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Aktuell Krieg

Wie ein Pfullinger Verein Flüchtlingskindern im Libanon hilft

Die Lage im Libanon spitzt sich immer mehr zu. Der Pfullinger Verein Flüchtlingskinder im Libanon unterstützt, wo er kann. Was er leisten kann, erklärt die Vorsitzende Ingrid Rumpf.

Ablenkung, damit der Alltag der geflüchteten Kinder so »normal« wie möglich verlaufen kann.
Ablenkung, damit der Alltag der geflüchteten Kinder so »normal« wie möglich verlaufen kann. Foto: Screenshot/NISCVT
Ablenkung, damit der Alltag der geflüchteten Kinder so »normal« wie möglich verlaufen kann.
Foto: Screenshot/NISCVT

PFULLINGEN/LIBANON. »Ich hoffe, wir können in Frieden leben wie die anderen Kinder auf der Welt.« - »Das Lager wurde bombardiert, Zivilisten sind gestorben und wir hörten den Lärm von Flugzeugen.« Solche und ähnliche Sätze stehen in Briefen, die Kinder, die im Libanon in Flüchtlingslagern leben, an ihre Paten vom Pfullinger Verein Flüchtlingskinder im Libanon senden. Es gibt keine guten Neuigkeiten oder schönen Erlebnisse, von denen die jungen Menschen aktuell berichten können. Sie haben Angst, kein Zuhause und sorgen sich über ihre ungewisse Zukunft. Schon seit Jahren setzt sich der Pfullinger Verein für sie ein. Seit der Krieg der israelischen Armee gegen die Hisbollah im Libanon immer mehr unschuldige Menschen trifft, ist ihre Unterstützung gefragter denn je.

»Allgemein ist die Lage im Libanon schon immer eine eher prekäre gewesen«, sagt Ingrid Rumpf, Vorsitzende des Vereins Flüchtlingskinder im Libanon. »So ganz ohne richtige Regierung und mit immer mehr Flüchtlingen, die vor dem Nah-Ost-Krieg fliehen, fehlt es den Menschen im Land an nahezu allem.« Darum unterstützt der Verein über seine Partnerorganisation National Institution of Social Care und Vocational Training (NISCVT) - neben den Patenschaften - beispielsweise vor Ort auch den Bau von Kindergärten und Schulen, finanziert Nachhilfekurse für Grundschüler sowie zahlreiche Gesundheitsprojekte. Seit fast vier Wochen herrscht nun auch noch Krieg im Land und die Not wird immer größer. »Mehr als 1,2 Millionen Menschen sind auf der Flucht, viele wurden Opfer verschiedenster Angriffe.«

Schwerer Verlust

Auch wenn die meisten Patenkinder sowie viele Helferinnen und Helfer von NISCVT bisher verschont geblieben seien, verzeichnete der Verein jüngst einen schweren Verlust: Bei einem Raketenangriff auf Dar Assalam (deutsch: »Haus des Friedens«), einer soziokulturellen Begegnungsstätte bei Saida, wurde das Anwesen größtenteils zerstört. Sechs Menschen wurden getötet, 19 Menschen verletzt. »Darunter auch die Frau und der Sohn eines Zentrumsleiters von NISCVT«, sagt Rumpf. Ohne Dar Assalam hätte es den Pfullinger Verein niemals gegeben. »Die Gründungsmitglieder haben dort begonnen.«

Frauen treffen sich in einem Sozialzentrum, um gemeinsam über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Frauen treffen sich in einem Sozialzentrum, um gemeinsam über ihre Erfahrungen zu sprechen. Foto: Screenshot/NISCVT
Frauen treffen sich in einem Sozialzentrum, um gemeinsam über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Foto: Screenshot/NISCVT

Rumpf telefoniert regelmäßig mit den Partnerinnen und Partnern vor Ort im Libanon. »Sie brauchen Notfallhilfen, die wir durch unsere Spenden finanzieren können.« 46.000 Euro seien seit Beginn des Krieges schon zusammengekommen. »Wenn man aber berechnet, dass ein Essenspaket rund 40 Dollar kostet, dann können wir davon gerade mal 1.200 Menschen und Familien ernähren«, erklärt Rumpf. Ein Anfang, aber solche Pakete würden meist nur ein paar Tage oder Wochen reichen. »Die Menschen benötigen viel mehr.«

Essen, Matratzen und Hygieneartikel

Von Nahrungsmitteln über Matratzen bis hin zu Hygieneartikeln: »Mit den Spenden, die wir bekommen, kaufen wir vor allem Materialien, die die Menschen zum Leben und auch Überleben brauchen«, erklärt Rumpf. Zusätzlich setze die Partnerorganisation NISCVT alles daran, die Flüchtlinge zu unterstützen und sie in ihrem Alltag so »normal« wie möglich zu begleiten. »Viele unserer Projekte laufen also unabhängig vom Krieg so normal weiter, wie es geht.« Alle Sozialzentren sind weiterhin geöffnet, auch die in den Lagern, die bereits bombardiert wurden. »So können wir weiterhin verschiedene Angebote schaffen«, sagt Rumpf. Frauen fänden sich beispielsweise in Kreisen zusammen, um unter psychologischer Anleitung über ihre Erfahrungen zu sprechen, Kinder würden bei einer Malstunde von dem »Drumherum« abgelenkt.

Verein und Spenden

Der Pfullinger Verein »Flüchtlingskinder im Libanon« wurde vor 29 Jahren gegründet und unterstützt mit seinen Hilfsgeldern Bildungs-, medizinische, soziale und Freizeit-Projekte im Libanon. Immer wieder kommen auch Notfallprojekte hinzu, wie es aktuell der Fall ist. Unterstützt werden vor allem Kinder und Jugendliche sowie deren Familien in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon. Vor Ort hilft die Partnerorganisation National Institution of Social Care und Vocational Training (NISCVT). Wer die Arbeit des Pfullinger Vereins unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun. (GEA)

Spendenkonto: Flüchtlingskinder im Libanon e.V.
Vereinigte Volksbanken eG
IBAN: DE83 6039 0000 0710 6950 04
BIC: GENODES1BBV

»All unsere Kraft verwenden wir gerade darauf, um NISCVT bei seiner Hilfe für die bedürftigen Familien zu unterstützen«, sagt Rumpf. Denn obwohl sich der Pfullinger Verein eigentlich primär für die Kinder und Jugendlichen in den palästinensischen Flüchtlingslagern einsetzt, wird jedem geholfen, der dort ist, egal, »ob dort geflüchtete Syrer sind oder arme und vertriebene Libanesen«. Der Krieg mitsamt seinen Auswirkungen mache sich bei allen Kindern bemerkbar. Sie seien zunehmend traumatisiert und verstört.

Bewundernswerter Wille

Etwas, dass Ingrid Rumpf bewundert, sei der Wille der geflüchteten Menschen: »Sie scheinen sich nicht selbst zu bedauern, sie packen einfach an, wo sie können.« Natürlich mit Unterstützung, denn »ohne die krisenerprobte und unablässige Hilfe der regierungsneutralen und teils sogar religionsneutralen Organisationen wie NISCVT und anderen, wären die Menschen dort schon längst verloren«. Die Hilfeleistung im Libanon werde zusätzlich von internationalen Organisationen wie beispielsweise UNICEF koordiniert. »Die lassen sich alle nicht unterkriegen, um einen Beitrag zum Frieden im Nahen Osten zu leisten und den Menschen zu helfen. Egal, wie schlimm die Situation ist.« (GEA)