Logo
Aktuell Gesellschaft

Tatsächliche Sicherheit ist auch in Engstingen besser als gefühlt

Der Kriminalitätslagebericht wurde im Engstinger Gemeinderat vorgestellt. Erfasste Fallzahlen sind weiter gesunken.

Von den 101 erfassten Gewalttaten konnten die Engstinger Beamten  61 aufklären.  FOTO: MURAT/DPA
Eine Polizistin steht neben einem Streifenwagen. Foto: Murat/dpa
Eine Polizistin steht neben einem Streifenwagen.
Foto: Murat/dpa

ENGSTINGEN. Viele Bundesbürger fühlen sich unsicher, von wachsender Kriminalität bedroht. Nicht immer decken sich Gefühl mit den harten Zahlen. Die jährliche Vorstellung der Kriminalitätslageberichte in den Gemeinderäten helfen, die Debatte etwas zu versachlichen.

Die Engstinger und Engstingerinnen haben wenig Grund zur Panik. Harry Drexler, der Leiter des Polizeiposten Alb in Engstingen konnte in seinem Bericht über das Jahr 2023 weitgehend Positives verkünden. Während sich im Land und im Kreis Reutlingen die bösen Buben von ihrer Coronalethargie erholt haben und die Fallzahlen wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht haben oder auf dem schlechten Weg dazu sind, sinkt die Zahl der erfassten Vergehen in Engstingen weiter: Zählte der Polizeiposten Alb im Jahr 2020 noch 142 Fälle sank die Zahl kontinuierlich von 118 (2021) über 113 (2022) auf 101 Fälle im vergangenen Jahr.

Unauffälliges Mittelfeld

Im Kreis bewegt sich das Tor zur Alb damit »im unauffälligen Mittelfeld«. Die Kriminalitätsbelastungs- oder Häufigkeitszahl (HZ), die Zahl der erfassten Straftaten hochgerechnet auf theoretische 100.000 Einwohner liegt bei 1.926, im benachbarten Trochtelfingen liegt sie zum Vergleich bei 2.692, im verträumten Hohenstein bei 1.429.

Erfreulich ist, dass es 2023 nur einen Einbruch gab und auch nur zwei Diebstähle aus Fahrzeugen. Besonders Einbrüche bedeuteten eine hohe Belastung für die Opfer, einen tiefen Einbruch in die Intimsphäre. Als besonders erfreulich wertete Bürgermeister Mario Storz es auch, dass es keine Angriffe auf Rettungskräfte gab

Weniger erfreulich, dass drei Sexualstraftaten zur Anzeige kamen; eine wegen der Verbreitung pornografischer Schriften in sozialen Medien, ein Exhibitionist trieb sich herum und es gab eine Verdachtsanzeige wegen einer Vergewaltigung im häuslichen Bereich. Generell gilt für den Lagebericht, dass nur Fälle aufgeführt werden, die auch zur Anzeige kamen. Ob es tatsächlich nur fünf Ladendiebstähle waren, ist also nicht ganz sicher, es hängt eben auch davon ab, was die Ladenbesitzer anzeigen.

14 Körperverletzungen wurden verzeichnet, davon sieben schwere. Also mit einer Waffe durchgeführt, Messer, Knüppel oder auch ein Stein, erläuterte Drexler. Die Drogenszene ist harmlos, bei den sieben Fällen handelte es sich um »Kleinstmengen von Cannabis«.

Eine dicke Schnitte im Kuchendiagramm der Deliktsverteilung bilden die 24 Vermögens- und Fälschungsdelikte davon 18 Fälle von Betrug. Hier führt die Statistik allerdings in die Irre. Fälle von Internetkriminalität werden dort erfasst, wo der Täter sitzt, vermutet wird oder wo die ermittelnden Polizisten sitzen. Wer also gen Berlin oder China Ware bezahlt, die dann nicht geliefert wird, wird zwar in Engstingen betrogen, sein Fall taucht aber in einer anderen Kriminalitätsstatistik auf.

Kein Unruhebrennpunkt

Während es zwar zu fünf – angezeigten – Beleidigungen und 10 Sachschädigungen kam, konnte der Polizeiposten Alb keinen »neuen Brennpunkt bei Ordnungsstörungen« feststellen. Auch die Fasnet lief aus polizeilicher Sicht störungsfrei.

Was gibt die Statistik sonst noch her? Von den 101 Fällen konnten 61 aufgeklärt werden. Von den 70 ermittelten Tatverdächtigen waren 58 Männer, 26 der 70 waren Nichtdeutsche. Kinder zwischen sechs und 14 Jahren wurden dreimal auffällig, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahren sieben Mal. Verkehr gehört eigentlich nicht in die Statistik, Drexler gab trotzdem Auskunft zum Friedhofskreisel: Wenig schwere Unfälle, aber Blechschäden – die Markierungen seien vielleicht nicht ganz glücklich, die zuständigen Stellen würden sich mit einer Verbesserung beschäftigen. Und zum Neubau des Polizeipostens gäbe es keine Fortschritte zu vermelden. (wu)