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Historischer Schatz: Rückepferde, Bäume und Alleen im Gestüt Marbach

Einem historischen Schatz waren interessierte Besucher im Haupt- und Landgestüt Marbach auf der Spur. Bäume, Alleen und Rückepferd Wargo standen am Samstagnachmittag im Mittelpunkt.

Vollen Einsatz bewies Wargo unter der Führung von Hauptsattelmeisterin Karin Kollmannsberger vom Gestüt Marbach.
Vollen Einsatz bewies Wargo unter der Führung von Hauptsattelmeisterin Karin Kollmannsberger vom Gestüt Marbach. Foto: Gabriele Bimek
Vollen Einsatz bewies Wargo unter der Führung von Hauptsattelmeisterin Karin Kollmannsberger vom Gestüt Marbach.
Foto: Gabriele Bimek

GOMADINGEN-MARBACH. »Ausgebucht« meldete das Haupt- und Landgestüt Marbach zur außergewöhnlichen, geführten Tour am Samstagnachmittag durchs Gestüt. Nicht wie üblich standen die Vierbeiner im Fokus, sondern ihre Umgebung mit einem Erbe an alten Bäumen. Auf dem Weg durch imposante Alleen erfuhren die 30 Teilnehmer viel Wissenswertes über diese Schattenspender. Sie spielen auch eine Rolle als Heimat für Tiere und zur Nahrungsbeschaffung.

»Die Alleen sind was ganz Besonderes«, ließ Andrea Klemer wissen. Sie führte durch die Baumbestände, regte an, sich diese einzigartigen Schätze genauer anzusehen. Ein Blick in die Vergangenheit verrate, warum ausgerechnet im Gestüt ein so einzigartiger Lebensraum entstehen konnte. Sie machte auf die drei Jubiläumsbäume zur Wiedervereinigung aufmerksam, zeigte aber auch die von Sturmschäden betroffenen Plätze. »Ein weiteres Problem, das wir momentan haben, ist das Eschentriebsterben«, gab sie zu verstehen. Der Weg führte entlang der Koppeln bis hin zur Reitschule, wo sich ein Biber an den Bäumen zu schaffen macht.

Wargo im Einsatz mit Kraft und Feingefühl

Wie der Wald schonend bearbeitet werden kann, demonstrierten Thomas Schöner von der Albholzrückerei und Hauptsattelmeisterin Karin Kollmannsberger vom Gestüt mit Wargo, dem Ardenner. Diese Kaltblüterrasse gilt als eines der ältesten Pferde in Frankreich. Ein Kraftpaket in der Pferdewelt, dennoch mit viel Feingefühl auch in unwegsamem Gelände. Der Kaltblüter ließ sich durch nichts beirren, leistete beste Arbeit im Stammziehen durch Hindernisse hindurch und erfüllte die anstehenden Aufgaben scheinbar ohne Mühe.

Dazu gab es Ausführungen von Schöner zum notwendigen Geschirr, zu Voraussetzungen die Pferde und Anforderungen betreffend. Seit mehr als 30 Jahren rückt er in seinem Unternehmen Holz mit Pferden, widmet sich der Zucht und Ausbildung von Pfalz-Ardennern, mit der allerdings nicht zu früh begonnen werden sollte. Er bildet Arbeitspferde und Menschen für bodenschonende Arbeitsweisen in der Forst- und Landwirtschaft aus, gibt Holzrücke-Kurse und organisiert Schnuppertage.

Massiger Körper mit wehender Mähne

Die Ardenner seien zuverlässig, freundlich, robust und trotz ihres massigen Körpers sehr lebhaft und agil. »Er strotzt vor Kraft, er will endlich loslegen«, versicherte Schöner und deutete auf Wargo, der ungeduldig auf seinen Einsatz wartete. Wichtig sei auch altersgerechtes Arbeiten, keine Überlastung, die entsprechenden Baumstämme auswählen und Arbeitsgeschirr beispielsweise aus Leder zu verwenden. Das habe Vorteile und lasse das Pferd sauber und immer konstant arbeiten. Scheuklappen wie bei Kutschfahrten würden hier nicht angelegt. »Das Pferd muss sich frei bewegen können, sich bei den vielen Hindernissen im Wald voll orientieren können«, betonte er.

Zur Demonstration hatte er auch unterschiedliches Material dabei, mit dem Wargo sein Können unter Beweis stellte. »Er macht alles mit und ist sehr pfiffig. Er weiß genau, wenn eine Motorsäge anspringt, heißt es für ihn Pause. Und er hört auf mein Handy. Klingelt es, bedeutet das ebenso Pause«, scherzte er. Die siebenjährige Helena war begeistert von Wargo und machte viele Fotos von ihm. »Der gefällt mir wirklich sehr gut«, gestand sie. Viele Fragen hatte Schöner zu beantworten, unter anderem was die Arbeit der Rückepferde betrifft im Vergleich zur maschinellen Methode. Rückepferde richten keine Bodenschäden an, seien viel schonender für die Waldböden. Auch die Kosten seien interessant, meinte er und verdeutlichte dies an einem Rechenbeispiel. »Am Ende zeigt sich, dass es sich doch lohnt und im Endeffekt billiger ist.«