HOHENSTEIN. Wenn's im Gemeinderat um den Breitbandausbau geht, wird meistens ziemlich schnell technisches Fachchinesisch gesprochen. Das Thema ist komplex und kompliziert, die dazugehörigen Begriffe sind es auch. Wird bis zum Verteiler ausgebaut, spricht man von FTTC, die Abkürzung steht für »fibre to the curb«. Werden auch die Gebäude in einer Straße angeschlossen, ist von FTTB die Rede, »fibre to the building« also. In Hohenstein geht's aktuell um den FTTB-Ausbau - mit einem interessanten Detail, einem Spezialproblem und einem entsprechenden Begriff dafür: »homes passed«. Was das bedeutet und wie man damit umgeht, war Thema in der jüngsten Ratssitzung.
Philipp Rauneker von der Firma Seim und Partner, die mit den Planungsleistungen für den Breitbandausbau in Hohenstein beauftragt ist, brachte die Räte auf den aktuellen Stand: Die Planungen sind weitestgehend abgeschlossen, fast alle - insgesamt rund 1.400 - Adressen in Hohenstein bekommen einen kostenlosen Hausanschluss. Kostenlos deshalb, weil Bund und Land Anschlüsse in sogenannten grauen und dunkelgrauen Flecken fördert und dort höhere Surf-Geschwindigkeiten ermöglichen will. Als hellgraue Flecken gelten Gebiete mit einer Versorgung von 30 bis 100 Mbit pro Sekunde, die dunkelgrauen Flecken stehen für eine Versorgung mit Downloadgeschwindigkeiten von 100 bis 200 Mbit pro Sekunde.
Der Job von Firmen wie Seim und Partner ist es, eine möglichst günstige Trassierung zu planen, die alle Häuser einschließt. Das haben Raunekers Kollegen auch getan - mit dem Ergebnis, dass an einem Teil der Strecke auch ein paar Häuser liegen, die von Rechts wegen keinen kostenlosen Anschluss bekommen dürfen. Warum? »Weil diese Adressen bereits höher ausgebaut sind«, erklärte Rauneker. In unmittelbarer Nähe der Gebäude - konkret geht es um 18 Häuser in Bernloch - gibt es bereits eine Infrastruktur, die schon jetzt eine bessere Versorgung ermöglicht als an den hell- und dunkelgrauen Flecken.
Gemeinde übernimmt Kosten aus Gründen der Gleichbehandlung
Sie fallen unter die Kategorie »nicht förderfähige Anschlüsse« und deshalb auch aus der Förderung. Die Eigentümer müssten den Hausanschluss also, wenn sie denn einen wollen, streng genommen selbst bezahlen - oder ihre Gebäude müssten bei der Erschließung übersprungen werden. Daher kommt auch ihr Name: Im Fachjargon ist von »homes passed« die Rede. Das Phänomen kommt immer wieder vor, in Hohenstein sei das Verhältnis mit 18 zu 1.400 Häusern aber noch ziemlich gut, beruhigte Fachmann Rauneker. In allen anderen Ortsteilen außer Bernloch habe man so planen können, dass es überhaupt keine »homes passed« gebe. »Da können wir uns glücklich schätzen«, betonte auch Bürgermeister Simon Baier, der das Problem und mögliche Lösungen auch schon mit Kollegen aus den Nachbargemeinden diskutiert hat.
Wie geht man nun mit den 18 Sonderfällen im August-Lämmle-Weg und in der Uhlandstraße um, die durchs Förder-Raster fallen?»Wir haben lange überlegt, welchen Vorschlag wir ihnen unterbreiten«, wandte sich Baier an die Räte. Aus Gründen der Fairness und Gleichbehandlung schlug er eine Strategie vor, die das Gremium ohne große Diskussion einhellig billigte: Die Gemeinde springt in die Bresche und übernimmt die Kosten für die 18 Anschlüsse, in Summe rund 45.000 Euro. In Relation zur Gesamtinvestition ein Klacks: Der Breitbandausbau in Hohenstein kostet rund 23 Millionen Euro, 90 Prozent davon sind über Fördermittel gedeckt.
Über die Details der Planungen zu den Hausanschlüssen im gesamten Gemeindegebiet ist eine Informationsveranstaltung voraussichtlich am 12. Mai geplant, die Details werden noch bekannt gegeben. Danach sollen unmittelbar Termine mit Eigentümern für Hausbegehungen vereinbart werden. Diese sollen im Juni über die Bühne gehen, damit die letzten Planungsdetails festgelegt werden können. Je nach Ausschreibungsergebnis sollen sich die Tiefbauarbeiten so bald wie möglich anschließen. (GEA)