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In Gomadingen wacht Lama Fritze über die Schafe

In der Schweiz gibt es ein Projekt, Lamas zum Schutz vor Wölfen in Schafherden zu halten. In Gomadingen passt ein ganz besonderes Tier auf eine Shropshire-Herde auf.

Idylle pur: Lama Fritze mit seinen Shropshire-Schafen
Idylle pur: Lama Fritze mit seinen Shropshire-Schafen Foto: Gabriele Böhm
Idylle pur: Lama Fritze mit seinen Shropshire-Schafen
Foto: Gabriele Böhm

GOMADINGEN. Viele Spaziergänger und Radfahrer halten an und staunen. Auf dem Radweg zwischen dem Ortsrand von Gomadingen und der Kläranlage steht ein Lama zwischen lauter Schafen und schaut aufmerksam in die Gegend. Fritze heißt das Tier und es achtet mit Argusaugen auf »seine« Schafe.

Seit 2012 gibt es in der Schweiz das Pilotprojekt »Herdenschutz mit Lamas«. Dort wird getestet, inwieweit sich die kleinen Kamele auch gegen Wölfe behaupten würden. Punktuell werden sie bereits gegen Luchse eingesetzt und in den USA, Kanada, Australien und teilweise in England erfolgreich gegen Kojoten und Dingos. Als Grund nennt das Projekt, dass Lamas und Alpakas keine Fluchttiere seien, im Notfall mutig angriffen und mit Ausschlagen und Beißen über wirkungsvolle Waffen verfügten.

Von diesem Projekt hat auch Hans Blankenhorn, Besitzer der Gomadinger Schafe und des Lamas, schon gehört. »Ich weiß aber nicht, ob es funktioniert«, meint er. In den vergangenen Jahren hatte er den Tod dreier Schafe zu beklagen, die - deutlich sichtbar - von einem Tier gerissen worden waren. »Fritze hat es aber wohl nicht mitbekommen«, meint er. Was man aber sehr wohl sagen könne, sei, dass das Lama sich für die Schafe verantwortlich fühle. »Wenn eines fehlt, weil es krank oder verletzt ist, oder wenn Lämmer geboren wurden, merkt man es Fritze schon am Zaun an.« Er sei dann unruhig und mache den Besitzer darauf aufmerksam, dass etwas nicht stimme oder anders sei als sonst.

Ein freundliches Tier

Herdenschutz war aber nicht der Grund, weshalb sich Blankenhorn vor rund zehn Jahren ein Lama aus der Nähe von Kassel holte. »Ich war einfach neugierig«, sagt er. Das Lama erwies sich als friedlich und genügsam, es teilt Gras, Schrot und Silage mit den Schafen, ist freundlich zu den Menschen und lässt sich mit den Schafen scheren. Streicheln und Schmusen sei allerdings nicht so sein Ding, das Lama neige eher zu ernsthafter Arbeit, sagt der Gomadinger.

Inzwischen hat Blankenhorn mit dem weiteren Hengst Paule, der Stute Frieda und dem Fohlen Paulinchen schon eine kleine Lamagruppe zusammen. Die sich allerdings bisher schwertut, sich mit Fritze zu einigen. »Es wird ausgehandelt, wer der Chef ist, obwohl Fritze bereits kastriert wurde. Untereinander können Lamas mit ihren messerscharfen Gebissen böse beißen und sie spucken sich auch an.« Wenn die Tiere im Herbst gemeinsam in einen Stall gebracht werden sollen, müsse er dabeibleiben und aufpassen.

Ziegen sorgen für Kahlschlag

Die rund 70 Schafe gehören zur alten Rasse Shropshire mit schwarzen Gesichtern und Beinen. Sie halten das Gras auf einem Hang kurz, der nicht bewirtschaftet werden kann. Blankenhorn hat bei Gomadingen noch eine zweite Wiese, auf der Obstbäume stehen. Mit den Shropshire-Schafen habe man keine Probleme, weil sie die Bäume nicht anknabberten. »Deshalb hält man sie auch gerne in Weihnachtsbaumplantagen, die man dann nicht gegen Unkraut spritzen muss.« Der Gomadinger verkauft Schafe auch in französische Weinberge sowie an Besitzer von Photovoltaikanlagen. Ziegen seien da nicht so geeignet, weil sie nicht nur für Kahlschlag in der Vegetation sorgten, sondern auch auf der Elektrik herumkletterten.

Für Hans Blankenhorn ist es sehr wichtig, dass seine Tiere, zu denen auch Hühner und Gänse gehören, artgerecht und verantwortungsbewusst gehalten werden. Auch geschlachtet werden sie nicht. »Sie gefallen mir viel besser, wenn sie den Kopf auf dem Hals haben.« Die Hühner kauft er, wie sie ihm gefallen und bekommt Eier von weiß bis grün. Wirtschaftlich »rechnen« könne sich das alles nicht. »Aber ich freue mich, wenn die Tiere mich schon von weitem begrüßen und es ihnen gut geht. Das kann man nicht in Geld ausdrücken.« (GEA)