Logo
Aktuell Engagement

Warum ein Eninger seit Jahrzehnten beim DRK aktiv ist

Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Timo Merz bei der Eninger Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), ist dort aktuell Vorsitzender und Bereitschaftsleiter. Warum das DRK wie eine zweite Familie für ihn ist und welche Situationen ihn noch heute herausfordern.

Das Eninger DRK ist für Timo Merz seitdem er zwölf ist, ein fester Bestandteil seines Lebens.
Das Eninger DRK ist für Timo Merz seitdem er zwölf ist, ein fester Bestandteil seines Lebens. Foto: Weber
Das Eninger DRK ist für Timo Merz seitdem er zwölf ist, ein fester Bestandteil seines Lebens.
Foto: Weber

ENINGEN. Das Eninger Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist für Timo Merz Familiensache. Im übertragenen - und im wahrsten Sinne des Wortes. Frau, Tante, Schwestern - sie alle engagieren sich, wie Merz, ehrenamtlich bei der Rettungsorganisation, sind, wie er, teilweise seit vielen Jahren mit Feuereifer dabei. Doch auch über die Vereinsmitglieder, mit denen er nicht verwandt ist, sagt Merz: »Das ist meine Familie.«

Seit mehr als 30 Jahren ist Merz Mitglied beim Eninger DRK. Mit zwölf Jahren habe er sich gemeinsam mit einer Schulkameradin aus Neugier beim Jugend-Rotkreuz gemeldet, erinnert sich der 44-Jährige. »Tja, und ich bin geblieben.« Schon damals habe ihn der Gedanke, anderen Menschen zu helfen, angetrieben. Das ist auch nach mehr als 30 Jahren noch so. Den Sinn, den so viele suchen, Merz hat ihn unter anderem beim DRK gefunden.

»Wenn ich mein Hobby zum Beruf mache, hab' ich kein Hobby mehr«

Trotzdem entschied er sich als junger Mann dazu, das DRK nicht zum Beruf zu machen. »Wenn ich mein Hobby zum Beruf mache, dann hab' ich kein Hobby mehr«, sagt er nüchtern. Stattdessen ging er zur Bundeswehr, ließ sich dort zum Bürokaufmann ausbilden, setzte später noch den Betriebswirt obendrauf, diente als Personalunteroffizier. Mittlerweile arbeitet er seit 17 Jahren als Personalreferent bei einem großen Fachbetrieb für Handwerker und Maler in der Region.

Das Ehrenamt beim Eninger DRK hat ihn während all der Jahre begleitet. Die zwei, drei Stunden am Freitagabend sind für den wöchentlichen Dienstabend geblockt. Das sei schon zu seinen Jugendzeiten so gewesen (»Die anderen sind auf den Fußballplatz, wir sind zum Dienstabend«) - und das ist auch heute noch so. Allerdings sind für Merz zwischenzeitlich noch einige weitere Termine in der Woche hinzugekommen. Ende der 90er-Jahre wurde er zunächst stellvertretender Bereitschaftsleiter, nicht lange darauf Bereitschaftsleiter, seit 2006 ist er Vereinsvorsitzender. Und damit nicht genug, seit 2022 ist er zudem Kreisbereitschaftsleiter im Landkreis Reutlingen.

»Die Einsatzklamotten hängen direkt vor der Haustür«

Und nebenbei rückt er außerdem noch regelmäßig als »Helfer vor Ort« zu Einsätzen aus. Vergangenes Jahr habe es davon in Eningen rund 250 gegeben, so Merz. Mehr als die Hälfte davon habe er übernommen. Eineinhalb Minuten brauche er nachts, wenn es ernst wird, vom Bett bis zum Einsatzwagen, erzählt Merz. »Die Einsatzklamotten hängen direkt an der Haustür.« Ist er dann vor Ort im Einsatz, zählt nur der Moment. »Man muss von jetzt auf nachher voll da sein«, sagt Merz. »Denn keine Situation ist wie die andere - gerade im Sanitätsdienst.«

Vor allem, wenn Kinder involviert sind, blieben ihm manche Einsätze noch länger in Erinnerung. Grundsätzlich könne er aber gut loslassen. »Nach den Einsätzen zieh' ich meine Rotkreuz-Klamotten aus und dann lass' ich das los«, sagt der 44-jährige Familienvater. »Vielleicht verdrängt man aber auch manches.«

»Früher war es verpönt, Schwäche zu zeigen«

Nach schwierigen Einsätzen sei vor allem der Austausch mit den Kollegen wichtig. »Früher war es verpönt, Schwäche zu zeigen, aber da hat man mittlerweile aus der Vergangenheit gelernt.« Auch der Austausch mit seiner Frau, die das Eninger Jugend-Rotkreuz leitet, sei hilfreich.

Von Angriffen gegen Rettungspersonen, wie sie immer wieder in den Medien auftauchen, kann Merz nicht viel berichten. Klar komme es vor, dass die Einsatzkräfte Gaffer oder Schaulustige wegschicken müssten. »Aber wenn man's hochrechnet, ist die Zahl in Eningen eher gering.« Und umso mehr freue ihn, dass immer wieder auch positive Rückmeldungen bei ihm landen. »Die Leute rufen teilweise an und bedanken sich.«

»Das Material ist immer besser und immer mehr geworden«

In den mehr als 30 Jahren beim DRK hat Merz auch viel Veränderung miterlebt. Er erinnert sich noch gut daran, wie er und seine Kollegen vor Jahren zum Hallendienst einfach mit einem kleinen Sanitätstäschchen ausgerückt waren. Das sei heute längst nicht mehr so: Defibrillatoren, Beatmungshilfen und mehr: »Das Material ist immer besser und immer mehr geworden«, so Merz.

Was braucht es, um sich beim DRK zu engagieren? »Spaß daran, anderen Menschen zu helfen und Lust, Zeit zu investieren«, sagt Merz, und fügt noch an: »Vielleicht auch ein bisschen Blut sehen können.« Wobei er betont, dass es auch vielfältige Einsatzbereiche abseits des akuten Einsatzgeschehens gebe, etwa beim Betreuungsdienst oder der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), die sich nach herausfordernden Einsätzen um die Rettungskräfte kümmert.

»Damit er im Ernstfall schnell helfen kann«

Auch nach mehr als 30 Jahren ist für Merz an ein Kürzertreten nicht zu denken. Und die nächste Generation, die die Familientradition fortführt, steht schon in den Startlöchern. Sein siebenjähriger Sohn habe im Schulranzen immer Verbandszeug mit dabei. »Damit er im Ernstfall schnell helfen kann«. Ganz wie der Papa. (GEA)