ENINGEN. Das eine geht ohne das andere nicht: Die Kommunalpolitik schafft die Voraussetzungen für eine lebendige und lebenswerte Gemeinschaft im Ort, mit Leben gefüllt wird das Miteinander von unzähligen engagierten Ehrenämtlern. Beim Bürgerempfang am Sonntag kamen sich beide Bereiche ganz nah: Bürgermeister Eric Sindek blickte auf das vergangene Jahr zurück und teilte mit, was die Bürger in diesem zu erwarten haben. Gleichzeitig ehrte er zahlreiche Frauen und Männer für ihre zum Teil jahrzehntelange Aktivitäten in verschiedenen Vereinen sowie junge Musiker, die dabei sind zu Meistern ihres Instruments zu werden. Bestes Beispiel dafür, einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, war Sindek selbst: Er hat zum inzwischen 25. Mal Blut gespendet, wofür er sowie weitere zehn Mehrfach-Blutspender von Timo Merz von der DRK- Ortsgruppe ausgezeichnet wurde. Einzig verdiente Sportler standen nicht auf der Bühne, die werden, weil es laut Sindek so viele auszeichnungswürdige Leistungen gibt und die Statuten entsprechend angepasst wurden, am 9. Juli geehrt.
Das war nicht die einzige Neuerung: Die Gemeinde hatte, statt wie jahrzehntelang üblich, nicht im Januar zum Neujahrs- sondern am zweiten Märzsonntag zum Bürgerempfang in die HAP-Grieshaber-Halle eingeladen. Geändert hat sich indes nichts an der Wertschätzung der engagierten Eninger: »Wir feiern Bürger, die ein hervorragendes Ehrenamt leisten und dafür sorgen, dass die Gemeinde funktioniert.« Von »herausragend« über »gigantisch« und »großartig« bis »unglaublich«: Der Bürgermeister sparte nicht mit Lob für die Männern und Frauen.
Da ist zum Beispiel Edith Staiger: Seit 53 Jahren aktives Mitglied der DRK Ortsgruppe Eningen, bringt sie sich bis heute in verschiedenen Bereichen verantwortlich ein. Oder Nicole Sautter, die von Sindek als die Seele der DLRG-Ortsgruppe bezeichnet wurde. Seit den 80er-Jahren prägt Herbert Leuze die Ortsjugend, für viele unvergessen sind seine Kajak-Touren – er nahm die Ehrung sichtbar gerührt entgegen. Bei Hermann Walz frage er sich, das gab Eric Sindek zu, wo dieser die ganze Energie hernehme – von Walz‘ vielen Verdiensten könnten nur einige herausgepickt und aufgezählt werden. Dazu gehört das Engagement beim Förderverein Eninger Kunstweg und beim Albverein, Walz begleitet darüber hinaus Flüchtlinge und engagiert sich fürs Thema Klima und Umwelt – das mündete in die Gründung eines gleichnamigen Forums. Das hat gegen viele Bedenken erfolgreich einen Wochenmarkt ins Leben gerufen: »Wenn etwas gewagt wird, wird es auch angenommen«, bilanziert Sindek.
Sowieso: Er bat alle Eninger, ob engagiert oder nicht, zuversichtlich und optimistisch zu bleiben – er sei es auf jeden Fall. Mit den vielen tollen Menschen, die in der Gemeinde leben würden, werde Eningen weiter vorangebracht. Wie ausgeprägt die Gemeinschaft sei, unterstrich die Spende der Interessengemeinschaft Obtal: 1980 gegründet, weil dort kein Sportgelände entstehen sollte, hat sie sich zwischenzeitlich aufgelöst. Die Kasse war nach vielen Festen prall gefüllt, das Geld kam nun zehn Eninger Vereinen für ihre Jugendarbeit zu – deren Vertreter freuten sich über einen Scheck von jeweils 1.250 Euro. Für das Miteinander in Eningen steht auch das Rahmenprogramm des Bürgerempfangs, für das sich die Brass-Kids, das Blechbläserensemble und die Jazz-Band der Musikschule sowie die Jugendkapelle des Musikvereins zu einem Orchester zusammengefunden hatten.
Beim musikalischen Auftakt, einem Abba-Medley, setzte Sindek mit einem Rhythmusinstrument auf Anweisung des Dirigenten musikalische Akzente, in der Gemeinde gibt er den Takt vor. Eningen geht es wie fast 90 Prozent der Kommunen: Die Haushalte sind defizitär, das Minus in Eningen liegt bei zwei Millionen Euro. Die gute Nachricht, so der Bürgermeister: Ende des Monats sei Eningen schuldenfrei, dennoch komme man um eine Kreditaufnahme nicht herum. Die Gemeinde haben sich einen gewissen Standard erarbeitet, und es sei schwer, Abstriche zu machen. Über das Wie werde sich eine Strukturkommission Gedanken machen.
Ehrungen für Ehrenamt, Blutspender und Musiker in Eningen
Beim Eninger Bürgerempfang hat Bürgermeister Eric Sindek ehrenamtlich Aktive, Musiker und Blutspender geehrt. Für außerordentliches ehrenamtliches Engagement wurde Herbert »Hebbe« Leuze ausgezeichnet, der seit 45 Jahren im Ortsjugendring im Einsatz ist, zeitweise als zweiter Vorsitzender, und die Erschließung der Eifi als Ferienprogrammgelände mit vorangetrieben hat. Er war als Delegierter bei der DLRG dabei, hat sich für den Jugendaustausch mit Charlieu eingebracht und 15 Jahre lang Kajakfreizeiten angeboten.
