Logo
Aktuell Energiewende

Moratorium bei Freiflächen-PV-Anlagen in Gammertingen

Eine Anlage soll noch kommen, dann werden für drei Jahre keine Ackerflächen mehr überbaut

Agri-PV-Anlagen, bei denen unter den Paneelen weiter Landwirtschaft betrieben werden kann, sind vom Baustopp ausgenommen.  FOTO:
Agri-PV-Anlagen, bei denen unter den Paneelen weiter Landwirtschaft betrieben werden kann, sind vom Baustopp ausgenommen. FOTO: WEIGEL/DPA
Agri-PV-Anlagen, bei denen unter den Paneelen weiter Landwirtschaft betrieben werden kann, sind vom Baustopp ausgenommen. FOTO: WEIGEL/DPA

GAMMERTINGEN. »Wir dürfen die Bürger nicht aus den Augen verlieren«, sagte Harthausens Ortsvorsteher Manfred Rogg, »wir können nicht alles zupflastern.« Auf der Tagesordnung des Gammertinger Gemeinderats stand die Genehmigung einer weiteren Freiflächen-Photovoltaik-Anlage. Nicht nur Rogg ist im Gemeinderat der Meinung, dass die Kommune mit je nach Informationsstand, 30 oder 40 plus x Windkraftanlagen in und um Gammertingen ihr Scherflein zur Energiewende zu genüge beitrage. Dazu noch Freiflächen-Photovoltaikanlagen – das wäre zu viel.

Eine Anlage kommt noch

Eine werden Rogg und die Albgemeinden noch aushalten müssen. Der Gemeinderat hat den Bau einer Anlage mit 17,4 Hektar Fläche auf Gemarkung Kettenacker an der Grenze zu Trochtelfingen-Wilsingen genehmigt. Der Gemeinderat hat im November 2022 »Kriterien für die Zulassung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen« verabschiedet. Demnach darf die Gesamtfläche an PV-Freiflächenanlagen bis 2027 maximal 105 Hektar umfassen. Aktuell sind davon durch die Anlage Zaisenholzäcker Kettenacker mit 15 Hektar und durch die bereits genehmigten Projekte der Enerparc AG mit 25 und der Stadtwerke Tübingen mit 7,5 Hektar in Bronnen bereits 47,5 Hektar verwendet.

Jetzt haben sich noch einmal drei Projektierer gemeldet. Die Thüga Erneuerbare Energien GmbH würde gerne 30 Hektar beim Lusthof in Kettenacker nutzen, die WPD 14 Hektar ebenfalls auf Kettenacker Flächen, diese beiden Projektierer gehen leer aus. Die Räte wollten das 2022 geöffnete Fenster für Solarenergie nicht gänzlich schließen und erteilten dem Projekt der Aqwiso, München, und Anlagenstandort in Harthausen mit leichtem Zähneknirschen ihren Segen.

Der im Kriterienkatalog beschlossene Abstand zur nächsten Ortschaft von 500 Metern wird eingehalten, und mit 17,4 Hektar liegt die Anlage zwischen der geforderten Mindestgröße von 15 und unter der Maximalgröße von 40 Hektar. Mit 37.000 Solarmodulen soll »Solarpark Gammertingen« 23 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Bis der Strom fließt, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Baubeginn soll nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens Mitte 2027 sein, 2028 könnte die Anlage ans Netz gehen. Die Flächenbesitzer profitieren durch Pachteinnahmen, die Stadt erhält 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde, umgerechnet etwa 46.000 Euro jährlich.

Ausnahme für Agri-PV-Anlagen

Dann soll erst mal Schluss sein mit der Sonnenenergie auf Gammertinger Äckern. Der Gemeinderat hat beschlossen, dass in den nächsten drei Jahren, also bis 2028, kein weiterer Zubau mehr erfolgen soll. Ausnahmen können für »Agri-PV-Anlagen« gemacht werden. Bei der Agri-PV werden die Platten aufgeständert, darunter ist Ackerbau oder Mahd weiter möglich – nicht nur grasende Schafe oder Hühner, sagte Bürgermeister An-dreas Schmidt.

Der Baustopp für drei Jahre bringt auch die Gelegenheit zu sehen, was sich in Sachen Windkraft künftig so tun wird. Denn über eines waren sich die Gemeinde- und Ortschaftsräte einig: »Die Albgemeinden wird es hart treffen«, sagte Rat Gerhard Jaudas. (wu)