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Wie Kandidat Modschiedler die Eninger überzeugen will

Gewissenhaft, ehrgeizig: Der 46-jährige Marcel Modschiedler will mit den Eningern etwas bewegen

Lieblingsplatz Eninger Waldfreibad: Nicht nur im Wasser, auch auf dem Drei-Meter-Turm fühlt Marcel Modschiedler sich wohl. FOTO:
Lieblingsplatz Eninger Waldfreibad: Nicht nur im Wasser, auch auf dem Drei-Meter-Turm fühlt Marcel Modschiedler sich wohl. FOTO: REISNER
Lieblingsplatz Eninger Waldfreibad: Nicht nur im Wasser, auch auf dem Drei-Meter-Turm fühlt Marcel Modschiedler sich wohl. FOTO: REISNER

ENINGEN. »Ich bin ein Schaffer«, sagt der 46-jährige Marcel Modschiedler über sich und will damit bei der Bürgermeisterwahl am 25. Juni die Eninger davon überzeugen, dass er die beste Wahl für das Amt ist. Punkten will er auch mit einer optimistischen Grundeinstellung, seiner fachlichen Expertise und der langjährigen Berufserfahrung, die er in vielen verschiedenen Bereichen der Kommunalverwaltung gesammelt hat. Außerdem mit einer großen Portion Tatendrang: »Es gibt nichts Schlimmeres, als nichts auf dem Schreibtisch zu haben.« Warum möchte er in Eningen Bürgermeister werden? »Weil ich Eningen lebe und ein Herz für die Gemeinde habe.«

Denn auch wenn er seit 2006 in Sondelfingen wohnt: »Eningen bedeutet Heimat für mich«, betont der 46-Jährige, der als unabhängiger Kandidat antritt und keiner politischen Partei oder Vereinigung angehört. Er ist hier aufgewachsen, besuchte die Schillerschule, seine Eltern leben noch immer im Ort. Beim TSV spielte er Fußball, später Tischtennis, trainierte irgendwann auch selbst die Jugend. Auf fast 30 Jahre Berufserfahrung in der Kommunalverwaltung kann der Vater zweier erwachsener Söhne mittlerweile zurückblicken. Vom Haupt- und Ordnungsamt über das Kulturamt war er für verschiedenste Bereiche zuständig, verantwortete dort unter anderem Wahlen, Soziales und die Kindertagesbetreuung (Details siehe Box).

»Ein Bürgermeister gehört in die Gemeinde«

Seine vielseitige Berufserfahrung sammelte der Verwaltungsfachwirt bei den Städten Reutlingen, Sindelfingen, Bad Urach und der Gemeinde Gomaringen, aber vor allem: in Eningen. Von 2004 bis 2017, dem größten Teil seiner beruflichen Laufbahn, arbeitete er für die Gemeindeverwaltung Eningen. Hat dort – »außer in der Kämmerei und dem Bauamt« – bereits in sämtliche Ämter Einblick erhalten und sich eingebracht. Während seiner Eninger Jahre hat er unter anderem das Bürgerbüro geleitet, den Bau des Johannes-Kindergartens begleitet und Veranstaltungen im Freibad organisiert. Gerne wäre er nach seiner Fortbildung zum Verwaltungsfachwirt 2016 auf dem Eninger Rathaus geblieben, betont der Kandidat, hätte sich dort mit mehr Verantwortung eingebracht: »Damals war aber leider keine entsprechende Stelle frei.«

Nun möchte er aber zurückkehren nach Eningen und als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde, mit der er eng verbunden geblieben ist, mitgestalten. Mit 46 sieht er für sich die perfekte Zeit gekommen: Die Kinder sind aus dem Haus und ihm bleiben noch viele Berufsjahre, um langfristige Projekte auch über eine Wahlperiode hinaus zu begleiten. »150 Prozent« seiner Aufmerksamkeit will er dem Amt schenken, im vollen Bewusstsein, dass da keine Acht-Stunden-Tage auf ihn warten. Sollte er gewählt werden, dann wolle er bleiben, betont Modschiedler: gerne »dauerhaft«.

