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Was die Pfullinger Glückswürmchen so beliebt macht

Carin Fetzer will mit ihren Glückswürmchen anderen eine Freude bereiten. Außerdem unterstützt sie damit die Sanierung des Pavillons im Pfullinger Laiblinspark.

Stapel von Wollknäueln und viele fertige Bestandteile für ihre Glückswürmchen: Carin Fetzer häkelt unermüdlich.  FOTO: JENATSCHK
Stapel von Wollknäueln und viele fertige Bestandteile für ihre Glückswürmchen: Carin Fetzer häkelt unermüdlich. Foto: Sigrid Jenatschke
Stapel von Wollknäueln und viele fertige Bestandteile für ihre Glückswürmchen: Carin Fetzer häkelt unermüdlich.
Foto: Sigrid Jenatschke

PFULLINGEN. Carin Fetzer hat schon 2.600 ihrer selbst gehäkelten Glückswürmchen ausgewildert. Dank der großen Nachfrage kann sie den Geschichtsverein Pfullingen mit regelmäßigen Spenden unter die Arme greifen.

Dass sie in ihrer Heimatstadt einmal derart bekannt sein würde, hätte sich Carin Fetzer Anfang des Jahres nicht vorstellen können. Der Grund dafür sind die von ihr regelmäßig ausgewilderten Glückswürmchen (der GEA berichtete). Was sie im Januar begonnen hatte, um fremden Leuten eine unerwartete Freude zu machen, hat sich mittlerweile zu einer Never Ending Story entwickelt, berichtet die Pfullingerin. Inzwischen hat sie mehr als 2.600 Glückswürmchen produziert und unter die Leute gebracht. »Jeder, der bis jetzt eins gefunden oder von mir geschenkt bekommen hat, freut sich riesig. Insbesondere Mädchen sind begeistert von den Glückswürmchen und lieben sie heiß und innig.« Kleine Kinder hängen sie oft an ihr Bett oder legen sie unter ihr Kopfkissen und vertrauen ihnen ihre Sorgen an, hat sie erfahren.

2.600 Würmchen ausgewildert

Einen Großteil der 2.600 Würmchen hat Fetzer in diversen Wohngebieten und auch im Stadtgebiet ausgewildert, sprich an Laternenpfosten und Gartenzäunen aufgehängt, auf Bänken abgelegt oder in Büsche gehängt. »Oder ich lege sie auch mal einer Seniorin in den Rollator oder Einkaufskorb. Auch war ich in einigen Alters- und Pflegeheimen und habe den Senioren, jedem einzeln, ein Würmchen mit ein paar lieben Worten überbracht.« Die Rentnerin war an Schulen und hat den unteren Klassen Glückswürmchen spendiert. Und auch die örtliche Bücherei wird regelmäßig bedacht.

Im Krankenhaus durften sich Patienten verschiedener Stationen wie Kinderstation, Notaufnahme, Chemo oder Onkologie über einen gehäkelten Glücksbringer freuen. »Dann habe ich drei Ortsgruppen des DRK jeweils eine Tragetasche voll orangefarbener Glückswürmchen überreicht, damit sie ihre Rettungswagen damit ausstatten. Wenn ein Kind abgeholt werden muss, kann man ihm mit einem Würmchen die erste Angst nehmen.«

Die Kosten für das Material trägt die 78-Jährige nach wie vor selbst. Doch mehr noch: Mittlerweile hat sich aus ihrem persönlichen sozialen Projekt eine wahre Spendenaktion entwickelt. »Ich wurde häufig gefragt, ob ich meine Glückswürmchen verkaufen würde. Anfangs habe ich das abgelehnt, denn ich verkaufe kein Glück und Glück kann man nicht kaufen.«

»Es ist unglaublich, was diese kleinen Glückswürmchen für eine Freude bereiten«

Dann war der Seniorin aber die Spendenaktion des Pfullinger Geschichtsvereins eingefallen, in dem sie Mitglied und Schriftführerin ist. Für die denkmalgerechte Sanierung des Pavillons im Laiblinspark benötigt der Geschichtsverein 32.000 Euro. Deshalb gibt Fetzer ihre Glückswürmchen nun auch gegen eine Spende von zehn Euro ab. Auf diese Weise sind inzwischen 1.270 Euro für die Sanierung zusammengekommen.

