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Aktuell Jubiläum

50 Jahre Hohenstein in Buchform

Ein ehrenamtliches Redaktionsteam hat zum Jubiläum eine umfangreiche Festschrift verfasst.

Das Festschrift-Team (von links): Desiree Krause-Weber, Lucia Kaufmann, Carolin Zeller, Timo Hoffmann, Werner Christner, Roland
Das Festschrift-Team (von links): Desiree Krause-Weber, Lucia Kaufmann, Carolin Zeller, Timo Hoffmann, Werner Christner, Roland Kloker und Sebastian Groß. Es fehlen Aron Hofetter, Hans-Peter Merker und Gerhard Schmid. Foto: Gemeinde Hohenstein
Das Festschrift-Team (von links): Desiree Krause-Weber, Lucia Kaufmann, Carolin Zeller, Timo Hoffmann, Werner Christner, Roland Kloker und Sebastian Groß. Es fehlen Aron Hofetter, Hans-Peter Merker und Gerhard Schmid.
Foto: Gemeinde Hohenstein

HOHENSTEIN. »Was ist das Schönste an Bernloch? - Die Abfahrt nach Ödenwaldstetten.« Witze wie diese kursieren immer noch, aber sie sind nicht böse gemeint. Vor 50 Jahren haben sich die damals noch selbstständigen Gemeinden Bernloch, Meidelstetten, Ödenwaldstetten, Eglingen und Oberstetten zur Gemeinde Hohenstein zusammengeschlossen. Wie überall landauf, landab im Zuge der Gemeindereform nicht ganz freiwillig. Aber: Inzwischen ist zusammengewachsen, was zusammen gehört: »Das Eigenleben der Ortsteile wird gewahrt, gleichzeitig wurde ein starkes Wir-Gefühl geschaffen«, meint Bürgermeister Simon Baier. Deshalb wird, während die 50 Jahre in anderen Gemeinden eher beiläufig gewürdigt werden, in Hohenstein groß gefeiert: Am Wochenende 5./6. Juli ist rund um die Hohensteinhalle ein Programm von feierlich bis unterhaltsam geboten (siehe Info-Box).

In diesem Rahmen wird auch die Festschrift erstmals gegen einen kleinen Unkostenbeitrag ausgegeben, danach wird sie im Bürgerbüro des Rathauses erhältlich sein. In kurzen, ansprechenden Beiträgen wird Hohensteiner Geschichte präsent: Die der Gesamtgemeinde, aber auch die der Teilorte, die bei allen Gemeinsamkeiten ihre Eigenheiten bewahrt haben. Neben fünf Ortsporträts finden sich Berichte über die Ruine, die der Gemeinde ihren Namen gab und deren Bergfried das Wappen ziert, die Feuerwehr, die Kirchen, das Gesundheitszentrum, die Vereine und vieles mehr.

Erarbeitet hat das 70 Seiten umfassende Büchlein ein Redaktionsteam, dessen Mitglieder fast alle Generationen und Ortsteile Hohensteins repräsentieren. Gefunden haben sie sich über Aufrufe im Amtsblatt, er habe aber auch gezielt einzelne Personen angesprochen, bei denen er sich eine Mitarbeit gut habe vorstellen können, berichtet Bürgermeister Simon Baier. Vom Ergebnis ist er mehr als begeistert: »Was aus der Mitte der Gemeinde heraus im ehrenamtlichen Engagement entsteht, ist toll.« Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres wurden in einer ersten Sitzung Ideen diskutiert und Aufgaben verteilt, innerhalb weniger Monate stand das fertige Buch.

