PFULLINGEN. »Schichtweise« Kunst gibt es seit Donnerstag in der Stadtbücherei Pfullingen zu sehen: Zum ersten Mal stellen die beiden Künstlerinnen Rose Tietze und Susanne Blum dort ihre Werke aus. Die Zahl der Besucher der Vernissage war entsprechend groß, die Kunstfreunde drängten sich vor den vorwiegend großformatigen, farblich teilweise sehr expressiven Gemälden.
Bibliothekarin Stefanie Schur begrüßte die rund 70 Kunstinteressierten und Künstlerin Rose Tietze. Nur per Smartphone zugeschaltet war die erkrankte Susanne Blum. Die beiden Künstlerinnen arbeiten in einem gemeinsamen Atelier in Pfullingen. Das ausgestellte Werk in der Stadtbücherei umfasst 35 Bilder. »Lassen sie sich von der Kunst verzaubern«, sagte Schur, ehe sie Matthias Zumbroich bat, die Besucher musikalisch einzustimmen.
»Für uns beide war die Malerei nie Broterwerb, sondern Berufung«
"Ich bin heute nicht gefragt als Kunstgenießer oder Kunstkenner", sondern als langjähriger Freund der beiden Künstlerinnen", erklärte Uli Riedel, der die Eröffnungsrede zur Vernissage hielt. "Die Beiden kennen sich seit vielen Jahren, stammen von der Schwäbischen Alb und teilen sich die Freude an der Kunst."
Rose Tietze als gelernte Fotografin sei vor 30 Jahren zur Malerei gekommen. »Ihre Bilder sind wie ein Spielplatz der Gefühle«, betonte Riedel. Die Arbeiten können und sollen beim Betrachter Assoziationen auslösen und damit Raum für individuelle Interpretationen lassen. So sei ein Gemälde stets Projektionsfläche für die eigene Fantasie des Betrachters und könne individuell und immer wieder neu entdeckt werden.
Rose Tietze bezeichnete die Arbeit mit Susanne Blum im gemeinsamen Atelier in Pfullingen, das sie 2023 im Februar bezogen haben, als sehr inspirierend. »Ich habe früher vorwiegend in der Industrie- und Modefotografie gearbeitet«, erzählt Tietze, die sich mittlerweile im Ruhestand befindet. »Für uns beide war die Malerei nie Broterwerb, sondern im Grunde genommen Berufung.« Kennengelernt haben sich die Freundinnen bei einem Kurs des Malers Karl Striebel. Ihre Ideen für ihre Bilder gewinnt Tietze aus Eindrücken im Tagesablauf, aber auch draußen in der Natur. Die gebürtige Wittlingerin betont, dass der Bildentstehungsprozess ganz unterschiedlich lang sein könne: »Manchmal sagt mir das Bild einfach: Ich bin fertig.«
»Ich begebe mich im Malprozess auf eine innere Entdeckungsreise«
Susanne Blum arbeitet wie Tietze ebenfalls vorwiegend in Acryl- und Mischtechnik auf Leinwand und Papier oder Pappe. Neben klassischen Acryl- und Ölfarben kommen auf ihren meist großformatigen Arbeiten viele unterschiedliche Materialien wie Sand, Marmormehl, Steinmehl, Bitumen, Spachtelmasse und Sprühfarben zum Einsatz. Auch Holzschnitte und Monotypien zählen zu ihrem Portfolio.
»Susanne Blum arbeitet intuitiv, aus dem Bauch heraus und lässt sich von Landschaften, Formen, Farben und Emotionen inspirieren.« Im Zuge der prozessorientierten Arbeitsweise lasse sie sich von dem jeweiligen Stadium des Bilds neu anregen und leiten. Ausgangspunkt für ihre abstrakten Gemälde sei eine Grundidee, eine Stimmung, eine Emotion oder auch ein visueller Eindruck, der besonders einprägsam war, erzählte Riedel. »Ich begebe mich im Malprozess auf eine innere Entdeckungsreise, um meiner experimentellen Spontaneität und intuitiven, freien Kreativität Ausdruck zu verleihen«, verrät die Künstlerin auf ihrer Homepage.
»Pfullingen kann sich glücklich schätzen, die beiden Künstlerinnen in ihrem Atelier 14 hier zu haben«, hob Uli Riedel bevor und vergaß nicht zu erwähnen, dass die Bilder selbstverständlich käuflich zu erwerben seien – vielleicht ja als farbenfrohes Weihnachtsgeschenk.
Die Ausstellung in der Stadtbücherei ist noch bis 31. Januar zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. (GEA)
KÜNSTLERGESPRÄCH
Wer gerne mit den beiden Künstlerinnen ins Gespräch kommen möchte, hat dazu am Samstag, 7. Dezember, von 10 bis 12 Uhr in der Stadtbücherei Pfullingen Gelegenheit. (GEA)