ZUR PERSON

Der Verwaltungs-Allrounder

Marcel Modschiedler (46) hat nach dem Besuch der Eichendorff-Realschule in Reutlingen von 1996 bis 1998 eine Ausbildung im mittleren Dienst bei der Stadt Reutlingen absolviert. Anschließend war er dort zunächst im Hauptamt tätig, später beim Kulturamt, dort war er für Veranstaltungen wie das Stadtfest zuständig. 2004 wechselte er ins Rathaus in Eningen und leitete dort bis 2008 das Bürgerbüro, Ordnungsamt. Später war er für die Bereiche Kindertages- und Schulkindbetreuung, Sozialwesen, Obdachlosenfürsorge, Asylbetreuung, Gemeinderat und später auch das Waldfreibad zuständig. Von 2014 bis 2016 bildete er sich zum Verwaltungsfachwirt weiter. 2017 wechselte er zur Stadt Bad Urach und verantwortete dort als Fachgebietsleiter den Bereich Bürgerdienste, zudem übernahm er stellvertretend die Leitung des Fachbereichs Bürgerservice und des Ordnungsamts. Von Oktober 2020 bis zum Sommer 2022 übernahm er als Abteilungsleiter des Fachbereichs Kindertageseinrichtungen bei der Stadt Filderstadt die Dienstaufsicht für 14 städtische Kitas und war dort für mehr als 270 Mitarbeiter verantwortlich. Seit Juli 2022 ist er als stellvertretender Sachgebietsleiter bei der Gemeinde Gomaringen für den Bereich Zentrale Dienste, Bildung, Erziehung, Kultur und Sport verantwortlich. Anfang des Jahres hat er zudem eine Dozenten-Tätigkeit an der Bezirksschule Tübingen des Gemeindetags Baden-Württemberg aufgenommen, wo er seither Verwaltungsauszubildende unterrichtet. Er ist verheiratet, lebt in Sondelfingen und hat zwei erwachsene Söhne aus erster Ehe. (mewe) www.marcel- modschiedler.de

Dass er im Falle seiner Wahl mit seiner Frau nach Eningen ziehen wird, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit: »Ein Bürgermeister gehört in die Gemeinde«, sagt er. Es sei ihm wichtig, »schnell und flexibel« agieren zu können, »nah am Bürger« zu sein. Als selbstkritisch, selbstreflektiert, gewissenhaft, ehrgeizig »und manchmal vielleicht etwas ungeduldig«, beschreibt sich der 46-Jährige, der in seiner Freizeit gerne Marathons läuft, Ski fährt oder mit seiner Vespa unterwegs ist.

Wofür er als Bürgermeister stehen will, ist vor allem eines: »Miteinander«. Er will etwas im Ort bewegen – und zwar »gemeinsam mit den Eningern«. Es sei ihm sehr wichtig, mit den Bürgern in den Dialog zu treten und sie miteinzubeziehen, dafür möchte er Umfragen und weitere Beteiligungsformate nutzen – vor Ort und digital. »Es ist wichtig, dass der Bürger mitgestalten kann«, betont Modschiedler.

Ein solches Thema ist die Ortskernentwicklung, die Modschiedler vorantreiben will. »Ringsherum ist Eningen wunderschön – aber der Flecken ist behandlungsbedürftig.« Visionen für eine lebendige Ortsmitte hat er bereits: Blühen dürfte es aus seiner Sicht viel mehr im Ort, in der Baulücke zwischen Rathaus 2 bis zum Pfarrgarten könnte eine grüne Oase entstehen, mit Sitzbänken, viel Grün und Platz für Kulturveranstaltungen.

