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Engstingens Energiebericht und der Stand des Klimaschutzkonzepts

Die Freibühlschule ist der größte Wärmeverbraucher in Engstingen.  FOTO: FISCHER
Die Freibühlschule ist der größte Wärmeverbraucher in Engstingen. FOTO: FISCHER
Die Freibühlschule ist der größte Wärmeverbraucher in Engstingen. FOTO: FISCHER

ENGSTINGEN. Philipp Frenz hat im Gemeinderat den Energiebericht 2023 der Gemeinde vorgelegt. Frenz hatte am ersten September vergangenen Jahres sein Amt als Klimaschutzmanager in Engstingen angetreten. Dass es zu seinen ersten Aufgaben gehören würde, ein aussagekräftiges Berichtssystem aufzubauen, war ihm da schon bewusst.

Mit der Vermutung, dass es da einiges zu tun geben würde, hatte er recht. Die vorliegenden Zahlen zu Verbräuchen von Strom, Wärme und Wasser wurden teilweise unscharf erhoben, Abgrenzungen zwischen verschiedenen Nutzern stimmten nicht, manche Verbrauchsstellen wurden gar nicht ins Berichtswesen aufgenommen oder die Flächen waren nicht vollständig erfasst. Den Zahlen aus den Vorjahren sollte man daher nicht allzu sehr vertrauen, riet Frenz den Räten.

»Den Zahlen aus den Vorjahren sollte man nicht allzu sehr vertrauen«

Das war auch ein Grund, warum die auf zwei Jahre vom Bund geförderte Stelle eingerichtet wurde (mit Aussicht auf Verlängerung): »Wir beschäftigen uns mit Umweltschutz, aber wir brauchen jemand, der dran bleibt, nebenher ist das nicht zu schaffen«, sagte Bürgermeister Mario Storz bei der Vorstellung seines Fachmanns.

Frenz hat sich tief reingekniet und den Energiebericht auf solidere Beine gestellt, um – wie es das Gesetz befiehlt – die Energieverbräuche der kommunalen Einrichtungen erfassen und an die Förderstelle weitergeben zu können.

Wenig überraschend: Die großen Verbraucher sind die Schulen in der Gemeinde. Die Freibühlschule steht für 51 Prozent des Wärmeverbrauchs, die Grundschule Kleinengstingen für 18 Prozent – da kann man die restlichen warmen Stuben fast vergessen.

Interessant ist ein Blick in die Grafiken trotzdem: Dass das Haupt-Rathaus in Großengstingen genau so viel Wärmeenergie verbraucht wie sein kleiner Bruder in Kleinengstingen, der mit dem Büro des Ortsvorstehers und Vereinsräumen nur zeitweise genutzt wird, erstaunt. Es biete aber auch Ansatzpunkte für Einsparungen, die der Gemeindekasse und der Umwelt gut tun können.

»Lasst uns die Keile einsammeln, dann bleiben die Türen zu«

Hundertprozentig zuverlässig ist auch das neue Zahlenwerk des Klimaschutzmanagers noch nicht: Der Heizölverbrauch kann nicht punktscharf ermittelt werden. Die einfach gestrickten Füllstandsanzeigen liefern bei den älteren Tanks eher Schätzwerte – da kann am Ende einer Messperiode gemessen sogar mal mehr Öl im Tank sein als am Anfang. Und Heizöltanks werden in größeren Abständen betankt als das Auto, die Abrechnungen lieferten eher Aussagen über die Marktpreise als über den Verbrauch, glaubt Frenz.

Trotzdem kann er mit den besseren Daten arbeiten. Nutzersensibilisierung steht ganz oben, mit monatlichen Verbrauchsberichten könnten sie künftig feststellen, wie sich ihr Verhalten auswirkt: Offenstehende Fenster und Türen an den Schulen bei eisigen Temperaturen wurden von Frenz aber auch von einigen Räten bemerkt. Rat Steffen Schmälzle machte den pragmatischen Vorschlag, die Keile, mit denen Türen offengehalten werden, einzusammeln und nur bei Bedarf auszugeben. Da die Schule jetzt wieder einen Hausmeister hat, kann auch vor Ort wieder einer ein Auge auf den Durchzug haben. Vor allem, wenn er noch ein paar Messstellen mehr bekommt: »Die Freibühlschule hat für sieben Gebäude nur je einen Strom- und Wärmemesspunkt«, berichtete Frenz und bat um die überschaubaren Mittel für mehr Messtechnik.

Die Stelle des Klimaschutzmanagers wird zu 100 Prozent vom Bund gefördert, seine Kernaufgabe ist es, ein Klimaschutzkonzept für die Gemeinde zu erarbeiten mit dem Zweck, die Treibhausgasemissionen zu senken und Engstingen in Richtung Klimaneutralität zu bewegen. Die Ist-Analyse, zu der nicht nur die im Energiebericht aufgeführten Verbraucher zählen, hat Frenz in kurzer Zeit abgeschlossen. In diese Analyse fließen auch die Sünden von Verkehr, Gewerbe und privaten Haushalten ein. Die kommunalen Einrichtungen machen dabei mit zwei Prozent nur einen verschwindend geringen Teil aus, 33 Prozent der Emissionen verursacht der Verkehr, sogar 37 Prozent die privaten Haushalte, Gewerbe und Industrie kommen auf 28 Prozent.

Die Kommune kann hier natürlich nicht überall hineinregieren, aber Potenziale und Lösungsvorschläge erarbeiten. In diesem Arbeitsschritt befindet sich Frenz jetzt. Dazu gehören etwa Verkehrs- und Radverkehrsschauen – der Straßenverkehr ist ja einer der dicken Brocken. Wenn sparsamer oder am besten gar nicht mit dem Verbrenner gefahren wird, hat das Auswirkungen.

Im Gemeinderat ging der Manager noch nicht in die Tiefe, seine Arbeit ist ja auch noch nicht abgeschlossen. Der nächste Schritt hin zum Klimaschutzkonzept wird die Öffentlichkeitsbeteiligung sein. Angedacht sind Bürgerinformationsveranstaltungen im Herbst. Dann können alle Engstinger ihre eigenen Ideen zur Energiewende einbringen. (GEA)