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Wie das Kreuz auf den Georgenberg kommt

Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen und des CVJM haben viel Schweiß vergossen beim Aufbau eines fünf Meter hohen Kreuzes auf dem Georgenberg.

Geballte Manneskraft:  nach schweißtreibendem Aufstieg auf den Georgenberg stellen die Ehrenamtlichen das Kreuz auf.
Geballte Manneskraft: nach schweißtreibendem Aufstieg auf den Georgenberg stellen die Ehrenamtlichen das Kreuz auf. Foto: Dieter Reisner
Geballte Manneskraft: nach schweißtreibendem Aufstieg auf den Georgenberg stellen die Ehrenamtlichen das Kreuz auf.
Foto: Dieter Reisner

PFULLINGEN. »Ein Hoch auf den Schwäbischen Albverein«. Sven Bauerfeind setzt sich laut prustend auf eine Holzbank und dankt denen, die unterhalb des Georgenberg-Gipfels den Ruheplatz aufgestellt haben. Er und Thomas Zimmermann legen eine Pause ein – sie haben am Dienstagabend eine anstrengende Freizeitbeschäftigung. Mit zehn Mitstreitern der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen sowie des CVJM Pfullingen stellen sie das Kreuz auf dem baum- und buschfreien Georgenberg auf. Doch erst einmal müssen die Teile hoch auf den Gipfel. Das funktioniert nur mit Manneskraft.

Pünktlich um 17 Uhr geht es los am Parkplatz bei der Kastanie. Dorthin bringt Pascal Wurster mit seinem Kleintransporter die drei Balken für das Kreuz samt Ausrüstung wie Werkzeug und Stahlspannseile. Der Schreinermeister und sein Vater Johannes sind die Ideengeber der Aktion, die - weithin sichtbar - immer wieder für Aufmerksamkeit sowie für Reaktionen sorgt.

2009 hat die Evangelische Kirchengemeinde Pfullingen erstmals um eine Stellungnahme des Landratsamtes zu ihrem Vorhaben gebeten. Zwei Jahre lag dann die Genehmigung vor. Seither tragen engagierte Mitglieder alle zwei Jahre die drei Teile gen Gipfel. Und das ist schweißtreibend, davon können die Träger ein Lied singen. Ein vier Meter Stück wiegt so um die 50 Kilogramm. Zwei davon müssen hoch, ebenso wie das dritte Teil mit einer Länge von anderthalb Metern. Der schmale Weg führt stetig bergauf, teilweise recht steil.

Dem Himmel ein Stück näher: ein Teil des Kreuzes auf dem Weg nach oben.
Dem Himmel ein Stück näher: ein Teil des Kreuzes auf dem Weg nach oben. Foto: Dieter Reisner
Dem Himmel ein Stück näher: ein Teil des Kreuzes auf dem Weg nach oben.
Foto: Dieter Reisner

Zweimal setzen Sven Bauerfeind und Thomas Zimmermann die Last für eine Verschnauf- und Trinkpause ab. Gleichwohl schaffen sie es in rund 16 Minuten. Die Helfer wie Sven Bauerfeind, der bei den Pfadfindern ist, oder Thomas Zimmermann nehmen die Last vor allem auch aufgrund ihres Glaubens auf sich. »Unser Kreuz ist hohl und doch ganz schön schwer. Es ist ja kaum denkbar, wie das damals war«, sagt Thomas Zimmermann. Rainer Spahr trägt den Vorschlaghammer. »Das Teil wiegt fünf Kilogramm. Wenn man den hier hochträgt, dann erlebt man seinen Kreuzweg. Der wird mit jedem Schritt schwerer.« Das Werkzeug ist notwendig.

Schweißtreibend: Der Sicherungshering muss in den bockelharten Boden geschlagen werden.
Schweißtreibend: Der Sicherungshering muss in den bockelharten Boden geschlagen werden. Foto: Dieter Reisner
Schweißtreibend: Der Sicherungshering muss in den bockelharten Boden geschlagen werden.
Foto: Dieter Reisner

Mit dem schweren Gerät schlagen sie die Heringe in den bockelharten Boden. Daran werden die Stahlseile befestigt. Sie sorgen für einen sicheren Stand, auch bei schlechtem Wetter. Bislang, sagt Pascal Schäfer, habe es wegen Sturm noch keine Probleme gegeben. Eher wegen der Menschen. Stichwort Vandalismus. »Wir haben das Kreuz vor ein paar Jahren erstmals beleuchtet. Da haben einige die Baulampen zerstört«. Deshalb hat der Schreinermeister nun Löcher in die Abdeckung gesägt und mit Plexiglas hinterlegt.