Das Wahrzeichen Hohensteins, das der Gemeinde ihren Namen gibt, ziert das Cover der Festschrift.
Das Wahrzeichen Hohensteins, das der Gemeinde ihren Namen gibt, ziert das Cover der Festschrift. Foto: Gemeinde Hohenstein
Das Wahrzeichen Hohensteins, das der Gemeinde ihren Namen gibt, ziert das Cover der Festschrift.
Foto: Gemeinde Hohenstein

Die Altersspanne ist riesig: Der 26-jährige Aron Hofstetter studiert auf Lehramt unter anderem Geschichte, kaum älter ist Timo Hoffmann mit seinen 28 Jahren. »Wenn Meidelstetten mal ein Jubiläum feiert, hat er schon fast die komplette Festschrift dafür in der Schublade«, würdigt Sebastian Groß Hoffmanns großes Engagement. Groß selbst ist 39 Jahre alt und Kulturwissenschaftler. Mit Desiree Krause-Weber und Lucia Kaufmann sind zwei junge Damen vom Rathaus mit im Team, sie haben in alten Protokollen geblättert und Bilder gesucht. Carolin Zeller hat die Beiträge der Autoren in ein ansprechendes, luftiges Layout gepackt.

Gerhard Schmid hat seinen 84. Geburtstag schon gefeiert, Werner Christner noch nicht ganz. Die beiden Senior-Redakteure verbindet nicht nur ihr stattliches Alter: Beide haben die vergangenen 50 Jahre Hohenstein selbst miterlebt, beide sind »Zugereiste«, wie sie lachend erzählen. Schmid war Lehrer in Stuttgart, bevor er auf die Alb kam, Christner hatte es nicht so weit: Er zog von Kleinengstingen nach Ödenwaldstetten.

Wilde Konfessionswechsel

Ein echter Eglinger ist Roland Kloker. Der 59-Jährige hat sich mit der Vergangenheit »seines« Dorfs befasst und ist vor allem von einem historischen Detail fasziniert: Das katholisch geprägte Dorf wurde 1534 vom württembergischen Herzog Ulrich eingenommen und reformiert. Fortan mussten die Eglinger evangelisch sein, ob sie wollten oder nicht. 1550 übernahm die katholische Familie der Herren von Speth wieder das Zepter und machte die Reformation rückgängig. Die Dorfbewohner hatten in ihrem Leben - damals war's kurz, die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei Mitte 40 - also zwei Mal die Konfession gewechselt.

Auch in den anderen Orten mussten die Menschen das glauben, was die jeweilige Herrschaft glaubte - ob sie wollten oder nicht. Sie wollten eher nicht, weshalb die unfreiwillig evangelisch gewordenen Meidelstetter heimlich nach Trochtelfingen in die Kirche gingen. Als »skurrilen Höhepunkt« bezeichnet Sebastian Groß die 118 Jahre währende Gleichzeitigkeit zweier unterschiedlicher Kalender. Die evangelischen Gemeinden schlossen sich der von Papst Gregor XIII. angeordneten Kalenderkorrektur nicht an. So galten unterschiedliche, um 11, später sogar um 17 Tage versetzte Kalender. »War in Oberstetten und Eglingen Sonntag, gingen die Bernlocher, Meidelstetter und Ödenwaldstetter zeitgleich ihrer Mittwochs-Arbeit nach«, ist in der Festschrift zu lesen.

Gemeinsame Schule war ein Grundpfeiler

Derlei Verwirrungen oder Feindseligkeiten gibt es heute nicht mehr. Die Ökumene, schreibt Jochen Zeller als einer von insgesamt drei Bürgermeistern der jungen Hohensteiner Geschichte in seinem Grußwort, sei einer von zwei wichtigen Faktoren für das Zusammenwachsen gewesen. Der zweite? Der Bau einer gemeinsamen Grund- und später auch Hauptschule auf der grünen Wiese, der bereits zwei Jahre vor der Gemeindereform »ein wichtiger Pfeiler der Verbundenheit« war, so Zeller. Roland Kloker ist Zeitzeuge der ersten Stunde: Die ersten beiden Schuljahre hat er an der »christlichen Gemeinschaftsschule« in Eglingen verbracht. »Wir waren vier Klassen und ein Lehrer in einem Raum«, erinnert er sich. Ab der dritten Klasse besuchte er die Hohensteinschule: »Das war schon was ganz anderes. Klassenkameraden aus allen Ortsteilen zu haben, hat zum Gemeinschaftsgefühl beigetragen«, findet Kloker.

