GOMADINGEN/LICHTENSTEIN. Märchenschlösser und der Mond: Beide faszinieren Volker Kalkau, beide setzt er liebend gerne in Szene - am besten gemeinsam. Der ambitionierte Hobbyfotograf aus Holzelfingen zeigt im Gestütsmuseum Klosterkirche Offenhausen eine Auswahl seiner Arbeiten. Die Ausstellung »Natur, Landschaft, Burgen und Schlösser« wird am 2. Mai eröffnet und ist bis in den Herbst hinein zu sehen (s. Info-Box).
68 Fotos haben es in sein persönliches »Best of« geschafft, sein Lieblingsmotiv ist nicht schwer zu erraten: Es ist Schloss Lichtenstein, das er zu allen möglichen Jahres- und Tageszeiten in Szene setzt. Konkurrenz bekommt das zauberhafte Postkarten-Motiv nur noch von Schloss Hohenzollern und natürlich vom Schloss aller Schlösser: Neuschwanstein, König Ludwigs Stein gewordene Fantasie vor atemberaubender Bergkulisse. Der bayerische Ausreißer ist gerade noch so erlaubt, erzählen Volker Kalkau und der Gomadinger Bürgermeister Klemens Betz augenzwinkernd, denn Regionalität ist eines der Kriterien, die die wechselnden Kunstausstellungen in den Räumen der ehemaligen Klosterkirche erfüllen sollten.
Der Bürgermeister und der Verein, der das Gestütsmuseum in Offenhausen ehrenamtlich betreut, betreten mit der Foto-Ausstellung Neuland. Das Museum bedient mehrere Bereiche. Der inhaltliche Schwerpunkt der Dauerausstellung im Erdgeschoss liegt auf dem Gestüt und seinen Pferden, im oberen Stockwerk ist Platz für etwas Klostergeschichte und vor allem für wechselnde Ausstellungen. »Zum ersten Mal gibt es dort nun keine Gemälde, sondern Fotos zu sehen«, sagt Betz, der selbst begeistert ist von Kalkaus besonderem Blick auf die Heimat.
Mondfotografie erfordert Planung und Vorbereitung
Fotografie ist Lichtkunst - bei Volker Kalkau vielleicht noch etwas mehr als bei anderen Fotografen. Er liebt das Mondlicht, mit seiner Kamera ist er meistens zu Uhrzeiten unterwegs, wenn andere noch schlafen. Am schönsten ist der Mond in den frühen Morgenstunden. Für den Vollmond quält sich der Fotograf schon gerne mal aus den Federn, auch wenn es ihm eigentlich gar nicht danach ist. Schließlich ist nur einmal im Monat Vollmond, und besondere Konstellationen treten gar nur alle paar Monate oder Jahre auf. Kalkau hinterlässt wenig bis nichts dem Zufall, hinter jedem einzelnen Bild steckt viel Planung und Vorbereitung.
Der 59-Jährige nutzt Apps wie Photopills, um den perfekten Zeitpunkt für ein Foto zu erwischen. Wie sie funktionieren und wie man sie richtig einsetzt, erklärt Kalkau in einem von drei Vorträgen, die er begleitend zur Ausstellung anbietet (s. Info-Box). Beruflich hat er mit komplexer Technologie zu tun, er arbeitet in einem Reutlinger Maschinenbau-Unternehmen im Bereich industrielle Bildbearbeitung, wo es um Kontrollieren, Messen und Sortieren geht. Mit den Möglichkeiten der digitalen Fotografie ist er vertraut und nutzt sie auch, dennoch ersetzt keine noch so moderne Technik ein gutes Auge und handwerkliches Können. Damit Position und Größenverhältnis von Mond und Schloss optimal passen, muss Kalkau die Umgebung kennen und den idealen Standpunkt für seine Kamera finden. Dass der kilometerweit vom Motiv entfernt ist, ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.
Wie man mit Blende und Belichtungszeit arbeitet, hat sich der Autodidakt selbst beigebracht. Kalkau fotografiert seit Jahrzehnten, als Jugendlicher hat er im analogen Zeitalter mit Diafilmen experimentiert. »Damals habe ich die Kamera-Einstellung für jedes Bild aufgeschrieben, das Ergebnis konnte ich dann erst Tage oder Wochen später sehen«, erinnert er sich. Kaum mehr vorstellbar im Smartphone-Zeitalter, in der das Foto nicht nur sofort auf dem Display, sondern auch mit wenigen Klicks bearbeitet ist. Die Möglichkeiten sind unendlich, trotzdem hält sich Kalkau hier in aller Regel zurück: »Ich setze gezielt Akzente, indem ich beispielsweise die Nebelschwaden etwas verstärke«, erklärt er. Entfernt werden nur störende Elemente wie beispielsweise Stromleitungen.

Für Kalkau ist es die erste eigene Ausstellung. Die Bilder, allesamt käuflich, hat er eigens dafür auf verschiedene Materialien abziehen lassen. Das klassische Fotopapier mit oder ohne Passepartout und Rahmen ist genauso dabei wie Alu-Dibond, Acrylglas oder Leinwand. Neben den berühmten Schlössern, die schon fast überirdisch schön überm Nebel oder im Mondlicht auf ihren Felsen thronen, sind auch reine Landschaftsaufnahmen zu sehen, vor allem aus dem Donautal. Als Referenz an den Ort der Ausstellung hat der Fotograf auch Pferde und Motive aus der Landwirtschaft in seine Auswahl aufgenommen, letztere in ganz ungewöhnlichen Varianten: Zu sehen ist etwa ein Traktor auf dem Feld im schönsten Vollmond-Licht - ein Bild, das er gemeinsam mit einem Landwirt inszeniert hat. Auch den Themenkomplex Glaube und Kirche greift er auf: Eine Collage mit Texten regt dazu an, den eigenen Standpunkt im Verhältnis zur Religion zu bestimmen.
Vernissage und Vorträge
Die Ausstellung »Natur, Landschaft, Burgen und Schlösser« in der Klosterkirche Offenhausen mit Bildern von Volker Kalkau wird am Freitag, 2. Mai, um 19 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie dort bis Oktober während der üblichen Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Donnerstag zwischen 14 und 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Begleitet wird die Ausstellung von drei kostenlosen Fachvorträgen, die sich an Fotografen, aber auch an andere Kunstschaffende und Interessierte richten. Am Freitag, 27. Juni, beschäftigt sich Kalkau mit der »Sprache der Bilder«: Wie können Bilder Geschichten erzählen? Und welche Rolle spielt die Künstliche Intelligenz dabei? Um die Faszination der Mondfotografie geht es am Freitag, 11. Juli. Der Fotograf erklärt, wie man sie plant, welche Ausrüstung man braucht und wie man Apps dafür nutzen kann. Der berühmte goldene Schnitt als Gestaltungselement steht am Freitag, 25. Juli, im Mittelpunkt: Kalkau geht auf die mathematischen Grundlagen ein, erläutert die Bedeutung in der Kunst und gibt praktische Tipps zur Anwendung. Die Vorträge beginnen jeweils um 20 Uhr, bereits um 19 Uhr bietet Kalkau an diesen Tagen Führungen durch die Ausstellung an. (GEA)