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Was Annegret Romer im Eninger Rat erlebt hat

25 Jahre lang war Annegret Romer GAL-Gemeinderätin in Eningen, seit 20 Jahren ist sie zudem Fraktionsvorsitzende. Warum sie nach einem Vierteljahrhundert bei der diesjährigen Kommunalwahl nicht mehr antritt und was sie in den vergangenen Jahren alles erlebt hat.

Nach 25 Jahren als GAL-Gemeinderätin in Eningen sieht Annegret Romer nun die Zeit für die nächste Generation gekommen.
Nach 25 Jahren als GAL-Gemeinderätin in Eningen sieht Annegret Romer nun die Zeit für die nächste Generation gekommen. Foto: Weber
Nach 25 Jahren als GAL-Gemeinderätin in Eningen sieht Annegret Romer nun die Zeit für die nächste Generation gekommen.
Foto: Weber

ENINGEN. Ein Vierteljahrhundert im Gemeinderat Eningen, 20 Jahre davon als Fraktionsvorsitzende, 12 Jahre als dritte stellvertretende Bürgermeisterin und zwischendrin auch noch 10 Jahre im Kreistag - auf diese kommunalpolitische Erfahrung kann die GAL-Rätin Annegret Romer mittlerweile zurückblicken. Wenn nun am 9. Juni bei der Kommunalwahl erneut in den Gemeinden und Städten die Bürgervertretungen gewählt werden, wird ihr Name allerdings nicht mehr auf dem Wahlzettel stehen. Nach fünf Amtsperioden sieht sie die Zeit für einen Schlussstrich - und einen Generationenwechsel - gekommen.

In ihren Jahren als Mitglied des Eninger Gemeinderats hat sie viel erlebt: Vier verschiedene Gemeindeoberhäupter, unzählige Diskussionen, viele umgesetzte Projekte, aber auch Probleme und Herausforderungen. 1999 sei sie eigentlich völlig unbedarft in »die Sache reingeschmissen worden«, sagt die 70-Jährige. Von langer Hand geplant, sei ihre Ehrenamtskarriere in der Kommunalpolitik jedenfalls nicht gewesen. »Mir passieren viele Dinge einfach so«, sagt Romer und lacht. So sei das beim Hausi-Treff des Ortsjugendrings gewesen, den sie lange Zeit organisierte, und letztlich auch beim Gemeinderat.

»Ich dachte: Ich bin 45, eine Frau und habe vier Kinder - wer soll mich denn wählen?«

Sie erinnere sich noch gut daran, wie sie damals recht unerwartet von einem GAL-Mitglied gefragt worden sei, ob sie sich nicht vorstellen könne, als Gemeinderätin zu kandidieren. Grundsätzlich sei sie ein sehr spontaner Mensch, erklärt die ehemalige Sport- und Mathematik-Lehrerin Romer, sie sagte damals also zu. »Ich dachte: Ich bin 45 Jahre alt, eine Frau und habe vier Kinder - wer soll mich denn wählen?«

Genau 1.148 Eninger, wie sich herausstellen sollte. Auf Anhieb landete sie mit dieser Stimmenanzahl auf Platz zwei und saß plötzlich als neues GAL-Mitglied neben Günter Fischer im Gemeinderat - als eine von lediglich zwei Frauen im gesamten Gremium. Gleichwohl betont sie: »Ich hatte nie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.«

»Man kommt weiter, wenn man mit der und nicht gegen die Verwaltung arbeitet«

An ihrem neuen Ehrenamt fand sie schnell Gefallen. »Ich bin neugierig und interessiert«, sagt sie. Entsprechend habe sie sich in die neue Aufgabe gestürzt. »Wenn du es richtig machst, dann ist es schon sehr zeitaufwendig.« Dennoch erinnere sie sich gern an die vergangenen 25 Jahre. Vor allem auf den kommunalpolitischen Frauenstammtisch, den sie Anfang der 2000er-Jahre gemeinsam mit Dr. Barbara Dürr von der FWV initiierte, sei sie noch heute stolz. »Da hab' ich gemerkt, dass man wirklich was bewegen kann«, betont Romer. Und dies vor allem gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung. Denn was sie in all den Jahren gelernt habe, sei mitunter eines: »Man kommt weiter, wenn man mit der und nicht gegen die Verwaltung arbeitet.«

