HOHENSTEIN. 2,5 Prozent Kernzone im Kommunalwald und 17 Prozent Pflegezone: das sind die Wünsche der Unesco an den Beitrittskandidaten. Hohenstein will gern ins Biosphärengebiet, allerdings tut sich die Gemeinde schwer damit, geeignete Flächen zu finden, auf denen entweder gar nicht - Kernzone - oder mit Einschränkungen gewirtschaftet werden darf. Der Biosphärengebietsverwaltung machte der Hohensteiner Gemeinderat daher ein Minimalangebot: Er will nicht die gesamte Gemeindefläche, sondern nur 5.120 Hektar einbringen, damit können Kern- und Pflegezonen kleiner werden.
Auch von den Prozentwünschen geht Hohenstein ab: 53 Hektar im Kommunalwald und sechs Hektar im Staatswald sollen Kernzone werden, etwa ein Prozent der Beitrittskulisse. Es sei sehr schwer gewesen, geeignete Gebiete zu finden, sagte Bürgermeister Simon Baier, »Hohenstein hat sehr produktive Flächen«. Dazu sollten 305 Hektar Pflegezone kommen, rund ein Drittel davon in Privatbesitz.
Pflegezone schrumpft
Dagegen richtete sich Widerstand. Vorm Rathaus stand ein Traktor mit dem Plakat »Keine Entscheidung über Privateigentum«. Dem Wunsch der Besitzer der 100 Hektar wurde entsprochen, der Gemeinderat schlug der Biosphärenverwaltung in seinem Beschluss vor, keine privaten Flächen als Pflegezone auszuweisen - die Pflegezone schrumpft damit auf etwa 200 Hektar oder vier Prozent der Beitrittskulisse.
Tobias Brammer von der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets nahm es so mit. Er wird jetzt versuchen, den Hohensteiner Wunsch der Unesco beziehungsweise dem Lenkungskreis des Biosphärengebiets schmackhaft zu machen. Brammer war im Gemeinderat zuversichtlich, dass man die Hohensteiner Besonderheiten erklären kann. »Der Lenkungskreis ist bürgermeisterlastig, die kennen die Befindlichkeiten.« Allerdings steht Hohenstein mit seiner Beitrittsbewerbung nicht allein. Das Biosphärengebiet soll von 85.000 auf maximal 120.000 Hektar erweitert werden, wer von den Bewerbern letztlich zum Zuge kommt, wird sich zeigen.
Gerade einmal ein Prozent Kernzone
Die Unesco setzt Flächenziele - für das gesamte Biosphärengebiet, nicht für die einzelnen Kommunen - hat aber auch andere Wünsche. So sollten die Kernzonen 50 Hektar am Stück umfassen, was für einen »Urwald von morgen« nicht viel ist, und die 53 Hohenstein-Hektar sind in zwei Areale gespalten. Außerdem wünscht die Unesco um die Kernzonen herum eine Puffer-Pflegezone, erklärte Brammer, deswegen wurde auch private Flächen in den ersten Vorschlag mitaufgenommen. Die Biosphärenverwaltung wird jetzt den entscheidenden Instanzen erklären müssen, warum Hohenstein die Bedingung nicht erfüllen kann, aber trotzdem gern mitspielen möchte. Aber: »Die Biosphäre passt nicht für alle«, sagte Brammer.
Zur Not wieder austreten
Im Gemeinderat überwog das Verständnis für die Bedenken der Privaten, auch wenn Brammer nicht müde wurde, zu betonen, dass in den Pflegezonen keine biosphärengebietsspezifische Regeln bei der Bewirtschaftung zu befürchten seien. Pflegezonen dienen dem Erhalt landschaftstypischer Lebensräume, in Betracht kommen Flächen, die jetzt schon unter irgendeiner Art von Schutz stehen, etwa Natur- und Vogelschutzgebiete, die albtypischen Wacholderheiden oder Naturdenkmäler. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt? Rat Alexander Beetz wollte wissen, ob hier Rechtssicherheit gegen verschärfte Auflagen bestünde. Theoretisch könne die Gemeinde wieder aus der Biosphäre austreten, beruhigte Brammer.
Alle Teilorte können profitieren
Hohenstein will 5.120 Hektar seiner 6.171 Hektar Gesamtfläche einbringen. Die gute Nachricht sei, sagte Bürgermeister Simon Baier, dass alle fünf Teilorte in der Gebietskulisse lägen und von den Vorteilen bei Fördergeldern oder der Vermarktung unter dem Biosphärensiegel profitieren können. Nach der gewünschten Verkleinerung der Pflegezone bleiben etwa 4.860 Hektar Entwicklungszone: hier gibt es keine Einschränkungen bei der Nutzung, welcher Art auch immer. Über die Vorteile, die Hohenstein von einem Beitritt hätte, wurde im Gemeinderat nur noch kurz gesprochen, Bürgermeister Baier berichtete aber, dass nicht nur Gastronomie und Tourismus ganz konkrete positive Effekte sehen würden.
Der Lenkungskreis des Biosphärengebiets trifft die finale Entscheidung zum Beitritt im Oktober, das rechtliche Ausweisungsverfahren soll im Januar 2026 abgeschlossen sein, die Anerkennung durch die Unesco wird für Juni 2027 erwartet. (GEA)