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Aktuell Vernissage

Stadtbücherei Pfullingen zeigt Fotografien der Künstlerin Waltraud Langer

Künstlerin Waltraud Langer (rechts) mit ihrer Muse Irina Hölz, die auf vielen der Fotos und Collagen zu sehen ist.  FOTO: JENATS
Künstlerin Waltraud Langer (rechts) mit ihrer Muse Irina Hölz, die auf vielen der Fotos und Collagen zu sehen ist. FOTO: JENATSCHKE
Künstlerin Waltraud Langer (rechts) mit ihrer Muse Irina Hölz, die auf vielen der Fotos und Collagen zu sehen ist. FOTO: JENATSCHKE

PFULLINGEN. Die Frau hinter der Kamera hat mindestens so viele Gesichter wie ihre Models, sagt Waltraud Langer von sich selbst. Aktuell stellt die Künstlerin rund 40 ihrer Fotografien und Collagen in der Pfullinger Stadtbücherei aus. Die Bezeichnungen »Künstlerin« oder »Fotografin« mag die Lonsingerin jedoch nicht so gern hören. »Ich habe das nicht gelernt, ich mache einfach«, wiegelt sie ab und nennt sich lieber »Fotografiererin«.

Von Unprofessionalität ist in ihren Werken aber nichts zu sehen. »Die Gabe des Fotografierens hat nichts mit der Technik oder der Anwesenheit eines teuren Apparats zu tun. Wer das Talent dazu hat, der sieht die Welt durch einen viereckigen Sucher«, erklärt Dieter Reisner, selbst Fotograf und GEA-Redakteur, der die Einführung zur Ausstellungseröffnung übernommen hat. Waltraud Langer habe dieses Talent: »Sie stürzt sich mit einer unbändigen Energie in die Fotografie, mischt sie auf und wühlt andere mit ihren Werken auf – im besten Sinne. Sie ist eine riesige Quelle an Ideen, die nur so aus ihr heraussprudeln.«

»Ein bisschen Melancholie ist immer dabei«

Langers Lieblingsmotiv stellt eine junge Dame im Dirndl mit Lederhandtasche und Gewehr neben einem erlegten Hasen dar. »Es zeigt die Arroganz des Menschen gegenüber Tieren«, erklärt die Künstlerin. Das zumindest sei ihre Interpretation. Langer mag es nicht, wenn andere den Betrachtern vorgeben, was diese in (ihren) Bildern zu sehen haben. Deshalb sind ihre Fotografien auch nicht mit Titeln versehen, »damit jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen kann und das, was er oder sie sieht, hineininterpretieren kann«.

Motive findet die Lonsingerin überall in unmittelbarer Nähe: vor dem Haus, bei ihren Pferden auf der Koppel, beim Gassigehen mit ihrem Hund. »In meinen Projekten zeige ich Menschen, Tiere und Inszenierungen aus besonderen Blickwinkeln. Ich möchte durch die Kameralinse witzige, groteske oder nachdenkliche Geschichten erzählen«, so die Künstlerin über ihre Bilder.

Meist entstehen eigenwillige Bilder, welche die Absurditäten der Realität beleuchten. Die Farben in ihren Bildern sind überwiegend gedeckt, fast schon traurig, findet Reisner. »Ein bisschen Melancholie ist immer dabei.« Auch in der aktuellen Ausstellung »Der kleine Mutausbruch« überwiegt das Schwermütige.

Mit dem Titel honoriert Langer den Mut der Menschen, die sich von ihr ablichten lassen, sich beispielsweise Perücken oder Hüte aufsetzen und in Eiseskälte mit einem Pferd schmusen.

»Ich möchte meine Bilder zeigen und anderen eine Freude machen«

Models zu bekommen sei gar nicht so einfach: Für eine Ausstellung mit Bildern von rothaarigen Menschen hat die Fotografin viele Leute angesprochen, etwa in der Reutlinger Fußgängerzone – auch ältere Damen jenseits der 80. »Die meisten sind misstrauisch und lehnen ab. Sie vermuten, dass ich unseriös bin und sie betrügen möchte. Das ist schade.« Für die Fotografin steht bei einem Shooting stets das Wohlbefinden ihrer Protagonisten im Vordergrund.

Langer ist auf der Suche nach anderen Räumlichkeiten, wo sie ihre Fotografien ausstellen darf. Es gehe nicht ums Geld: »Ich möchte lediglich meine Bilder zeigen und anderen eine Freude machen.« Die Ausstellung in Pfullingen ist noch bis Ende Januar zu sehen, jeweils zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei. (GEA)