch nix so schlecht, dass ed no was Guads drbei roskomma gheet.«(GEA)

Cowboy mit Karo-Hemd und Cowboy-Hut: So und nicht anders kannte man Willi Wolf.
Cowboy mit Karo-Hemd und Cowboy-Hut: So und nicht anders kannte man Willi Wolf. Foto: GEA-Archiv-Foto
Cowboy mit Karo-Hemd und Cowboy-Hut: So und nicht anders kannte man Willi Wolf.
Foto: GEA-Archiv-Foto