Aufträge für Würmchen

Die Vereinsvorsitzende Professorin Waltraud Pustal würdigt das Engagement Carin Fetzers: »Was wäre die Seele Pfullingens ohne diesen Park, ja ohne alle Parks und den durchgehenden Grünzug entlang der Echaz mit dem Wassererlebnispfad und seiner Kultur- und Naturgeschichte? Was wäre die Seele des Laiblinsparks ohne diesen Pavillon?« Das Gebäude soll nach seiner Restaurierung für Kleinkunst im Park zur Verfügung stehen.

Schon 1.270 Euro an Spenden für den Pavillon im Laiblinspark hat Carin Fetzer mit ihren Glückswürmchen gesammelt und an Waltraud
Schon 1.270 Euro an Spenden für den Pavillon im Laiblinspark hat Carin Fetzer mit ihren Glückswürmchen gesammelt und an Waltraud Pustal vom Geschichtsverein übergeben. Foto: Privat
Schon 1.270 Euro an Spenden für den Pavillon im Laiblinspark hat Carin Fetzer mit ihren Glückswürmchen gesammelt und an Waltraud Pustal vom Geschichtsverein übergeben.
Foto: Privat

»Inzwischen habe ich unzählige Würmchen per Post in alle Himmelsrichtungen versandt«, erzählt Fetzer. »Ich bekomme Kuverts mit Geld und der Bitte, ein oder mehrere Würmchen zuzuschicken.« Ein Krimiautor gibt auf seinen Lesungen jedem seiner Bücher ein Glückswürmchen mit, umfunktioniert als Lesewürmchen. Von einer jungen Frau hat Fetzer den Auftrag bekommen, für Weihnachten 30 weiße Würmchen mit Gold-Pailletten zu häkeln, die sie als Weihnachtsbaum-Schmuck verwenden möchte.

Und dann gibt es da noch ganz besondere Würmchen in Fetzers Repertoire: die Schwarzwälder Mädel. »Ich habe ganz am Anfang ein schwarzes Würmchen für meinen Rucksack gehäkelt. Nur mit schwarzer Mütze hat mir das aber nicht gefallen.« Da fiel ihr ein kleines Püppchen ein, das sie einst besessen hatte, mit einer schwarzen Schwarzwälder Tracht und einem kleinen roten Bollenhut. Fetzer kreierte einen Prototyp-Hut und nähte rote Bollen darauf. »Dazu haben mir die weißen Köpfchen nicht gefallen und ich suchte nach etwas größeren, dunkleren Köpfen. Nach ein paar Versuchen ist der Bollenhut geglückt und das Schwarzwälder Mädchen war fertig.« Weil dieses Würmchen einen höheren Zeitaufwand braucht, wildert die Pfullingerin diese nicht aus, sondern gibt sie nun gegen Spenden ab.

Lachende Gesichter

Warum sie unzählige Stunden ihres Lebens damit verbringt, für größtenteils unbekannte Leute zu häkeln? »Weil es mir einfach ein Bedürfnis ist, Menschen, insbesondere älteren Menschen und Kindern, eine Freude zu machen und in lachende Gesichter und strahlende Augen zu sehen. Es ist unglaublich, was diese kleinen Glückswürmchen für eine Freude bereiten.« So komme sie unterwegs täglich mit Leuten ins Gespräch, bekomme Nachrichten in den Briefkasten geworfen und erhalte viele Nachrichten über den Messenger. »Nicht ein einziges Mal habe ich einen negativen Kommentar gehört. Das ist für mich Motivation, immer weiter und weiter zu machen.« Dass sie damit nun zusätzlich ihren Geschichtsverein unterstützen kann, spornt die 78-Jährige weiter an. (GEA)