Generell brauche es für die Umgestaltung des Ortskerns das Zusammenwirken von Verwaltung, Bürgern, Einzelhandel und Fachplanern. Das bereits 2018 von der Gemeinde erarbeitete »Entwicklungskonzept Ortsmitte«, das bisher noch ein Schubladendasein fristet, würde er als Grundlage für weitere Überlegungen nutzen wollen. Einem möglichen Rathausneubau steht Modschiedler allerdings kritisch gegenüber: »Da bin ich der Meinung, dass wir andere Sorgen haben.« Die Kinderbetreuung und den Fachkräftemangel zum Beispiel. Ein Thema, das für ihn höchste Priorität hat und mit dem er sich beruflich bereits seit Jahren beschäftigt. Um Mitarbeiter zu gewinnen, müssten neue kreative Wege gefunden werden, die Verwaltung geht zum Bewerber beispielsweise und nicht wie bisher andersrum. »Dass der Bewerber sieht, dass wir uns kümmern.« Um die Mitarbeiter zu halten, gelte es »das Wir-Gefühl zu stärken«.

Fachkräfte fehlen überall, nicht nur in Eningen. Auch hier gilt für ihn das Motto »Miteinander«. »Die Gefahr ist, dass sich die Kommunen gegenseitig die Erzieherinnen wegnehmen«, so Modschiedler, der sich vorstellen kann, auch »landkreisweit miteinander Ideen zu stricken«, um dem entgegenzuwirken. Durch seine vorherigen Tätigkeiten habe er sich ein gutes Netzwerk aufbauen können.

»Es braucht ein gut ausgebautes Radwegenetz«

Auch dafür, dass in Eningen das gastronomische Angebot wieder besser wird, will er sich einsetzen. »Es braucht ein Gaststätten-Konzept«, sagt er, würde dafür den Gewerbe- und Handelsverein mit ins Boot holen wollen und zudem die Diskussion über eine »Gaststättenförderrichtlinie« aufwerfen wollen.

KANDIDATENCHECK

Sechs persönliche Fragen

Mit wem würden Sie gerne für einen Tag tauschen? Kein Tausch. Ich bin glücklich und zufrieden mit meinem Leben. Mit wem würden Sie keinesfalls tauschen wollen? Mit Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten müssen, da ihr Land kein Fundament an Demokratie mehr innehält. Was ist Ihre größte Schwäche? Sammelleidenschaft an Gießkannen! Was ist Ihr Lebensmotto? Lebe das Leben – so als wäre es der letzte Tag. Was ist das letzte Buch, das Sie gelesen haben? Ich bin noch dabei: »Unsere wunderbaren Jahre« von Peter Prange. Was ist Ihr Lieblingssong? »These Are the Days of Our Lives« von Queen. (mewe)

Zusätzlich will er noch mehr Kultur in den Ort holen, mit einem »Heimatfest« etwa, das für Eningen zu einem Identifikationsmerkmal werden könnte, »wie der Schäferlauf für Bad Urach«. Auch der ÖPNV steht auf seiner Agenda: Die Busverbindungen müssten optimiert werden: »Mit der RSV – oder vielleicht auch ohne die RSV«, so Modschiedler, der sich vorstellen könnte, den Bürgerbus weiter auszubauen. Und er betont: »Es braucht ein gut ausgebautes Radwegenetz.«

Und auch die Themen Umwelt und Wohnraum müssen aus seiner Sicht dringend angegangen werden. Da gelte es unter anderem auf die Fördertöpfe von Bund und Land zuzugreifen. Was senio-rengerechtes Wohnen angehe, sei Eningen schon gut aufgestellt. Als Bürgermeister würde er sich für Projekte oder ein Quartier einsetzen, bei denen Jung und Alt sich gegenseitig unterstützen. »So was muss die Gemeinde fördern«, betont der Verwaltungsfachmann. Auch hier gilt für ihn die Devise: Miteinander. »Eningen ist es wert.« (GEA)