Verdiente Pause: Sven Bauerfeind ruht sich auf dem Albvereinsbänkle unterhalb des Gipfels kurz aus.
Verdiente Pause: Sven Bauerfeind ruht sich auf dem Albvereinsbänkle unterhalb des Gipfels kurz aus. Foto: Dieter Reisner
Verdiente Pause: Sven Bauerfeind ruht sich auf dem Albvereinsbänkle unterhalb des Gipfels kurz aus.
Foto: Dieter Reisner

Dahinter stecken Leuchtkörper, die für ein beleuchtetes Kreuz sorgen. Zwölf Batterien liefern die nötige Energie, eine Zeitschaltuhr beendet die Leuchtzeit um 24 Uhr. Ab Mitternacht muss es dunkel sein auf dem Georgenberg. Das ist eine Anordnung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Denn ohne Genehmigung läuft hier nichts. Niemand baut einfach so ein Kreuz auf eine so exponierte Stelle wie den Georgenberg, der von allen Seiten her einsehbar ist. Die Stadt Pfullingen stellte für die Evangelische Kirche den Antrag, dafür sind Peter Hofmayer und seine Mitstreiter der Verwaltung dankbar.

Ja, gut festhalten: Das Kreuz wiegt weit über 100 Kilogramm. Da braucht es schon Schmackes, um es zu sichern.
Ja, gut festhalten: Das Kreuz wiegt weit über 100 Kilogramm. Da braucht es schon Schmackes, um es zu sichern. Foto: Dieter Reisner
Ja, gut festhalten: Das Kreuz wiegt weit über 100 Kilogramm. Da braucht es schon Schmackes, um es zu sichern.
Foto: Dieter Reisner

Nach einer Dreiviertelstunde harter Arbeit steht das Kreuz - noch ohne Sicherung. Für stabilen Stand sorgen in diesen ersten Minuten die vielen Helfer, über die vor allem Pascal Wurster dankbar ist. Während die Stahlseile festgezurrt werden, legt der Schreinermeister die zwölf Batterien ein. Als sie feststellen, dass die Lampen leuchten, bei Sonnenschein gar nicht so einfach, freuen sie sich über ihr Werk, das allerdings nur ein paar Tage stehen bleibt.

Das Kreuz und die Landschaft.
Das Kreuz und die Landschaft. Foto: Dieter Reisner
Das Kreuz und die Landschaft.
Foto: Dieter Reisner

Die Motivation für ihren Einsatz schöpfen sie aus ihrem Glauben, sagt Peter Hofmayer. Aber sie verfolgen auch noch ein anderes Ziel. In einer Zeit, »in der alles irgendwie gleichgeschaltet ist«, wollen sie ein Zeichen setzen. »Dass Ostern ist. Dass man es wahrnimmt. Dass es vorkommt«, sagt Hofmayer.

Es steht: ein paar Helfer sind noch da, einige schon wieder auf dem Heimweg. Die weißen Punkte sind die Leuchtpunkte am Abend.
Es steht: ein paar Helfer sind noch da, einige schon wieder auf dem Heimweg. Die weißen Punkte sind die Leuchtpunkte am Abend. Foto: Dieter Reisner
Es steht: ein paar Helfer sind noch da, einige schon wieder auf dem Heimweg. Die weißen Punkte sind die Leuchtpunkte am Abend.
Foto: Dieter Reisner

In fünf Tagen sind sie wieder hier oben auf diesem schönen Fleckchen Erde. Dann bauen sie alles wieder ab. Und tragen Teil für Teil den Berg hinunter. Dann läuft Sven Bauerfeind, der übrigens erstmals bei der Aktion mitgemacht hat, an der Ruhebank des Schwäbischen Albvereins vorbei und sagt noch einmal ein Dankeschön. Am Dienstagabend gab es das auch noch direkt nach dem Aufbau für die Helfer. Heike Moczygemba ist mit ihrem Sohn, der aus Italien zu Besuch ist, auf den Georgenberg gekommen. Nicht wegen des Kreuzes, davon wusste sie nichts. »Einfach so, um die Landschaft zu genießen. Weil es ein wunderschöner Ort ist«. Sie beschreibt sich als »Fan unserer Heimat« und ruft den Helfern zu, als die ihr Werkzeug schon wieder einpacken. »Vielen Dank fürs Aufstellen. Es freut mich, dass es Menschen gibt, die so etwas tun. Wir haben ja alle etwas davon.« (GEA)