Edith Staiger engagiert sich seit 53 Jahren beim DRK-Ortsverein Eningen. Sie war Ausbilderin in Erster Hilfe, Bereitschaftsführerin, Helferin vor Ort, Küchenchefin bei Blutspendeterminen und ist seit 2003 Schatzmeisterin.
Susanne Stingel ist seit 30 Jahren für die Fußballabteilung des TSV Eningen tätig. Sie betreut Jugendmannschaften, hilft bei der Sportplatzpflege, hat unzählige Veranstaltungen mit organisiert.
Eberhard Geiger ist seit 29 Jahren im Vorstand des Tennisvereins Eningen, von 2002 bis 2022 war er dessen Vorsitzender. Für die Sanierung der sieben Tennisplätze im Jahr 2016/2017 kämpfte er erfolgreich um Fördermittel. Hans-Peter Romer war neben Geiger zweiter Vorsitzender des Tennisvereins, war als Jugendwart aktiv und ist ebenfalls noch im Vorstandsteam tätig. Er hat auch die Vereins-Homepage eingeführt. Die Nachwuchs- und Jugendarbeit waren Geiger und Romer eine Herzensangelegenheit.
Nicole Sautter ist eine tragende Säule in der DLRG-Ortsgruppe Eningen. Sie war unter anderem Jugendleiterin der Ortsgruppe und im Bezirk Reutlingen, ist seit etlichen Jahren Technische Leiterin der Ortsgruppe, sie gibt verschiedenste Schwimmkurse, ist Rettungswachgängerin im Waldfreibad und organisiert den Weihnachtsmarkt-Stand der Ortsgruppe sowie weitere Veranstaltungen. Hans-Peter Sautter ist seit 1999 Vorsitzender der DLRG Eningen. Er war jahrelang im Wasserrettungszug Reutlingen aktiv, ist Rettungswachgänger, packt bei Veranstaltungen mit an und hält die Ausrüstung der DLRG auf aktuellstem Stand. Armin Flohr gehört der Eninger DLRG seit 1982 an, er hat Ende der 80er-Jahre die Rettungswache für die Ortsgruppe Eningen bei der DLRG Meersburg aufgebaut und somit die Gemeinde Eningen überregional bekannt gemacht. Maßgeblich war er am Aufbau der Wasserrettung im Landkreis Reutlingen beteiligt. Er arbeitet im Landes- und Bundesverband der DLRG mit und ist derzeit Präsident des Landesverbands Württemberg der DLRG.
Hermann Walz ist aus verschiedenen Vereinen und Organisationen in Eningen nicht wegzudenken: Er ist Gründungsmitglied des Fördervereins Eninger Kunstwege und bis heute dessen Vorsitzender. Walz ist maßgeblich am Aufbau des HAP-Grieshaber-Wegs beteiligt, insbesondere akquirierte er die Mittel, um die 14 Stationen mitzufinanzieren. »Sein Kind« ist auch die Grieshaber-Ausstellung auf der Empore der Grieshaber-Halle. Für die Ortsgruppe Eningen im Schwäbischen Albverein organisiert er mehrmals jährlich den Mundartstammtisch und das offene Volksliedersingen in den Altenpflegeheimen. Er ist Wanderführer und in der Mundharmonikagruppe aktiv. Im Rahmen der Asylarbeit begleitet er seit zehn Jahren drei Männer aus Afghanistan und unterrichtet sie in deutscher Sprache. Im Umweltteam der evangelischen Kirchengemeinde setzt er sich dafür ein, die Schöpfung zu bewahren und im Verantwortungsbereich der Kirchengemeinde negative Umweltauswirkungen zu reduzieren. Walz engagiert sich zudem im Vorstand des Klima- und Umweltforums Eningen.
Geehrt wurden außerdem Vielfach-Blutspender: Für zehn Blutspenden erhielten eine Auszeichnung Martin Hoffmann, Kerstin Reinhardt, Barbara Schnell, Daniel Schnizer und Fabienne Wennagel. 25 Mal haben Rene Buck, Roxy Naumann und Eric Sindek Blut gespendet, bereits 50 Mal Bärbel Hillenbrand. Für 75 Blutspenden wurde Horst Reinhardt ausgezeichnet. Die Ehrung für 100 Blutspenden erhielt Sabine Grau.
Erstmals hat die Gemeinde auch junge Musiker geehrt: Von der Musikschule Eningen Elisa Munoz-Alfes, die den ersten Preis beim Regionalwettbewerb »Jugend musiziert« in der Altersgruppe 1a an der Blockflöte holte, sowie Darian Röschard, dreifacher Preisträger beim Preisträgerkonzert der Gesellschaft der Musikfreunde Reutlingen an der Trompete. Yuyan Zhang von der Musikschule Tübingen erreichte den ersten Preis beim Regionalwettbewerb und auch beim Landeswettbewerb »Jugend musiziert« in der Altersgruppe 2 an der Gitarre. (GEA)
Aber, eines sei sicher: »Wir dürfen nicht aufhören zu investieren und uns kaputtsparen.« Mit einem Investitionsstau sei niemandem geholfen, so investiere Eningen in den Neubau des katholischen Kindergartens, in diverse Straßenbauprojekte und in die Sanierung der Günther-Zeller-Halle. Die Themen werden nicht ausgehen, unter anderem nannte Sindek die Gestaltung der neuen Ortsmitte, man werde in den Katastrophen- und Hochwasserschutz sowie in die Ganztagsbetreuung investieren müssen. Grundsätzlich gab er den Eningern beim Blick auf die wirtschaftliche Lage mit auf den Weg, mehr Zuversicht zu zeigen und selbstbewusst zu sagen: »Wir sind wer.« (GEA)