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Zu viele Ausnahmen bei der Vereinsförderung in Lichtenstein?

Der Lichtensteiner Gemeinderat diskutiert über eine höhere Förderung für die Sanierung der Tartanbahn des TSV Holzelfingen

Für die Sanierung der Tartanbahn auf der Sportanlage des TSV Holzelfingen gibt es mehr Geld von der Gemeinde.
Für die Sanierung der Tartanbahn auf der Sportanlage des TSV Holzelfingen gibt es mehr Geld von der Gemeinde. Foto: privat
Für die Sanierung der Tartanbahn auf der Sportanlage des TSV Holzelfingen gibt es mehr Geld von der Gemeinde.
Foto: privat

LICHTENSTEIN. Es ging um verhältnismäßig wenig Geld, aber um Grundsätzliches. Deshalb geriet der Tagesordnungspunkt »Investitionszuschuss Tartanbahnsanierung« in der Lichtensteiner Gemeinderatssitzung wohl auch etwas länger, als manche erwartet hatten. Rund 2.675 Euro mehr wollte der TSV Holzelfingen für die 2024 umgesetzte Sanierung und bekam sie letztlich auch.

Wind, Sonne, Regen und nicht zuletzt den Sportlern ausgesetzt, hatte die Tartanbahn auf dem Sportgelände des TSV Holzelfingen in den Jahren seit ihrer Sanierung im Jahr 2014 gelitten. Um sie wieder auf Vordermann zu bringen, stellte der TSV einen Antrag auf einen Investitionszuschuss zur rund 17.800 Euro teuren Sanierung. Grundlage dafür ist die Förderrichtlinie der Gemeinde für Investitionsvorhaben der Vereine. Zehn Prozent, so steht's da drin, schießt die Gemeinde zu.

Bahn wird auch von der Schule genutzt

Kurz bevor die Verwaltung den Betrag Ende des vergangenen Jahres ausbezahlte, ging ein weiterer Antrag des TSV-Vorstands ein: Statt zehn Prozent beantragte der Verein nun eine 25-prozentige Förderung. Begründet hatte das der TSV damit, dass die Tartanbahn nicht nur vom Verein, sondern auch von der Grundschule genutzt werde und damit, dass er das Gelände von der Gemeinde gepachtet hat. Und eine Tartanbahn kann der Pächter nach Vertragsende nicht einfach so mitnehmen.

Ebenso wenig wie eine Flutlichtanlage. Diese hatten der TuS Honau (2022) und der TV Unterhausen (2016) auf ihren Anlagen erneuert und ebenfalls einen Investitionszuschuss von 25 Prozent beantragt und erhalten, eben mit dem Hinweis auf die Erbpacht der Grundstücke.

Vertagungsantrag scheitert

Rolf Goller (SPD) wollte gleichwohl überhaupt nicht in die Diskussion einsteigen, sondern stellte einen Vertagungsantrag. »Wir haben schon viele Ausnahmen gemacht«, sagte er und verwies darauf, dass die Gemeinde die Vereinsförderung neu regeln möchte. Erst wenn das erledigt sei, wolle er über den Antrag des TSV Holzelfingen sprechen. Um es vorwegzunehmen: Sein Antrag wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Für die Räte ist es aber offensichtlich, dass die Vereinsförderung auf neue Beine gestellt werden muss.

ARGE-Förderung, Jugend-Förderung, Förderung der Investitionen, Sportförderung - es gibt zahlreiche Töpfe der Gemeinde, aus denen die Vereine unterstützt werden. Dazu kommen Leistungen des Bauhofs, vergünstigte Hallenmieten, wie Kai Bitz von der Gemeindeverwaltung am Tag nach der Sitzung auf Nachfrage erklärte. Das alles soll in Zukunft unter einen Hut gebracht werden, um sowohl bei der Gemeinde als auch bei den Vereinen für Klarheit zu sorgen. Im Moment ist die Verwaltung noch dabei, alles zusammenzutragen, um dann im Austausch mit den Vereinen, die neuen Richtlinien zu erarbeiten. Das Thema soll dann gegen Ende des Jahres im Gemeinderat auf den Tisch kommen. »Wir erkennen, dass die Förderrichtlinien nicht mehr passen«, hatte schon Bürgermeister Peter Nußbaum im Verlauf der Sitzung gesagt.

Macht das Vorgehen Schule?

So weit, so gut. Über den Antrag des TSV Holzelfingen war damit aber noch nicht entschieden. FWV-Rat und Holzelfingens Ortsvorsteher Martin Schwarz jedenfalls sah es keinesfalls ein, dass andere den 25-Prozent-Zuschuss bekommen »und man bei den Holzelfingern kürzt«. Für Alfons Reiske (SPD) sind die Fälle nicht vergleichbar. Denn der TV Unterhausen und der TuS Honau hätten ihre Anträge auf eine höhere Förderung schon vor Baubeginn gestellt und nicht erst danach. Er befürchtet, dass dieses Vorgehen Schule machen und andere Vereine nachziehen könnten. Das glaubt Kämmerin Sandra Stotz allerdings nicht: »Ich wüsste nicht, woher noch ein Antrag kommen sollte.«

Günther Frick (FWV) wollte das Geld schnell auszahlen und die Richtlinien zügig anpassen. Zuvor hatte Bitz schon deutlich gemacht, dass der Antrag des TSV Holzelfingen keinesfalls nach den neuen Regeln entschieden werden könnte. Dafür seien die momentan gültigen Richtlinien maßgeblich, die eigentlich keine Ausnahme zulassen. Für die deutliche Mehrheit des Gremiums war der TSV-Antrag aber ein Fall, »der nach Abweichung schreit«, wie es Wilfried Schneider (FWV) formulierte. Die Ratsmitglieder überzeugte letztlich, dass die Anlage auch für den Schulsport genutzt wird. So gewährte der Rat nach gut einer halben Stunde Diskussion bei nur zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen die geforderten 2.675 Euro Nachschlag für den TSV.

Ortsteildenken befürchtet

Einen Nachschlag gab's auch noch von Rolf Goller. Er und sein Fraktionskollege Uwe Gekeler störten sich daran, dass es ihrer Meinung nach in der Diskussion teilweise nicht um die Förderung eines Vereins gegangen sei, sondern um die mögliche Benachteiligung Holzelfingens. »So haben wir in 100 Jahren noch Ortsteildenken«, befürchtet Goller. (GEA)