ENGSTINGEN. Die Feuerwehrabteilung Kleinengstingen feiert ihr 150-jähriges Bestehen mit einem aufwendigen Geburtstagsfest, mit allem, was dazugehört.
Bestes Wetter, etliche Glückwünsche, viele Lobesreden, manches Geschenk und ein – von gut hundert Kameraden gemeinsam mit Inbrunst geschmettertes – Feuerwehrlied, sorgten schon beim von den Schwäbischen Alb Musikanten musikalisch umrahmten Festabend für beste Laune. »Man geht davon aus, dass die Wehr 1875 gegründet worden ist«, blickte Kommandant Timo Glück auf die Historie zurück, erinnerte an größere Einsätze und die diversen Kommandanten.
Kein beliebiger Service
Im 19. Jahrhundert, zur Gründungszeit der Wehr, hätten die Helfer noch mit einfachsten Mitteln den Kampf gegen Feuer aufnehmen müssen. Und oftmals das Hab und Gut den Flammen überlassen, konstatierte Bürgermeister Mario Storz. »Heute werden die Einsätze immer komplexer, der Schwerpunkt liegt nicht mehr allein in der Brandbekämpfung, sondern auch auf der technischen Hilfeleistung.« Und man müsse erleben, dass sich Menschen bei kleinen Vorfällen selbst nicht mehr helfen könnten und die Hemmschwelle zur Absetzung eines Notrufes immer mehr sinke. »Dabei sind die Rettungsunternehmen keine beliebigen Serviceunternehmen, sondern sind zum Schutz da, wenn tatsächlich Hilfe gebraucht wird. Und leider Gottes müssen Rettungskräfte immer öfter Anfeindungen erleiden«, monierte der Schultes. Dass man dabei zum größten Teil auf Ehrenamtliche angewiesen sei, die man bemerkenswerterweise in Engstingen immer noch findet.
Doch die Wehr zeichne nicht nur ihre Einsatzbereitschaft aus. »Viele Veranstaltungen wären ohne das Engagement und die Mitwirkung der Wehr schlicht und ergreifend nicht möglich«, sprach Storz seinen Dank und seine Hochachtung für den »Dienst zum Wohle von Bürgern und Gemeinde« aus.
Als einen »Meilenstein für die Geschichte unsrer Wehr und einen Tag voller Stolz und Dankbarkeit« bezeichnete Gesamtkommandant Daniel Geist das Jubiläum und lobte: »Was einst mit wenigen Mitteln aber großem Herzen begann, ist heute eine moderne, gut ausgebildete Einheit«, die in den vergangenen Jahren unzählige Einsätze gemeistert, Brände gelöscht, Menschen gerettet und Sachwerte geschützt habe.
Zahlreiche Ehrengäste
Gemeinsam mit den Abteilungskommandanten Michael Wälder und Oliver Gekeler überreichte Geist einen mit dem heiligen Florian handbemalten Teller als Geschenk. Ein besonderer Anlass sei eines besonderen Rahmens wert, meinte Kreisbrandmeister Wolfram Auch. »Bereits 1753 haben die drei Gemeinden Holzelfingen sowie Klein- und Großengstingen eine hölzerne Feuerspritze beschafft, die einzige ihrer Art auf der gesamten Schwäbischen Alb, mit der sie zu Fuß teils stundenlang zum Brandeinsatz ausrückten«, blickte Auch, der zudem Grüße von Landrat Ulrich Fiedler überbrachte, noch in die tiefere Geschichte und dankte abschließend: »Mit Schlagkraft, Engagement und Einsatzwillen leisten Sie heute den Menschen Hilfe.«
1875 habe noch ein Kaiser regiert und auf den Straßen wären Pferdekutschen unterwegs gewesen, rief Nicolas Waitzinger, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Reutlingen, alte Zeiten in Erinnerung. »Ob bei Bränden, Verkehrsunfällen oder Unwettern, ihr stellt euch für den Dienst an der Allgemeinheit und das freiwillig und oft unter hohem persönlichen Risiko«, würdigte der Verbandsvorsitzende und ehrte den Jubilar mit einer Urkunde.
Man rede in Gemeinden immer über Anschaffungsmaßnahmen und hohe finanzielle Summen, »aber meist nie von der Man-Power, von denen, die sich ausbilden lassen, Geräte und Maschinen bedienen, Freizeit opfern und im Ernstfall die Familie zurücklassen für das Wohl der Allgemeinheit«, hob Fritz Frey, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Tuttlingen und »Freund und Kamerad der Feuerwehr Engstingen«, hervor.
Es sei immer elementar, die richtigen Voraussetzungen mit Fahrzeugen und Geräten für die Wehr zu schaffen, sagte Landtagsabgeordneter Manuel Hailfinger und unterstrich: »Bei der Beschaffung geht es immer auch um Wertschätzung für das Ehrenamt, das Mosaiksteinchen, das unsere Gesellschaft ausmacht.«
Blieb dem Kommandant Timo Glück selbst noch Danke zu sagen. So dem Bürgermeister und der Gemeinde, Armin Katzmeier für die Bereitstellung seines Firmengeländes und Joachim Erbe, der die Ausstellung alter Uniformen organisierte. Glück vergaß auch nicht die Kinder »aller unsrer Kindergärten und Schulen, die das Festzelt mit ihren tollen Bildern in eine wunderbare Feuerwehrlandschaft verwandelt haben« und seine Kameraden und ihre Familien, die »über ein Jahr lang dieses Ereignis planten und ohne die wir dieses Fest nicht stemmen könnten«.
Der feuerwehrtechnische Aspekt kam nicht zu kurz. Es wollten 40 Mannschaften, »so viele wie noch nie«, wie Kreisbrandmeister Wolfram Auch feststellte, trotz der sommerlicher Temperaturen in voller Montur oder unter der Atemschutzmaske und mit schweren Sauerstoffgeräten auf dem Rücken ihre Leistungsabzeichen ablegen.
Großes Rahmenprogramm
Am gestrigen Sonntag fand der Frühschoppen mit »Alb7« statt, die Galerie mit Spezialfahrzeugen aus dem Landkreis, Schauübungen, die kleine historische Ausstellung im Festzelt waren zu sehen, Musik kam von »Manne & Danne«. Und natürlich gab es auch für die jüngsten Gäste mit Hüpfburg, Spielstraße oder Kinderschminken einiges zu erleben.
Heute findet ab 15 Uhr ein von Kindergärten und Grundschule mitgestalteter »Kinder- und Handwerkernachmittag« statt, den Festausklang machen dann die Köhlermusikanten. (lpt)
MEHR BILDER ONLINE
Eine Bildergalerie mit weiteren Eindrücken gibt’s online unter www.gea.de/bilder