PFULLINGEN. Kaffee to go, Döner aus der Hand, belegte Brötchen in der Tüte, Salat in Plastik und ein Energydrink in der Aludose oder Eistee im Tetrapak: Dinge, die es vor 30 Jahren nicht oder zumindest nicht an jeder Straßenecke gab. Heute finden sich die Hinterlassenschaften des schnellen Snacks, aber auch anderes in Parkanlagen, an Straßenrändern oder lassen Mülleimer überquellen. Das ist in Pfullingen nicht anders, wenn auch nicht dramatisch. Vier Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sind täglich unterwegs, all das einzusammeln, was die meisten Menschen korrekt entsorgen, manche aber respektlos einfach fallen lassen. »Da räumt nie jemand auf«, hatte eine Pfullingerin schon vor mehr als zwölf Jahren im GEA geklagt und auch in diesem Jahr sind schon Anrufe in der Redaktion eingegangen, die sich über Müll, über zerstörte Parkbänke, weggeworfene Zigarettenkippen und mehr beschwerten. Vorwiegend mit dem Tenor, die Stadt muss für Ordnung sorgen, das heißt, die Straßen sauber halten und die Verursacher hart bestrafen.
Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner will das Problem nicht kleinreden, betont er. Dreieinhalb Jahre sitzt er jetzt im Chefsessel des Rathauses und in dieser Zeit sei die Müllproblematik in der Stadt nicht größer, aber auch nicht kleiner geworden. Rund 200.000 Euro gibt die Stadt für die Müllbeseitigung aus und damit nicht mehr als zu Wörners Amtsantritt. Zwei Mann sind täglich mit je einer Straßenkehrmaschine unterwegs, zwei weitere »meiner Kollegen«, so Wörner, kümmern sich um die Mülleimer und die Hinterlassenschaften, die nicht korrekt entsorgt wurden. Einer ist mit dem Fahrzeug in den Außenbereichen unterwegs, einer zu Fuß in der Innenstadt. Wörner stellt aber ganz klar fest: »Wir können nicht so viele Leute einstellen, wie es braucht, das Problem zu lösen.«
Klassen helfen mit
Vielmehr appelliert der Bürgermeister an die Bürger, sich der Problematik stärker anzunehmen. Viele engagierten sich bereits, etwa diejenigen, die vor der eigenen Haustüre für Ordnung sorgen und den Müll einfach wegräumen. So wie er es macht, wenn er morgens auf dem Weg zur Arbeit eine Tüte auf dem Marktplatz liegen sieht, dann wirft er sie in den nächsten Mülleimer. Schulklassen seien zudem regelmäßig unterwegs, um für eine saubere Stadt zu sorgen. Gemeinsam mit Eningen plane Pfullingen für den Herbst eine gemarkungsübergreifende Putzete.
»Wir sehen die Vermüllung«, sagt Wörner, und stellt gleichzeitig fest, dass das Problem in Pfullingen sicher nicht schlimmer ist als in anderen Kommunen. Das heißt nicht, dass er sich darüber nicht ärgert, etwa über die immer wieder auftretenden Müllanhäufungen rund um die Glas- und Kleidercontainer in der Stadt. So etwas hätte man früher nicht getan, sagt er. Aber was kann man dagegen tun - Videoüberwachung? Für den Bürgermeister ist das letztlich keine Lösung. Damit überwache man 95 Prozent korrekte Bürger und 5 Prozent, die sich nicht angemessen verhalten. Genauso wenig könne die Stadt an jede Ecke einen Mitarbeiter platzieren, der die Bürger zur Sauberkeit anhalte oder Strafen verhänge, wie etwa in Singapur.
Aufklären und sensibilisieren
Es gibt nicht die einfache Lösung, sagt Wörner. Der auch von der Einführung einer Verpackungssteuer nichts hält. Die bringe nur einen Haufen Bürokratie mit sich und für viele das Gefühl, den Papp-Kaffeebecher wegwerfen zu dürfen, denn: »Wir haben ja dafür bezahlt.« Also was dann? Aufklären, sensibilisieren und soziale Kontrolle. »Wir alle sind für die saubere Stadt zuständig«, appelliert Wörner, dass man nicht immer den Bauhof rufen müsse, sondern auch mal Dinge vor der Haustüre wegräumen könne, oder denjenigen anspreche, der den Mülleimer drei Meter weiter nicht sieht oder nicht sehen will, sein Zeug aufzuheben.
Aufruf
Das Thema Sauberkeit in Pfullingen ist der Stadtverwaltung ein zentrales Anliegen. Die Markungsputzete, an der jährlich zahlreiche Vereine und Privatpersonen teilnehmen, ist ein Beispiel dafür, wie die Bürger Stadt und Umwelt etwas Gutes tun können. Doch es gibt viele weitere Möglichkeiten, um aktiv einen Beitrag zu leisten. Die Stadtverwaltung lädt im Rahmen der Sauberkeitskampagne an zwei Nachmittagen alle zu einer interaktiven Veranstaltung ein. In kleineren Arbeitsgruppen, bestehend aus Mitarbeitern der Verwaltung, Mitgliedern des Gemeinderats und Jugendgemeinderats sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern, werden weitere Themengebiete erörtert und potenzielle Maßnahmen zur Verbesserung der Sauberkeit erarbeitet. Termine sind am Freitag, 21. März, und am Freitag, 28. März, jeweils von 15 bis 19 Uhr im Kulturhaus Klosterkirche . Da die Veranstaltung inhaltlich aufeinander aufbaut, ist die Anwesenheit an beiden Terminen notwendig. Die Teilnahme ist nur nach Anmeldung (bis 2. März) beim Team Ordnung/Verkehr (E-Mail: sicherheit-ordnung@pfullingen.de, Telefon: 07121-70303006) möglich. (GEA)
Weitere Ideen wie die Sauberkeit der Stadt verbessert werden kann, sind gefragt: Bei einem Fachforum (siehe Box) an zwei Freitagen im März wollen sich Stadtverwaltung und Gemeinderat mit Bürgern an einen Tisch setzen, um gemeinsam mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu erarbeiten. Mitmachen kann jeder. »Ich bin Optimist«, setzt Wörner darauf, dass dieser Ansatz gelingt, die Bürger an einem Strang ziehen und die Sauberkeit als eine gemeinsame Aufgabe erkennen. Nicht umsonst hat der Bürgermeister im Verlauf des Gesprächs nicht nur einmal an die Schwäbische Kehrwoche erinnert. (GEA)