ENINGEN. Eningen bekommt ein Glasfasernetz. Das Unternehmen »Unsere Grüne Glasfaser« (UGG) wird den Ausbau eigenwirtschaftlich übernehmen, auf die Gemeinde kommen keine Kosten zu. Das beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich, und das, obwohl es vereinzelt Misstrauen gegenüber der UGG gab. Diese übernimmt auch in anderen Kommunen in der Region den Glasfaser-Ausbau und hätte während ihrer Arbeiten zeitweilig für Negativschlagzeilen gesorgt, das hatten einige Räte recherchiert. Für sie gab es so viele ungeklärte Fragen, dass für rund 15 Minuten die Bürgerinnen und Bürger, sowie die Presse den Sitzungssaal verlassen mussten. Vorausgegangen war ein Antrag der FWV, für einen kurzen Zeitpunkt die Nicht-Öffentlichkeit herzustellen, dem mehrheitlich zugestimmt wurde.
Doch von Anfang: Die UGG ist ein Zusammenschluss von Allianz und der Telefonica Gruppe, die sich primär mit dem Glasfaser-Ausbau in den Regionen auseinandersetzt, die noch keinen haben. »Wir werden ein anbieterneutrales und offenes Netzwerk aufstellen«, erklärte Ralf Stratmann von UGG. Es ist also egal, bei welchem Internet-Anbieter ein Haushalt ist, er kann auch an das Glasfasernetz angeschlossen werden, sofern UGG mit diesem zusammenarbeitet. Von den bekannten sind es bisher nur O2 und Stiegeler. Obendrauf sagte der UGG-Vertreter eine kurze Bauzeit zu. »Bisher haben wir für den kompletten Ausbau zwischen eineinhalb und zwei Jahren gebraucht. Das sollte auch hier in Eningen möglich sein.«
Arbeiten an den Straßen nötig
Verlegt werden sollen die Leerrohre für die Glasfaserkabel in offenen Gräben. Die UGG wird also einige Teile der Straße aufreißen müssen, um die entsprechende Infrastruktur für das Netz schaffen zu können. »Zusätzlich brauchen wir einen Stellplatz für einen Container«, sagte Stratmann. Dieser fungiert als eine Art Verteilerstation und sollte möglichst auf einem kommunalen Grundstück liegen, dass die UGG dann langfristig anpachten würde. Damit ein Haushalt an das Glasfasernetz angeschlossen werden kann, sollte er einen Internet-Anschluss haben. »Das ist dann aber auch die einzige Voraussetzung.« Weitere Informationen können die Eningerinnen und Eninger dann bei Infoabenden bekommen, die die UGG Anfang des kommenden Jahres veranstalten möchte.
»Ich möchte an dieser Stelle einmal betonen, dass kein Bürger dieses Produkt dann auch in Anspruch nehmen muss«, sagte Bürgermeister Eric Sindek. Da die Glasfaserkabel nur bis vor die Privatgrundstücke verlegt werden, müsse man sich aktiv dafür entscheiden, an das neue Netz angeschlossen zu werden. Prinzipiell ist der Anschluss kostenlos, sofern ein Vertrag mit einem der Internet-Anbieter, die mit der UGG zusammenarbeiten, vorliegt oder abgeschlossen wird. Kosten würden dann entstehen, wenn sich nachträglich für den Anschluss an das Glasfasernetz entschieden werde. »Das kann aktuell zwischen 390 und 490 Euro kosten. In der Zukunft können sich die Beträge aber noch ändern«, ergänzte Stratmann.
Kündigung des Vertrags jederzeit möglich
»In Pfullingen ist das Unternehmen auch tätig, aber scheinbar passiert da nicht sehr viel. Was ist denn, wenn der Baufortschritt sich verzögert?«, fragte Ulrich Wüsteney (SPD), in dem öffentlichen Teil der Diskussionsrunde. Die Gemeinde Eningen könne in solch einem Fall oder auch in anderen, »ganz bequem aus dem Vertrag raus« und ihn kündigen, erklärte der UGG-Mitarbeiter. Jörg Sautter stellte gleich mehrere Fragen: Der CDU-Rat wollte wissen, welche Straßenbau-Firma die Arbeiten vornehmen werde und was passiert, wenn ein Haushalt erst einige Zeit später an das Glasfasernetz angeschlossen werden möchte? »Wer erst später Glasfaser möchte, kann ganz normal nachträglich angeschlossen werden«, erklärte Stratmann.
Für den Straßenbau arbeite die UGG mit einem Generalunternehmen zusammen, das in den meisten Fällen auf ortsansässige Firmen zurückgreift, wenn es dann um die Umsetzung der Baumaßnahmen gehe. »Wir haben interkommunal außerdem entschieden, gemeinschaftlich eine Art Bauüberwachung einzuführen«, ergänzte Sindek. Mit im Boot seien demnach Dettingen, Pliezhausen, Pfullingen und Bad Urach. Weil eine Bauüberwachung für keine Kommune einfach ist, soll diese extern vergeben werden. Die genauen Kosten dazu sind noch nicht klar kalkulierbar.
Probleme und unzufriedene Menschen
Ralph Sautter (CDU) brachte als erste die Negativschlagzeilen der UGG auf den Tisch: »Ich war ziemlich irritiert, als ich gelesen habe, welche Probleme es gab und wie unzufrieden manche Menschen waren.« Stratmann könne nicht für alle Kollegen die Hand ins Feuer legen, den Beschwerden werde aber immer nachgegangen. »Ein paar Breitband-Koordinatoren wurden dafür auch schon zur Verantwortung gezogen.«
Die gesamte GAL-Fraktion lehnte den Beschluss ab. »Wir wollen erst einmal den Glasfaser-Ausbau in unseren Nachbarkommunen beobachten«, erklärte Albert Weinmann stellvertretend und betonte gleichzeitig, dass das Thema Glasfaser ein sehr wichtiges sei. Auch Florian Weller (CDU) findet das Thema wichtig und stellte einen Antrag: »Wir wollen eine zusätzliche Vereinbarung mit der UGG, dass sie im Falle von Beschwerden immer direkt zur Verfügung steht, Ansprechpartner bleibt und die Verantwortung übernimmt.« Bürgermeister Sindek empfand den Antrag als »konstruktiv« und auch der UGG-Vertreter stimmte ihm zu.
Gemeinde attraktiver durch schnelles Internet
Auch Wüsteney, der sich bei der Abstimmung enthielt, und Lena Hönes stimmten dem CDU-Antrag zu. Die FWV-Rätin ergänzte: »Heutzutage spielt schnelles Internet eine wichtige Rolle. Auch als Standortfaktor etwa für Homeoffice oder die ortsansässigen Unternehmen könnte das Glasfasernetz Eningen attraktiver machen.« (GEA)