GOMADINGEN. Das Pultdach des Sternberghallenbades in Gomadingen erhält eine große Photovoltaikanlage für rund 100.000 Euro. Den Bau und den Betrieb der 90 kWp-Anlage übernimmt nicht die Gemeinde, sondern die Genossenschaft Erneuerbare Energien Neckar-Alb (EENA). Bürger können Genossenschaftsanteile an der Photovoltaikanlage erwerben.
Die Gemeinde Gomadingen treibt den Ausbau von Solarstrom auf den Dächern kommunaler Liegenschaften voran. Gemeinsam mit der EENA wurden in der Vergangenheit verschiedene Gebäude hinsichtlich ihrer Eignung unter die Lupe genommen. Dabei stellte sich heraus, dass, aus verschiedensten Gründen, aktuell nur die Kläranlage in Wasserstetten und das Hallenbad in Gomadingen infrage kommen.
Wertschöpfung für Bürger
Beim Hallenbad geht die Verwaltung, mit Rückendeckung des Gemeinderates, neue Wege. Sie ist der Meinung, dass den Bürgern vor Ort die Möglichkeit zur Beteiligung an der Wertschöpfung geboten werden sollte. Die Anlage wird daher vorrangig von den Gomadingern durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen finanziert. Dazu gibt es im Sommer eine Informationsveranstaltung im Ort, informierten die Vorstände der EENA, Wolfgang Arndt und Martin Schöfthaler, während der Gemeinderatsitzung am vergangenen Dienstagabend.
Die Anlage, die noch in diesem Jahr montiert und 2026 in Betrieb gehen soll, deckt, laut der beiden Vorstände, nicht nur den Strombedarf des Sternberghallenbades von derzeit 121.000 kWh pro Jahr, sondern speist auch noch Strom ins öffentliche Netz ein. Die Bürger seien mit ihren Genossenschaftsanteilen an allen Anlagen beteiligt, finanzieren mit ihrer Unterstützung aber ihre örtliche Anlage mit, so Schöfthaler. Der Vorteil liege darin, dass man als Mitglied für den Ertrag aller Energieanlagen der EENA dividendenberechtigt sei. Wenn eine PV-Anlage einmal weniger erwirtschafte oder ausfalle, man trotzdem eine Dividende erhalte. Getreu dem Motto »einer für alle, alle für einen« habe jedes Mitglied bei Abstimmungen nur eine Stimme. Zudem sei ein Ein- und Austritt ohne Notar möglich und man hafte nur mit seinem Anteil, wodurch es eine Risikostreuung gebe, fügte Vorstand Arndt hinzu. Er informierte, dass die Arbeit der EENA vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband ge-prüft und vom Aufsichtsrat überwacht werde.
Auch Kläranlage mit Sonnenstrom
Die Kläranlage in Wasserstetten, die pro Jahr rund 100.000 kWh Strom verbraucht, erhält eine 10 kWp-Anlage für rund 10.000 Euro, die die Gemeinde selbst finanziert und betreibt. Die Amortisationszeit liege bei rund fünf Jahren, sagte Bürgermeister Klemens Betz.
Um die Kosten niedrig zu halten, schlug Gemeinderat Jonathan Wagner vor, dass sich das Gremium beim Aufbau beteiligen solle. (lejo)
GENOSSENSCHAFT ERNEUERBARE ENERGIEN NECKAR-ALB (EENA)
Die EENA projektiert, finanziert und betreibt seit 2012 Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien
Die 2012 gegründete Genossenschaft Erneuerbare Energien Neckar-Alb (EENA) mit Sitz in Reutlingen projektiert, finanziert und betreibt Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb. Sie unterstützt »Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien, zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Klimaschutz«. Schwerpunkt ist der Bau und der Betrieb von Photovoltaikanlagen sowie die Beteiligung an Windparks. Laut EENA gibt es aktuell knapp 2.200 Mitglieder (Privatpersonen, Firmen und öffentliche Körperschaften aus der Region) mit rund vier Millionen Euro Einlagen. EENA-Anlagen werden zum Beispiel in Trochtelfingen, in Münsingen, in Reutlingen, in Sonnenbühl und in Engstingen betrieben. Die Zeichnung dividendenberechtigter Anteile liegt bei mindestens 100 Euro. Die Rendite liegt laut EENA zwischen zweieinhalb und drei Prozent. (lejo)