ENINGEN. Fast 20 Jahre ist es her, seit die Gemeinde Eningen Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb geworden ist. Am 6. Oktober 2006 stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dem Beitritt zu. »Wenn ich an die Heimat denke, dann denke ich vor allem an die vielen Streuobstwiesen und natürlich auch an die Biosphäre«, sagt Bürgermeister Eric Sindek. Wie sich die Eingliederung der Achalmgemeinde in das Biosphärengebiet auswirkt und was er sich in diesem Rahmen für die Zukunft wünscht, verrät Sindek im GEA-Gespräch.
Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist in verschiedene Zonen eingeteilt: die Kern-, die Pflege- und die Entwicklungszone. Ein Großteil der Gemeindefläche liegt in letzterer. In der Entwicklungszone geht es vor allem um den Menschen und sein nachhaltiges Wirtschaften. Themen wie die ökologische Landwirtschaft oder das ressourcenschonende Arbeiten stehen im Vordergrund. »Es soll gezeigt werden, dass der Mensch das Biosphärengebiet nutzen kann, ohne es zu beeinträchtigen«, heißt es auf der Webseite des Biosphärengebietes. Eine rechtliche Beschränkung besteht allerdings nicht.
Schafe auf den Weiden
Vor allem die ökologische Landwirtschaft steht im Fokus. »Wir versuchen aber auch andere Dinge, wie Bildungsprojekte verstärkt umzusetzen«, sagt Sindek. So wurde jüngst in der Achalmgemeinde der Streuobst-Tag gefeiert, bei dem beispielsweise die Schüler ihre eigenen Äpfel geerntet und sie zum Mosten gebracht haben. Weil Eningen aber auch zu einem Teil in der Pflegezone liegt, wird gleichzeitig auch auf die traditionelle Landwirtschaft geachtet. »Die Zone ist auf dem Albtrauf in Richtung Metzingen«, erklärt Sindek. »Da geht es dann darum, beispielsweise die Wiesen mit Schafen zu beweiden.«
Beim Drackenberg beginnt dann die Kernzone. »Dort haben wir unter anderem einen Wanderweg gesperrt«, sagt der Bürgermeister. In der Kernzone gilt das Motto »Schutz vor Nutzung«, heißt es auf der Webseite. Die forstwirtschaftliche Nutzung ist eingestellt, damit der Mensch so wenig Einfluss nehmen kann wie möglich. »Das kann schon einschränkend sein. Vor allem unser Forst merkt das in seiner Arbeit.« Hier liegen die Schwerpunkte auf dem Artenschutz, dem Klimaschutz und der Nachhaltigkeit.
Fördermittel vom Land
»Ich finde es sehr gut, dass wir Teil der Biosphäre sind und begrüße auch jede Erweiterung des Gebietes«, erklärt Sindek. Der Beitritt vor rund 18 Jahren sei ein wichtiger Schritt gewesen. »So können wir einfacher unsere kulturelle Vielfalt in der Natur bewahren und schützen.« Konkret bedeutet das, dass es Fördermittel vom Land gibt, durch die die verschiedenen Ziele leichter erreicht werden können - auch für private Unternehmen.
Das Viscope-Fernrohr auf dem Bürzlenberg ist beispielsweise eine Anschaffung, die die Gemeinde durch Fördermittel mitfinanziert hat. Wer durch das Fernrohr schaut, kann nicht nur die Aussicht genießen, sondern kann gleich noch etwas dabei lernen. Denn wer durchblickt, bekommt eingeblendet, was er da gerade vor der Linse hat: Tübingen, Reutlingen, die Achalm, aber auch das Eninger Rathaus oder die Achalmschule werden eingeblendet. Gekostet hat das Fernrohr 10.300 Euro, die Hälfte davon hat das Biosphärengebiet Schwäbische Alb zugeschossen.
Tourismus-Faktor »Schwäbische Alb«
»Solche Anschaffungen unterstützen unseren Tourismus«, erklärt Sindek. Er ist der Meinung, dass der Tourismus-Magnet »Schwäbische Alb« zum Teil deswegen funktioniert, weil die Biosphäre in dessen Vermarktung eine wichtige Rolle spielt. »Das schafft ja auch gewissermaßen eine Identität und in Zeiten, in denen der Naturschutz bedeutsamer wird, lockt das bestimmt an.« Auch in Eningen gibt es solchen »nachhaltigen und sanften Tourismus«. Dazu gehören beispielsweise die Premiumwanderwege.
»Außerdem können wir das, was wir hier produzieren, besser vermarkten«, sagt Sindek und nennt als Beispiel die Produktlinie »Albgemacht«. »Ich greife gerne mal zu deren Produkten, weil ich dann genau weiß, woher es kommt und wie es hergestellt wurde.« Nämlich meist regional, nachhaltig und fair. »Wir haben so eine reichhaltige Region, das dürfen ruhig mehr sehen.«
In den Köpfen der Kinder
Für die Zukunft wünscht sich der Eninger Bürgermeister, dass die Bildungsprojekte ausgeweitet werden. »Ich würde gerne aus einigen Kindergärten und der Achalmschule, zertifizierte Biosphären-Kindergärten und eine Biosphären-Schule machen.« Für Sindek ist nämlich klar: Das Thema Nachhaltigkeit müsse schon in den Köpfen der Kinder beginnen, damit es ganzheitlich umgesetzt werden könne. »Leider scheitert es da aber noch am Land«, erklärt er. Die würden Personalengpässe haben, weswegen einige Anträge - unter anderem der der Achalmgemeinde - nicht bearbeitet werden können.
Zusätzlich wünscht Sindek sich eine weltweite Vernetzung alle Biosphärengebiete. »Wir könnten uns dann untereinander austauschen und bestenfalls voneinander lernen. Wir können alle stolz, auf unsere Biosphärengebiete sein.« (GEA)