Was sie als eher ungeduldiger Mensch ebenfalls im Gremium gelernt habe: Geduld. Denn die brauche es. »Man muss viele dicke Bretter bohren.« Gleichwohl habe sich immer wieder gezeigt, dass man letztlich auch Erfolg damit haben könne. Die erste Bürgersolaranlage etwa, sei auf ihren Antrag hin entstanden, betont Romer. Ein weiteres Beispiel sei für sie die Kunst in Eningen. Dafür hätten anfangs im Haushalt Gelder im »Promillebereich« zur Verfügung gestanden. »Und jetzt haben wir doch echt ganz tolle Sachen erreicht.«

»Für das Wengestadion hätten wir uns lieber was richtig Innovatives gewünscht«

Eine Sache, mit der sie allerdings noch keinen rechten Frieden geschlossen hat, ist die Entwicklung des Areals des ehemaligen Wengestadions. »Diese Entwicklung ärgert mich heute noch«, sagt Romer. Da hätten sie und ihre Fraktion sich »lieber was richtig Innovatives gewünscht.«

Raum für Innovation und neue Ideen sieht sie aber auch heute noch genügend. Im Grunde hätten sich die Themen in 25 Jahren nicht großartig verändert, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf etwa. »Das war schon damals ein Thema«, erinnert sich die 70-Jährige. Zwischenzeitlich sei es nun zwar gelungen, »ein tolles, differenziertes Angebot« in der Kinderbetreuung auf die Beine zu stellen: »Und jetzt fehlen die Fachkräfte.«

Wohnraum- und Gewerbeflächenerschließung, Ganztagsbetreuung, dazu die Weiterentwicklung der Ortsmitte angesichts finanziell begrenzter Mittel: Das werden aus Sicht Romers die größten Herausforderungen sein, mit denen sich das künftige Gemeinderatsgremium auseinandersetzen müsse. Dazu komme »das Dilemma zwischen Natur- und Umweltschutz«, das sie als Vertreterin einer grün-alternativen Liste besonders beschäftigt. »Es gibt noch viel zu tun«, bilanziert sie.

Diese Aufgaben will sie nun aber neuen und jüngeren Mitstreitern überlassen. »Irgendwann muss man Schluss machen.« Schon bei der vergangenen Kommunalwahl habe für sie festgestanden, dass dies ihre letzte Amtsperiode sein wird. Dass neben ihr nun auch alle weiteren Fraktionsmitglieder aufhören und sich die GAL in diesem Jahr mit einer komplett neuen Liste präsentiert, sei durchaus ein gewichtiger Einschnitt: »Es bricht viel Erfahrung weg.« Gleichwohl sei es eine Chance, »um mit Schwung neu anzufangen.« Dazu habe sie vor, den neuen Räten auch weiterhin beratend zur Seite zu stehen.

»Ich freue mich jetzt auf andere Diskussionen«

»Es war eine echte Bereicherung«, resümiert Romer am Ende ihrer fünften Amtsperiode. Die Zeit, die sie früher in langen Sitzungen oder mit deren Vorbereitung verbracht hat, will sie jetzt wieder für ihre ganz persönlichen Interessen investieren. In ihren Film-, Theater- und Literaturkreis etwa. »Das Schöne ist: In diesen Kreisen wird auch ganz viel diskutiert - es werden jetzt halt andere Diskussionen.« Auch beim neuen Team Inklusiv, das sich für mehr Teilhabe und Barrierefreiheit für alle Menschen in Eningen einsetzt, will sie sich verstärkt engagieren. Ebenso sind ihr Eningens Städtepartnerschaften mit Calne und Charlieu ein großes Anliegen. Und, das fügt sie dann auch noch hinzu: Ein bisschen freue sie sich nun auch einfach darauf, »sich jetzt nicht mehr ganz so intensiv um Dinge wie Grauguss-Leitungen kümmern zu müssen.« (GEA)