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Was sich Fußgänger für Eningen wünschen

Eningen ist Teil des diesjährigen Fußverkehrs-Checks in Baden-Württemberg. Bei zwei Begehungen wird deutlich, was sich die Einwohner für ihre Fußwege wünschen.

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Eltern-Taxis sind ein Problem: Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, parken teilweise auf den Gehwegen und in privaten Einfahrten, fahren über Gehwege, auf denen Menschen laufen, und sorgen für lange Staus. Foto: Gemeinde Eningen
Eltern-Taxis sind ein Problem: Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, parken teilweise auf den Gehwegen und in privaten Einfahrten, fahren über Gehwege, auf denen Menschen laufen, und sorgen für lange Staus.
Foto: Gemeinde Eningen

ENINGEN. »Gehwege frei räumen«, unter diesem Motto veranstaltet das Land Baden-Württemberg in diesem Jahr wieder einen Fußverkehrs-Check. Mit von der Partie als eine von 15 teilnehmenden Kommunen: die Gemeinde Eningen. »Ich freue mich sehr, dass wir Teil des diesjährigen Checks sind«, sagt Bürgermeister Eric Sindek im GEA-Gespräch. Ziel des Projekts ist es, den Fußverkehr sicherer, barrierefreier und attraktiver zu gestalten. »Davon können wir nur profitieren.«

Ordnungsamtsleiterin Anke Arnold war auf das Programm aufmerksam geworden. »Wir haben uns dann direkt beworben und hatten gleich eine Zusage«, sagt sie. Die Verwaltung habe Glück gehabt, nicht immer würden Bewerbungen direkt nach dem ersten Einsenden positiv beantwortet. »Wahrscheinlich hatten wir das Glück, weil unsere Bewerbung perfekt zum Motto passte«, ergänzt Sindek. Darin legte die Gemeindeverwaltung ihren Fokus auf die Schulwege und das Thema Inklusion.

Zwei Begehungen im Ort

Ende Mai wurde bekannt, dass Eningen Teil des Checks ist, Mitte Juli gab es dann die Auftaktveranstaltung im Lehrsaal der Feuerwehr. »Da haben wir einfach mal gesammelt, was wir gerne an unseren Fußwegen ändern würden und wo wir Problemstellen haben«, sagt Sindek. Von Anfang an war klar, dass ein besonderes Augenmerk auf die Schulwege und auch auf die Ortsmitte gelegt werden sollte, schnell folgten zwei Begehungen Ende Juli und Ende September. »Die waren sehr gut besucht. Bis zu 50 Personen waren dabei.« Klar, der Gemeindeverwaltung seien schon vor den Terminen klar gewesen, wo es Probleme gebe, »doch im Gespräch mit den Teilnehmenden waren nochmal weitere interessante Punkte aufgekommen«.

Die Verkehrslage vor der Achalmschule ist unübersichtlich. Das birgt Gefahren.
Die Verkehrslage vor der Achalmschule ist unübersichtlich. Das birgt Gefahren. Foto: Gemeinde Eningen
Die Verkehrslage vor der Achalmschule ist unübersichtlich. Das birgt Gefahren.
Foto: Gemeinde Eningen

Der Vorteil des Fußgänger-Checks ist es, dass Experten des Landes sich nun, da alle Probleme und Anregungen geäußert und aufgezeigt wurden, sich daran machen, Lösungen dafür zu formulieren. »Die müssen nicht verkehrsrechtlich in Ordnung sein und auch nicht zeitnah umgesetzt werden, aber sie geben uns gute Denkanstöße, weil sie mit neuem Blick auf die Dinge schauen«, sagt Sindek. In einem Abschluss-Workshop (siehe Infobox) soll dann alles vorgestellt werden. »Wir dokumentieren alle Ideen der Experten und tragen sie dann an geeigneten Stellen dem Gemeinderat vor.«

Eltern-Taxis oben auf der Liste

Ganz oben auf der Liste der Probleme, die angegangen werden müssen, stehen die Eltern-Taxis an der Achalmschule. »Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, parken teilweise auf den Gehwegen und in privaten Einfahrten, fahren über Gehwege, auf denen Menschen laufen und sorgen für lange Staus«, fasst Arnold die Situation kurz zusammen. Es seien vor allem die Eltern-Taxis, von denen die größte Gefahr auf den Schulwegen ausgehe. Und das betrifft nicht nur die Kinder, sondern auch die Anwohner nahe der Achalmschule.

»Ich verstehe es, dass manche Kinder nicht anders in die Schule kommen und gefahren werden müssen«, zeigt sich Sindek verständnisvoll. Doch es seien einfach zu viele. Vor allem deswegen, weil »nicht einmal Fahrgemeinschaften gebildet werden, und viele Kinder einzeln mit dem Auto zur Schule gebracht werden«. Die verschiedensten Maßnahmen, wie beispielsweise die Einführung eines Bußgelds in Höhe von 50 Euro fürs Hinauffahren zur Schule, hätten nichts gebracht, erklärt Arnold. »Die Eltern zeigen einfach keine Einsicht. Selbst dann nicht, wenn wir sie vermehrt auf ihren Fehler hinweisen.« Auch während der Elternabendende werde auf das Problem aufmerksam gemacht - ohne Erfolg.

