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Was der Pfullinger Gemeinderat über die Regional-Stadtbahn wissen wollte

Die Linienführung der Regional-Stadtbahn durch Pfullingen ist schon lange kein Geheimnis mehr. Was die Stadträte und Stadträtinnen vor der Entscheidung für eine der beiden Trassen im November außerdem wissen wollten.

Die Haltestelle in der Klosterstraße: Dort teilen sich Stadtbahn und  Individualverkehr die Straße.
Die Haltestelle in der Klosterstraße: Dort teilen sich Stadtbahn und Individualverkehr die Straße. Foto: Quelle: LGL, Visualisierung: optify GmbH
Die Haltestelle in der Klosterstraße: Dort teilen sich Stadtbahn und Individualverkehr die Straße.
Foto: Quelle: LGL, Visualisierung: optify GmbH

PFULLINGEN. Durch die Mitte oder knapp daran vorbei? Der Pfullinger Gemeinderat muss entscheiden, ob die Regional-Stadtbahn (RSB) auf der Innenstadttrasse oder über die alte Bahntrasse durch die Echazstadt fahren wird. Beide Trassen sind möglich und förderfähig. Der Gemeinderat nutzte am Dienstagabend die Gelegenheit, um Antworten auf viele Fragen aus erster Hand zu bekommen.

Wer zahlt für die Arbeiten an der Straße, die nicht direkt den Bau der RSB betreffen? Der Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb ist dafür verantwortlich, dass der Ist-Zustand von einer bis zur anderen Seite der Straße wiederhergestellt wird. Will die Stadt die Straße aufwerten, oder andere, größere Kanäle einlegen, ist das Sache der Kommune, betonte Professor Dr. Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands. Stadtbahnprojekte gingen oft mit einer städtebaulichen Aufwertung Hand in Hand. Auch Bürgermeister Stefan Wörner sieht dafür Bedarf, vor allem an den Stadteingängen. Entsprechende Maßnahmen müssten zwar nicht gleich mit dem Bau realisiert werden. Wichtig sei es aber, sie bei den Planungen gleich mitzudenken, so Bernecker.

Könnte man nicht die Marktstraße im Bereich des Lindenplatzes verbreitern und dort zweigleisig fahren? Bisher ist geplant, im Bereich des Lindenplatzes die Stadtbahn in Richtung Lichtenstein über die Zeppelinstraße zu führen und in Richtung Reutlingen über die Marktstraße. Walter Fromm (SPD) befürchtet deshalb, dass die Häuser dazwischen zu einem Lost Place werden. Durch eine zweigleisige Führung verspricht er sich eine Aufwertung der Fläche. Prinzipiell sei das möglich, wenn man Häuser abreißen könnte, so Bernecker, um Platz für ein zweites Gleis zu schaffen. Bürgermeister Wörner betonte, für ihn sei die Fläche eher jetzt schon ein Lost Place. Die Stadtverwaltung habe sich schon Gedanken zur Aufwertung gemacht.

Entlang der Innenstadttrasse fallen viele Parkplätze weg. Wie soll das funktionieren? Unter anderem in der Klosterstraße fährt die Stadtbahn auf der Straße. Rechts und links der Strecke - und nicht nur da - fallen Parkplätze weg. Von 140 entlang der Innenstadttrasse bleiben nach den Worten von Thomas Mürdter (SPD) nur sechs übrig. Wo sollen in Zukunft Handwerker, Lieferfahrzeuge und nicht zuletzt die Anwohner halten? Und wie kommt das Müllfahrzeug durch? »Wir haben Lösungen«, versicherte Bürgermeister Wörner. So könnten etwa an der Ecke Marktstraße /Kurze Straße Parkplätze gebaut werden. Es gebe weitere Areale entlang der Strecke, wo das ebenfalls möglich sei. Zu den Müllautos verwies Bernecker auf die Reutlinger Gartenstraße, dort habe man schon ein Konzept entwickelt, das bei einer deutlich höheren Taktung des Bahnverkehrs die Müllentsorgung gewährleistet.

Würden nicht vier Haltestellen reichen? Eine Haltestelle weniger brächte, laut Bernecker, eine Zeitersparnis von 40 Sekunden. Dafür lohne es sich nicht, auf einen Stopp zu verzichten. Er verwies auch darauf, dass mit den fünf Haltestellen das Einzugsgebiet gut abgedeckt sei. Und dem Zweckverband sei gerade die von Hannes Mollenkopf (FWV) angesprochene Haltestelle in der Klosterstraße besonders wichtig. Zum einen aufgrund der Nähe zum Friedrich-Schiller-Gymnasium und zum anderen wegen des geplanten Mittelbahnsteigs, der besonders sicher für die Schüler sei.

