PFULLINGEN. 40 bezahlbare Wohnungen und eine Kindertageseinrichtung, in der drei Gruppen Platz finden, werden in der Großen Heerstraße 80 gebaut. Das hat der Pfullinger Gemeinderat in am Dienstagabend einstimmig beschlossen. »Das ist ein Beschluss mit besonderer Tragweite, der eine wichtige Rolle im Wohnungsmarkt spielt«, betont Bürgermeister Stefan Wörner. Es ist das erste Neubauvorhaben des städtischen Eigenbetriebs Wohnbau Pfullingen, das nun realisiert wird.
Gebaut werden jetzt 40 Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen, in denen Platz für rund 115 Menschen sein wird (Rechenbeispiel: ein Bewohner pro Zimmer). »Die Wohnungen können dann rund 33 Prozent unter der ortsüblichen Miete vermietet werden«, erklärt Oliver Polzin, technischer Betriebsleiter von Wohnbau Pfullingen und Leiter des Gebäudemanagement-Teams der Stadt Pfullingen. In der Kindertageseinrichtung können drei Gruppen eingerichtet werden - eine Krippengruppe U3, eine Halbtagsgruppe U3 und eine Ganztagsgruppe Ü3 -, in denen insgesamt 58 Kinder Platz finden können.
Standardisierte Wohnungen
»Das Grundprinzip des gesamten Bauvorhabens ist das des einfachen Bauens«, erklärt Polzin. Das spiegle sich sowohl im klaren und funktionalen Grundriss als auch in dem standardisierten Aufbau der Wohnungen wider. Das würde nicht nur Geld, sondern auch Bauzeit sparen. »Seit dem vergangenen Jahr haben wir verschiedene Untersuchungen des Geländes in Auftrag gegeben und die Ergebnisse daraus in der Planung aufgenommen«, erläutert Polzin. So liegt das Baugebiet beispielsweise größtenteils innerhalb der Überflutungsfläche eines 100-jährlichen Hochwassers (HQ 100), in der Erdbebenzone drei und auf einem Boden, dessen Beschaffenheit nicht sehr homogen ist.
»Wir haben uns dazu entschieden, vier Einzelbaukörper zu bauen, die durch einen Hof miteinander verbunden werden«, erklärt Rainer Hofmann, geschäftsführender Gesellschafter des Architektenbüro Bogevischs, das gemeinsam mit dem Büro Walk den Bauplan erstellt hat. Als Fundament soll eine Betonplatte dienen, die mögliches Hochwasser vom Eindringen in den Wohnkomplex verhindern und gleichzeitig gut im Boden verankert sein soll. »Obendrauf kommt dann ein nachhaltiger Holzbau«, erklärt Hofmann. Alle Abstellräume werden oberirdisch, ebenerdig sein - einen Keller gibt es nicht.
Drei-, vier- und fünfgeschossig
Die Kindertageseinrichtung wird in einem Erdgeschoss untergebracht. Die Wohnungen beginnen dann jeweils auf den ersten Etagen. »Damit der gesamte Komplex nicht so wuchtig wird, werden die einzelnen Gebäude drei-, vier- und fünfgeschossig werden«, sagt Hofmann. Auf jedem Stockwerk wird es Fahrradstellplätze geben, die größeren Wohnungen sollen eine Terrasse bekommen. »Der Innenhof sowie die innere Fassade wollen wir begrünen«, schließt Hofmann seinen kurzen Vortrag zum Gebäudeaufbau ab. Das gesamte Bauprojekt inklusive des Kindergartenbaus kostet rund 17,7 Millionen Euro. Der Betrag könnte durch Fördermittel jedoch noch gesenkt werden.
Eine Tiefgarage ist nicht vorgesehen. Angesicht der Anzahl der Wohnungen erfüllt die Zahl der geplanten Parkplatze nach aktuellem Stand nicht die festgelegten Vorgaben. In naher Zukunft könnte es jedoch auf dem benachbarten Grundstück eine Ausweichmöglichkeit geben, hieß es seitens der Verwaltung. Gleichzeitig ist die Stadt dabei, den Stellplatzschlüssel zu überarbeiten.
Keine rollstuhlgerechte Zimmer
»Ich finde es sehr gut, dass wir das Projekt angehen«, hob Bürgermeister Wörner hervor. »Wir brauchen den Wohnraum und ja, das ist viel Geld, aber gut angelegtes Geld.« Auch Anke Burgemeister (GAL) ist mit den aktuellen Planungen zufrieden, fragt sich aber, ob es auch barrierefreie Wohnungen geben wird. »Alle Wohnungen sind barrierefrei erreichbar. Nur rollstuhlgerechte Zimmer haben wir nicht«, erklärt Hofmann. »Wir haben die Standards der Wohnungen so hoch wie möglich und gleichzeitig so günstig wie möglich gehalten. Solche extra Zimmer wären schlichtweg zu teuer geworden«, ergänzt Wörner.
Timo Plankenhorn (CDU) ist der Ansicht, dass Pfullingen dringend kostengünstigen Wohnraum braucht, wirft aber einen besorgten Blick auf die Gesamtverschuldung der Stadt: »Wir können nicht unendlich viele solcher Projekte stemmen und sollten das Geld im Blick behalten.« Bürgermeister Wörner gibt Entwarnung: Genau dafür sei unter anderem der Eigenbetrieb Wohnbau Pfullingen gegründet worden sein. »Die Finanzierung liegt demnach außerhalb des Haushalts, dessen Leistungsfähigkeit so nicht geschmälert wird.« Ziel des städtischen Wohnbau-Unternehmens sei es auch nicht, ein »großes Plus zu erwirtschaften, sondern eine schwarze Null anzustreben«.
Wohnraum für Menschen
»Ich freue mich schon auf das Richtfest«, sagt Antje Schöler. Die GAL-Rätin wundert sich jedoch über die Begrifflichkeiten: »Ist das jetzt bezahlbarer oder sozialer Wohnraum?« Die Stadtverwaltung wolle da nicht differenzieren, führt Wörner aus und wirft die rhetorische Frage in den Raum, ob es denn »asozialen Wohnraum« gebe. »Wir bauen wertige Wohnungen für Menschen, die eine Bleibe brauchen. Egal ob dick oder dünn, jung oder alt, egal wo sie herkommen.« (GEA)