Eine Schlüsselrolle kommt auch dem inzwischen verstorbenen ersten Bürgermeister der Gemeinde Hohenstein zu. »Wilhelm Hägele war der richtige Mann zur richtigen Stunde«, sind sich die Autoren der Festschrift einig. Ein Zeichen dafür, dass sich die fünf Orte, die da zusammenwachsen sollten, vielleicht schon von Anfang an gar nicht so fremd waren, ist die Tatsache, dass es in Hohenstein - anders als in vielen anderen Gemeinden - nie Ortschaftsräte gab.

Wir-Gefühl in »The Gmoid«

Das zwischen 1975 nicht nur 50 Jahre, sondern politisch und gesellschaftlich betrachtet Welten liegen, lässt sich an den Vorworten des amtierenden Bürgermeisters Simon Baier und von Hartmut Hägele, der stellvertretend für seinen verstorbenen Vater schreibt, ablesen. Hägele ruft die Realität von 1975 in Erinnerung. Man bezahlte in D-Mark, es gab keine Computer, in der Politik kannte man weder »Grüne« noch »Blaue«. »Die Kirchen waren hinlänglich gut besucht«, schreibt Hägele, »Hohenstein war umgeben von großen Militärstandorten und gleich hinter Meidelstetten zielten amerikanische Atomraketen in Richtung Ostdeutschland.«

In den ersten Jahren ging es vor allem darum, notwendige Infrastruktur zu schaffen, knüpft Simon Baier daran an und nennt als Beispiele die Kläranlage, die Dorfgemeinschaftshäuser und ein gemeinsames Rathaus. Heute sind die Herausforderungen andere: Digitalisierung, Klima, demografischer Wandel, Wohnraumbedarf und Fachkräftemangel sind die Schlagworte dieser Zeit. Eins ist jedenfalls in 50 Jahren gelungen: »Eine gemeinsame Identität zu formen, ohne das Eigenleben der jeweiligen Ortsteile aufzugeben«, sagt Baier. Und auch das ist sicher: Die Hohensteiner haben Selbstbewusstsein und ein Wir-Gefühl. Zum Jubiläum wurden T-Shirts mit der Aufschrift »The Gmoid« gedruckt, dazu gibt's gelbe Aufkleber mit einer frechen Antwort auf die berühmte Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg: »Basst scho. Aber waren Sie schon mal in Hohenstein?« (GEA)

Festwochenende

Der Festakt am Samstag, 5. Juli, beginnt um 18 Uhr mit Grußworten von Bürgermeister Simon Baier und Landrat Dr. Ulrich Fiedler. Im Anschluss finden Auftritte der Hohensteiner Chöre und der Jugendkapellen statt, es gibt einen Fassanstich und Freibier des extra von der Ödenwaldstetter Brauerei Speidel gebrauten Jubiläumsbiers. Außerdem soll der neue Imagefilm der Gemeinde Hohenstein zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden. Für Baier »ein Highlight des Wochenendes«. Zur späteren Party legt DJ Joey aus Meidelstetten auf, um auch den Wünschen der jüngeren Generationen gerecht zu werden.

Der Sonntag, 6. Juli, startet um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst. Frühschoppen und Mittagessen umrahmen die Oberstetter Dorfmusikanten. Um 13 Uhr treten Kindergartenkinder und um 15 Uhr Schulkinder der Hohensteinschule mit Darbietungen auf. Zwischendurch und danach sorgen die Trachtenkapelle Bernloch und die Heimatmusikanten Eglingen für Unterhaltung. Parallel dazu soll es noch zahlreiche Aktivitäten geben. So wird der Radsonntag in die Feierlichkeiten einbezogen, es gibt eine Foto- und Kunstausstellung sowie ein Biertasting, die Alb-Modellflieger starten einen Drohnenflug, der Schwäbische Albverein veranstaltet eine Markungswanderung, die Feuerwehr präsentiert ihre Fahrzeuge, und auch die Jugendfeuerwehr ist mit verschiedenen Angeboten vertreten. Kinder können sich auf der Hüpfburg, beim Ponyreiten, Kinderschminken, auf dem Barfußpfad und bei mehreren Spielaktivitäten vergnügen. (GEA)