ENINGEN. Wer die wirklich wahre Geschichte über das Rentier mit der roten Nase erfahren möchte, könnte in der Kinderabteilung eines Buchladens fündig werden. Dort steht seit Ende September das Kinderbuch der Eningerin Smilla Blau mit dem Titel »Es niest ein Rentier vor der Tür«. Es ist das erste Buch der 53-Jährigen und das, obwohl sie schon seit einiger Zeit schreibt. »Ich habe meine Zeit schon immer gern in der Kinderbuchabteilung verbracht und dann vor einigen Jahren beschlossen, ein Fernstudium mit dem Schwerpunkt Kinderbuch zu beginnen.«
Es dreht sich alles um die kleine Frieda, die vor einer großen Herausforderung steht: Am ersten Weihnachtsfeiertag klingelt es an der Haustür und ein Rentier mit einer schlimmen Rotznase steht davor. Es hat einen Brief vom Weihnachtsmann dabei, in dem steht, das Rentier Flinn brauche die »allerbeste medizinische Versorgung«. Frieda, die erst einen Tag zuvor einen Arztkoffer vom Weihnachtsmann geschenkt bekommen hat, ist Feuer und Flamme und will sich um das kranke Tier kümmern. Doch eine Sache vergisst sie dabei: Sie darf keine Haustiere haben. Was nun? Schafft sie es, das Rentier gesund zu machen?
»Die Idee zu dieser Geschichte kam eigentlich von meinem Sohn«
»Die Idee zu dieser Geschichte kam eigentlich von meinem Sohn«, verrät Blau, die unter diesem Pseudonym veröffentlicht. Die Autorin hatte bei der Weihnachtsaktion ihrer Schreibgruppe »Das Schreibkreativ« mitgemacht, bei der die Mitglieder für einen Adventkalender Kurzgeschichten geschrieben haben. »Mein damals 14-jähriger Sohn hat mir dann vorgeschlagen ›Schreib doch noch eine Geschichte über ein Rentier‹ und zack hatte ich angebissen.« Schnell nahm das Rentier Flinn Gestalt in ihrem Kopf an und die Erzählung ihren Lauf. Dass die fertige Geschichte jetzt als Buch gedruckt vorliegt und sogar schon als Hörbuch vertont wurde, ist für Blau »einfach ein schönes Gefühl«.
»Ich hatte aber auch echt Glück, muss ich sagen.« Smilla Blau lernte während ihres Fernstudiums die Spiegel-Bestseller-Autorin Katja Brandis kennen und konnte sie damals als Lektorin gewinnen. Zwar gelang Blau mit ihrem damals entstandenen Kinderkrimi nicht der Durchbruch, zwei Jahre später sollte es dann aber so weit sein. »Ich habe eine Agentur gefunden, die meine Rentier-Geschichte erfolgreiche an den Fischer-Sauerländer Verlag vermitteln konnte.«
Doch wie gelangt man von einer ersten Idee für ein Buch zu einer fertigen Geschichte? »Klar gibt es da ganz viel Theorie, die einem beispielsweise einen Spannungsbogen in jeder Geschichte empfiehlt, aber die eigentliche Arbeit findet im Kopf statt«, erklärt Blau. Dort entstehen die Figuren, die Welt, in der sie leben, und die Aufgaben, die sie bewältigen müssen. Dass die Lebenserfahrungen eines jeden Autors bei der Geschichten-Entwicklung eine wichtige Rolle spielen, wird schnell deutlich: Den Arztkoffer hatte die 53-Jährige beispielsweise als Kind zu Weihnachten bekommen, und, wie sie selbst sagt, sehr gemocht.
»Allgemein stelle ich mir beim Geschichtenschreiben immer die Frage, was ich gerne als Kind gelesen hätte und dann fällt es mir um einiges leichter, die Handlung zu gestalten.« Ihre Erfahrungen mit Rentieren hat Smilla Blau auf einer Rentier-Alm in der Nähe von Frankfurt gemacht: »Dort hatte ich einfach mal angerufen und gefragt, ob ich mir die Tiere anschauen darf. Die Antwort war ein klares ›Ja‹.«
»Rentiere sind schon gigantisch«
Ein Tier hatte es der 53-Jährigen vor Ort dann sofort angetan: das Rentier Finn. »Das hat einfach gepasst. Genau so habe ich mir das Rentier für meine Geschichte ausgemalt.« Sie fand es ungemein interessant, so viel über diese ihr bis dahin unbekannten Tiere zu erfahren und sie hautnah zu erleben. »Die sind schon gigantisch. Gerade beim Füttern war das sehr eindrucksvoll, wenn die Rentiere mit ihrem riesigen Geweih auf einen zu kamen.«
Tiere scheinen es der Eningerin allgemein angetan zu haben. Sie selbst besitzt einen Hund. »Das sind einfach tolle und treue Wesen.« Im GEA-Gespräch verrät Blau dann auch, dass sie schon an einem weiteren Kinderbuch schreibt, das vermutlich 2026 erscheinen wird. »Und wer hätte es gedacht? Auch diesmal geht es um ein Tier, sogar eins aus der Region. Mehr verrate ich aber nicht.« (GEA)