PFULLINGEN. Vereinzeltes Stöhnen geht durch den Raum des Pfullinger Festfabrikles, als Moderator Alex Vogel die erste Zahl ausruft. Es ist die Nummer 16. Doch kein Grund zur Beunruhigung, denn auf den Kärtchen, welche die rund 60 Anwesenden vor sich liegen haben, gibt es insgesamt 25 Kästchen, die es abzuhaken oder anzukreuzen gilt. 25 aus 75 möglichen Nummern. Es ist der erste Freitag im Monat und da spielen die Festfabrikbesucher standardgemäß Bingo.
Die Regeln sind einfach: Der Moderator steht vorn an der Bingo-Maschine und gibt per Zufallsgenerator eine Zahl aus. Wer diese auf seinem Bingokärtchen hat, kann sie abstreichen. Ein Spiel hat drei Runden: »In Runde eins geht es darum, fünf Zahlen horizontal oder vertikal in einer Reihe abzustreichen«, erklärt der zweite Vorsitzende des Vereins Festfabrik Pfullingen, Adrian Rathmann. In Runde zwei werden fünf Zahlen in diagonaler Reihe gesucht. In Runde drei gilt es schließlich, die gesamte Karte vollzukriegen – also alle fünf mal fünf Kästchen. Wer zuerst seine Fünferreihe – oder eben zum Schluss seine ganze Karte – voll hat, schreit laut »Bingo«.
»Für jedes bestellte Getränk geben wir eine Karte aus«
Bereits nach wenigen Minuten Spielzeit ertönt ein "Jawoll" von einem der Tische. Offenbar aber eben nur ein "jawoll" und kein "bingo", denn das Spiel geht weiter. Die meisten Teilnehmer haben mehr als eine Bingo-Karte vor sich liegen. »Für jedes bestellte Getränk geben wir eine Karte aus«, erklärt Rathmann. "Je mehr man trinkt, desto mehr Chancen hat man. Man kann im Prinzip unendlich viele Karten haben – je nachdem, wie viel Durst man hatte." Die Karten können von der Öffnung um 19 Uhr an bis zum Startschuss des ersten Spiels um 21 Uhr erworben werden. Sobald die erste Runde startet, werden die Karten für ein zweites Spiel ausgegeben.
Eröffnet zur Coronazeit
Im Mai 2020 hat der Verein das Festfabrikle eröffnet – zur Coronahochzeit also, als persönliche Treffen nicht gestattet waren. »Wir haben Livestreams gemacht in diverse Veranstaltungsformate, was sehr gut angenommen wurde«, erinnert sich Rathmann. Als man sich schließlich wieder treffen und in Bars gehen durfte, wollte der Vorstand etwas anbieten, das übers »Zusammensitzen und Biertrinken« hinausgeht. Neben diversen anderen Ideen wurde auch der regelmäßige Bingo-Abend eingeführt. Adrian Rathmann kennt den Klassiker erst, seit er im Festfabrikle auf dem Programm steht, ist aber wie die Besucher fasziniert davon: »Es macht super viel Spaß. Und das Gefühl, wenn oft mehreren Leuten nur noch eine Zahl fehlt, ist unbeschreiblich«, schildert der zweite Vorsitzende. »Da sind Emotionen da. Wir hatten da schon Leute jubeln sehen, das ist der Wahnsinn.«
»Das Gefühl, wenn oft mehreren Leuten nur noch eine Zahl fehlt, ist unbeschreiblich«
Die Veranstaltung wird gut angenommen und ist stets gut besucht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, eine Reservierung aufgrund der hohen Nachfrage aber empfehlenswert. Markus Rebmann, Bianca Wussler und Jennifer Herzig aus Pfullingen sind regelmäßig mit von der Partie, gewonnen haben sie mit einer Ausnahme aber bisher noch nie. Ihre Erkenntnis: »Weniger essen, mehr trinken«, um die Gewinnchancen zu erhöhen. Ganz anders lief es bei Nicolas Knecht aus Mittelstadt: Am Freitagabend zum ersten Mal dabei, schaffte er es direkt, als Erster seine komplette Bingo-Karte vollzukriegen – was vom Verein mit einer Flasche Sekt belohnt wurde.
Jedes »Bingo« ist ein Preis
Für jedes »Bingo!« gibt es einen Preis. In der Regel werden über den Abend zwei bis drei Spiele mit je drei Runden gespielt – es besteht also sechs- bis neunmal die Chance auf einen Gewinn unterschiedlichster Art. »Wir haben unter unseren Mitgliedern eine sehr talentierte Dame, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt, auch gerne mal in Zusammenarbeit mit befreundeten Unternehmen und Vereinen«, berichtet Adrian Rathmann. Neben Getränkeflaschen gibt es auch Glückslose der Fernsehlotterie oder von sozialen Lotterien sowie Verzehrgutscheine fürs Fabrikle und diverse Lokalitäten in der Umgebung.
Nicolas Knecht und seine Freunde aus Pfullingen, Pliezhausen und Mittelstadt werden in jedem Fall wieder kommen – vielleicht schon zum Kneipenquiz am Freitag, 21. März.
Am kommenden Freitag, 14. April, steht dann Karaoke auf dem Programm. Der nächste Bingo-Abend ist erst wieder am Freitag, 4. April. (GEA)