ENINGEN/PFULLINGEN. »Ist das stark! Sogar der alte Schreibtisch steht dort!«, freute sich eine Besucherin. Der Tag der offenen Tür anlässlich des 100-Jahr-Firmenjubiläums von Viavi Solutions stieß am Sonntag auf großes Interesse. Das Unternehmen, führend bei Prüf- und Messtechnik für die Kommunikationstechnik und bei optischen Technologien, geht zurück auf die 1923 gegründete Firma »Wandel & Goltermann«, die sich ab 1998 zu Viavi Solutions entwickelte (wir berichteten).
Der Student Wolfram Wandel und der Schüler Ulrich Goltermann, beides Tüftler, hatten das Unternehmen gegründet, das in seiner besten Zeit über rund 2.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigte. »Viele ehemalige Werksangehörige sind heute gekommen«, sagte Rainer Grözinger, 30 Jahre bei WaGo und am Sonntag Museumsführer. Besonders freute er sich über das »Berichtsheft« des ersten weiblichen Lehrlings Ursula Walker von 1962, das sie dem Museum zur Verfügung gestellt hatte. Mit unglaublicher Akribie hatte sie einen Rechenschieber gezeichnet. Ein anderer Besucher bot einen Katalog von 1984 an, eine Dame wünschte sich Abzüge der Fotos an den Wänden. Man spürte, dass die Erinnerungen an WaGo sehr präsent waren. Immerhin sei die Firma lange Zeit, nach Bosch, der zweitgrößte Arbeitgeber in Reutlingen gewesen. »Wandel und Goltermann hat in den bekannten traditionellen Reutlinger Firmen Fernsprechanlagen installiert«, so Grözinger. Auch das Reutlinger Rathaus erhielt auf diesem Weg sein Telefon. In den Festhallen der Umgebung installierte WaGo Lautsprecheranlagen. »Der Bevölkerung war die Firma vor allem ein Begriff, weil man in den Laden in der Metzgerstraße 36 ging und Radio oder Tonbandgerät kaufte.«
Erstes Autoradio mit automatischem Sendersuchlauf
Albrecht Wandel selbst führte durchs Museum und zeigte die Exponate wie Messgeräte, das erste Autoradio mit automatischem Sendersuchlauf oder die Signalanlage Top 2 auf Polizeiwagen, bestehend aus Martinshorn, Blaulicht und Lichtlaufband, unter anderem Gästen vom Viavi-Werk in den USA.
Im Erdgeschoss erklärte Peter Winterling den Besucherinnen und Besuchern Messgeräte für die Telekommunikation, die die Firma später entwickelte. Unter anderem die Postverwaltung profitierte davon. Gemessen wurde unter anderem der »Klirrfaktor«, die Tonqualität bei Verstärkern. Mädchen und Jungen, Frauen und Männer lauschten gespannt den Erklärungen. Interessant für viele war auch die Glasfaserübertragung, mit der WaGo schon in den 1980er-Jahren begann und ohne die das Internet heute nicht funktionieren würde.
Bei der Firma Viavi in Eningen erfuhren die Besucher bei einer einstündigen Führung Interessantes über Entwicklung, Produktion oder den Servicebereich. »Viele Gäste haben sehr spezifische Fragen, wenn sie hier schon einmal gearbeitet haben«, sagte Produktions- und Logistikleiter Bilal Sengönül. »Und andere möchten einfach mal gerne wissen, wie viel ein Halbleiter kostet.« Im Außenbereich war ein gerne genutzter Spieleparcours für Kinder aufgebaut. Die Jugendfeuerwehr Eningen sorgte für die Verpflegung, die Kita Pusteblume für Kaffee und Kuchen. Ein Pendelbus verband die beiden Jubiläumsstätten miteinander.