ENINGEN. Reparieren statt wegwerfen – dieser Trend zur Nachhaltigkeit setzt sich immer mehr fort. In Deutschland gibt es mittlerweile rund 1.200 offizielle Repair-Cafés. Dort treffen sich zu festgelegten Terminen fachkundige Hobbyhandwerker, um defekte Geräte instand zu setzen. Oft nämlich ist eine Reparatur noch möglich.
Seit drei Jahren gibt es auch in Eningen ein solches Repair-Café, in den Räumlichkeiten des Eninger Asyl Cafés Im Grund 4. Hier gilt das Prinzip: »Man kann mit allem kommen, was man tragen kann«, erklärt Monika Hailfinger von der Projektstelle »Engagiert in Eningen«.
In den meisten Fällen handelt es sich um elektrische Geräte – relativ häufig sind es alte Geräte wie Radios, Plattenspieler oder Diaprojektoren. Das hat laut Hailfinger den Grund, dass sich diese im Fachhandel meistens nicht mehr reparieren lassen. »Dann tüfteln unsere Helfer daran rum. Sie können sich da stundenlang drin verlieren und probieren, ob sie es wieder zum Laufen kriegen.« Manchmal ist es auch nur eine Schublade, die geleimt werden muss. »Wir reparieren nur hier und in diesem Zeitrahmen« – nämlich am letzten Samstag des Monats von 10 bis 13 Uhr – »Hausbesuche machen wir nicht«, stellt Hailfinger klar.
Werkzeug wird selbst mitgebracht
Das nötige Werkzeug bringen die rund 15 (hauptsächlich männlichen) Helfer in der Regel selber mit. Verbrauchsmaterialien gibt es aber vor Ort. Die Erfolgsquote liegt bei über 50 Prozent, freut sich Monika Hailfinger, die das Repair-Café aus Gründen der Nachhaltigkeit vor drei Jahren mit ihrer Kollegin Katrin Schwaiger ins Leben gerufen hat. »Man will ja wegkommen von diesem Kaufen und Wegwerfen und stattdessen wieder mehr auf Qualität setzen. Dinge, die man angeschafft hat, sollte man möglichst lange benutzen können und nicht wegwerfen, sobald etwas nicht mehr funktioniert.« Beide plädieren für einen vernünftigen Umgang mit den Ressourcen, die zur Verfügung stehen.
Beate Hopf hat eine Toyota-Nähmaschine vor sich – und viele Fragezeichen auf der Stirn. »Die Nadel ist nicht ganz in der Mitte. Ich sehe aber nicht, wie ich das beheben könnte.« Sie ist die einzige Frau im Bunde und wird immer dann gerufen, wenn es darum geht, eine Nähmaschine zu reparieren.
Am Tisch daneben tüftelt Jo Scherer an einem defekten Bügeleisen. »Der Fehler ist eigentlich relativ trivial und leicht zu beheben. Das schaffe ich in einer Viertelstunde«, sagt der ehrenamtliche Helfer, denn bei dem Severin-Bügeleisen von Renate Weckherlin ist lediglich das Kabel kaputt. »Die grundsätzliche Frage ist: Wie kriege ich das Gerät auf, damit ich die Reparatur durchführen kann? Hier hat der Hersteller eine spezielle Schraube eingebaut, die der Normalbediener nicht aufkriegt.« Hätte Scherer kein Spezialwerkzeug zur Hand, könnte er das Bügeleisen nicht öffnen, das in der Folge auf dem Müll landen würde. Während Hubert Hopf und Linus Veser sich an einem Diaprojektor versuchen, für dessen finale Reparatur sie Ersatzteile bräuchten, hat Boris Terpinc einem alten Radio, genauer gesagt: einem Fidelio Stereo von Nordmende aus den frühen 1960er-Jahren, zu neuem Leben verholfen. »Als es gebracht wurde, hat es gerauscht und geknackt. Jetzt hat es wieder einen guten Klang«, erklärt der Tüftler stolz. Sogar die Stereo-Funktion hat er zum Laufen gebracht, die offenbar 50 Jahre lang nicht funktioniert hatte.
Berufliche Vorbildung
Von den rund 15 Ehrenamtlichen ist durchschnittlich die Hälfte pro Termin da. Die meisten von ihnen haben oder hatten beruflich mit Elektronik und Elektrotechnik zu tun. »Eine besondere Qualifikation braucht man aber nicht. Wer ›nur‹ ein Hobbybastler ist und sich auskennt, der kann auch gerne helfen«, erklärt Hailfinger. Es kommen immer wieder neue Helfer dazu, die davon gehört haben und mitmachen wollen. »Andere gehen dafür wieder weg, so hat sich das ganz gut eingespielt.«
Das Repair-Café hat sich in den vergangenen drei Jahren in Eningen fest etabliert. Das Publikum ist bunt gemischt. Jung und Alt bringen ihre reparaturbedürftigen Teile vorbei. Es geht aber nicht nur um Nachhaltigkeit. Menschen haben dort die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten mit anderen zu teilen, anzuwenden und andern damit zu helfen. »Engagiert in Eningen« ist eine bei der bürgerlichen Gemeinde angesiedelte Projektstelle. Der Gedanke dabei ist, durch verschiedene Projekte Begegnung zu ermöglichen, so Hailfinger. Neben dem Repair-Café gibt es beispielsweise das wöchentliche Näh-café, wo sich Frauen zum Nähen treffen, oder den monatlichen Spieletreff. »Da kommen ganz unterschiedliche Leute einfach zusammen«, ergänzt Katrin Schwaiger. (GEA)