Wird die RSB tatsächlich bis Engstingen gebaut oder endet sie hinter Pfullingen? Und geht sie dann überhaupt in Betrieb? Die Stadtbahn könne abschnittsweise in Betrieb genommen werden. Der Weiterbau über Pfullingen hinaus hänge davon ab, dass das Regierungspräsidium erkläre, ob die sogenannte Deckeltrasse für den Neubau der B 312 komme oder nicht. Bernecker rechnet aber damit, dass diese Frage bis zum Baubeginn geklärt ist.

Warum gibt es noch kein artenschutzrechtliches Gutachten für die Trassen? Das wollte Timo Plankenhorn (CDU) wissen. Bisher, so Bernecker, habe man darauf verzichtet, ebenso auf eine Untersuchung des Untergrunds in Bezug auf geschützte Güter. Danach hatte Martin Fink gefragt. Um Kosten zu sparen, wolle man beides erst angehen, wenn sich der Gemeinderat auf eine Trasse festgelegt habe. Für das Umweltgutachten habe man aber im Vorfeld schon mit den Fachleuten gesprochen: »Es gib kein K.O.-Kriterium für eine der beiden Trassen«, betonte Bernecker.

Welche Betriebskosten fallen für Pfullingen an? Eine Frage, die Bürgermeister Wörner bis zur Entscheidung im November aufarbeiten will, wie er versicherte. Denn der Zweckverband kann diese Frage nicht beantworten, da er Pfullingen keine Rechnung stelle, weder über die Bau- noch die Betriebskosten. Was Land und Bund nicht übernehmen, zahlt der Kreis. Wie dieser die Kosten weiter verteilt, darüber ist schon gesprochen worden, erklärte der Bürgermeister, dies sei aber noch nicht vertraglich festgehalten worden. Momentan rechnet er mit jährlichen Betriebskosten im Bereich von 150.000 Euro. Er will sich aber nicht festlegen. »Wir müssen den ÖPNV völlig neu denken.« Unter anderem gehe es dabei auch um mögliche Zubringer zu den Haltestellen und um Park-Hubs. Deshalb äußerte er sich vorsichtig.

Warum setzt der Zweckverband nicht auf batteriebetriebene Züge und spart sich so die Oberleitungen? Das habe der Zweckverband intensiv geprüft. Die Fahrzeuge der Regional-Stadtbahn müssen auf Straßenbahnstrecken und auf Eisenbahngleisen fahren können. Batteriefahrzeuge gebe es dafür noch nicht. Außerdem bräuchten diese doppelt soviel Energie wie Fahrzeuge mit Stromabnehmer. Letztlich sei es damit eine Frage der Wirtschaftlichkeit, erklärte Bernecker.

Wird der Ahlsberg auch zukünftig vom ÖPNV angefahren? Kommt die Innenstadttrasse, fällt die Linie 2 der RSV weg oder fährt nur noch eingeschränkt. Aber es werde immer eine Buslinie geben, die am Ahlsberg beginnt, und auch eine, die durch die Römerstraße fahre, versicherte Bernecker. Wie der ÖPNV in Zukunft aussehe, könne man aber erst dann klären, wenn sich der Gemeinderat für eine Trasse entschieden habe, betonte Wörner.

Braucht es für die Trasse in Honau kein geologisches Gutachten? Der Felssturz vor kurzem in der Honauer Steige legt für Martin Fink (UWV) nahe, dass dort die Stadtbahn nicht in offener Bauweise geführt werden kann. Bernecker widerspricht. Gutachter hätten erklärt, dass die auf der alten Zahnradbahntrasse geplante Strecke auch ohne Verbau sicher funktionieren werde.

Verschlechtert sich der Kosten-Nutzen-Faktor, wenn die Baupreise steigen und kommt damit die Förderung in Gefahr? Nein, erklärte Bernecker. Steigende Baupreise haben keinen Einfluss, nur wenn sich die Planungen verändern, habe das eventuell Auswirkungen auf die standardisierte Bewertung und damit eventuell auf die Förderung. (GEA)