Lauftreffs für Schülerinnen und Schüler

Der Bürgermeister versteht nicht, warum nicht mehr Kinder zu Fuß gehen, die Gehwege seien doch gut. Außerdem gebe es Lauftreffs, denen sich die Schülerinnen und Schüler anschließen könnten. »Bewegung ist wichtig und ich glaube auch, dass die jungen Menschen lernen selbstständiger zu werden, wenn sie eigenständig zur Schule laufen«, sagt Sindek.

Ein Problem in Eningens Ortsmitte: Die Autos parken vor der Bäckerei oft nicht korrekt auf den vorgesehenen Parkplätzen und steh
Ein Problem in Eningens Ortsmitte: Die Autos parken vor der Bäckerei oft nicht korrekt auf den vorgesehenen Parkplätzen und stehen größtenteils noch mit einem Teil des Fahrzeugs auf dem Fußgängerweg. Und das, obwohl ein Halteverbots-Zeichen auf dem Boden darauf aufmerksam macht. Das ist problematisch für Menschen, die im Gehen eingeschränkt sind, da sie dann auf der Straße laufen müssen. Foto: Berya Yildiz Inci
Ein Problem in Eningens Ortsmitte: Die Autos parken vor der Bäckerei oft nicht korrekt auf den vorgesehenen Parkplätzen und stehen größtenteils noch mit einem Teil des Fahrzeugs auf dem Fußgängerweg. Und das, obwohl ein Halteverbots-Zeichen auf dem Boden darauf aufmerksam macht. Das ist problematisch für Menschen, die im Gehen eingeschränkt sind, da sie dann auf der Straße laufen müssen.
Foto: Berya Yildiz Inci

Die Gemeindeverwaltung war schon aktiv geworden und hatte den Flyer »Schulwegplan« veröffentlicht. »Der wird aktuell überarbeitet und dann im kommenden Jahr neu aufgelegt«, sagt Arnold. Der Plan zeigt neben Elternhaltestellen auch Lauftreffs und Laufempfehlungen an. »Das alles ist kindergerecht aufgebaut, damit auch die ganz Kleinen den Plan verstehen.« Sindek und Arnold hoffen, dass mehr Familien sich den Flyer zu Herzen nehmen.

Hürde für Menschen, die im Gehen eingeschränkt sind

»Eningens Ortsmitte haben wir mit in den Fußverkehrs-Check genommen, weil wir dort im Rahmen der Neugestaltung auch an den Fußwegen Verbesserungen vornehmen können«, erklärt Sindek. Genauer betrachtet wurden unter anderem die Parkplätze vor der Bäckerei: Die meisten Autos parken nicht korrekt auf den für sie vorgesehenen Plätzen, sondern stehen noch auf dem abgeflachten Gehweg, der neben diesen verläuft. »Da der direkte Weg an der Bäckerei vorbei Treppen als Hürde hat, gibt es die gerade verlaufende, abgeflachte Variante für Menschen, die beispielsweise im Gehen eingeschränkt sind«, sagt Arnold.

Doch die Barrierefreiheit gehe verloren, wenn die Autos darauf parken. Auch ein Halteverbots-Zeichen auf dem Boden habe die Situation nicht verbessert. »Gefährlich wird es dort, weil viele Fußgänger dann auf die Straße ausweichen«, ergänzt Sindek. Gesprochen wurde auch über die Bordsteinhöhe in der Ortsmitte. An einigen Stellen soll diese auf null Zentimeter heruntergebracht werden. Das Thema Inklusion stehe in der Ortsmitte an oberster Stelle.

Rampe statt Treppen

Ins Visier gerückt sind zudem die gepflasterten Treppen neben dem Optiker, die die Ortsmitte mit dem Calner Platz verbinden. »Die rutschigen Pflaster müssen da weg und eine Art Rampe hin«, sagt Sindek. Der Weg werde aufgrund seiner Nähe zum Altersheim von vielen Senioren genutzt und müsse daher sicherer werden. Arnold und Sindek sind gespannt, was die Planer des Fußverkehrs-Checks an eigenen Lösungen erarbeitet haben. »Ich denke, dass wir auf ein zwei Problemstellen eingehen können«, zeigt sich Sindek sicher. »Das bringt für alle einen Mehrwert.« (GEA)

Abschluss-Workshop

Der Abschluss-Workshop zum Fußverkehrs-Check in Eningen findet am Dienstag, 18. November, von 18 bis 20 Uhr im Lehrsaal der Feuerwehr statt. Dort werden die Ergebnisse der Begehungen und mögliche Verbesserungen der Gehwege vorgestellt. (GEA)