Logo
Aktuell Kläranlage

So wird die Echaz in Pfullingen und Umgebung sauber gehalten

Klärmeister Rudolf Arnold ist ein Routinier. Seit 37 Jahren hat er die Abwasserreinigung für Pfullingen, Eningen und Lichtenstein fest im Griff.

Hier wird geschafft. Im Belebungsbecken puscht reichlich Sauerstoff die guten Bakterien zu Höchstleistungen.
Hier wird geschafft. Im Belebungsbecken puscht reichlich Sauerstoff die guten Bakterien zu Höchstleistungen. Foto: Sautter
Hier wird geschafft. Im Belebungsbecken puscht reichlich Sauerstoff die guten Bakterien zu Höchstleistungen.
Foto: Sautter

PFULLINGEN.. Die Seine und ihre Wasserqualität sind eine unendliche Geschichte. Die Triathleten sind zwar mit ihrem Programm durch, doch die Freiwasserschwimmerinnen kämpften gestern um olympisches Gold und heute Morgen die Männer – wenn’s die Wasserqualität zulässt. Warum die Franzosen trotz Milliardeninvestitionen den Fluss nicht sauber bekommen, hatte Wetterexperte Jörg Kachelmann vor kurzem in einem Radiointerview erklärt »Wenn es viel regnet, dann läuft natürlich auch viel von der Seite herein. Viele Kläranlagen sind im Allgemeinen aber nur auf normale Bedingungen ausgelegt. Wenn es also stark regnet, kann das überschüssige Wasser nicht vollständig gereinigt werden. Das passiert übrigens auch in Deutschland, es erzählt nur niemand. Bei starkem Regen fließt das überschüssige Wasser direkt und ungeklärt in die Flüsse, überall.« Anlass, um mal bei einem nachzufragen, der sein Handwerk versteht. Klärmeister Rudolf Arnold hat das Sammelklärwerk Oberes Echaztal schon seit 37 Jahren im Griff und auch die Grenzwerte, die seine Anlage immer deutlich unterschreitet.

Mit Halbwissen kommt man bei Arnold nicht weit. Es habe doch in den vergangenen Wochen auch in Pfullingen, Eningen und Lichtenstein viel geregnet, musste da auch das Sammelklärwerk der drei Kommunen, Wasser ungeklärt in die Echaz leiten, erläuterte der GEA-Reporter, dem Fachmann die Hintergründe für das Gespräch. »Woher wissen Sie, dass es viel geregnet hat?«, will er wissen und nimmt einen wenig später mit in die Steuerzentrale des Klärwerks. Dort macht er eine Datei auf, in der die Regenmenge in den vergangenen Jahren erfasst wurde. Der Blick macht deutlich, es hat viel geregnet bisher in diesem Jahr, aber nicht außergewöhnlich viel. Und, fügt er an, letztlich machen ausgiebige Regenfälle seiner Kläranlage keine Probleme, entscheidend ist, in welchem Zeitraum der Regen fällt.

Wasserbedarf ist in den vergangenen Jahren gesunken

Schnell ist klar, das ist alles etwas komplizierter als erwartet. Deshalb zuerst mal ein paar Fakten zum Sammelklärwerk. Anfang der 1960er-Jahre einigten sich Pfullingen, Eningen und die damals noch selbstständigen Kommunen Unterhausen und Honau darauf, zukünftig ihre Abwässer gemeinsam zu reinigen. 1965 ging die Anlage in Betrieb, 1977 wurde dann Holzelfingen angeschlossen und damit auch eine Erweiterung der Anlage notwendig. Umgerechnet 15 Millionen Euro kostet der Umbau, der 1986 in Betrieb ging. Ausgelegt ist die Anlage auf rund 40.000 Einwohnergleichwerte. Sie ist, weil man damals eine wachsende Industrie erwartet hatte, größer ausgefallen als notwendig.

Mit eingeflossenen in die Berechnung ist dabei auch, dass die Anlage mit relativ viel Fremdwasser zurechtkommen muss. Der Grund liegt vor allem an der Lage der drei Kommunen am Albtrauf. Dort drückt wesentlich mehr Wasser in die Kanalisation als in flacheren Regionen. Damals habe man mit einem täglichen Wasserbedarf von rund 150 Litern pro Einwohner gerechnet, dieser sei aber in den vergangenen Jahren gesunken. 2,2 Millionen Kubikmeter Wasser werden im Einzugsgebiet der Anlage im Jahr verkauft. In den Reinigungsbecken des Sammelklärwerks landen bis zu 8,8 Millionen Kubikmeter.

Die Balance ist entscheidend

Klärmeister Rudolf Arnold in der Zentrale des Sammelklärwerks Oberes Echaztal.
Klärmeister Rudolf Arnold in der Zentrale des Sammelklärwerks Oberes Echaztal. Foto: Sautter
Klärmeister Rudolf Arnold in der Zentrale des Sammelklärwerks Oberes Echaztal.
Foto: Sautter

»Die 2,2 Millionen sind das Schmutzwasser«, erklärt Arnold und am liebsten wäre es dem Klärwerker, wenn nur dieses in seiner Anlage ankäme. »Dicke Pampe zu reinigen, ist am einfachsten«, sagt er. Anders ausgedrückt wissen dann Arnold und seine Helfer, was auf sie zukommt. Große Schwankungen gebe es nicht, die Steuerung der Anlage sei wesentlicher einfacher, wenn sich die Schmutzfracht nicht ständig ändert. Denn im Prinzip und stark vereinfacht muss der Klärmeister in seiner Anlage die Balance halten zwischen dem Schmutz, der ankommt und den Kräften, vor allem den guten Bakterien, die ihn bekämpfen. »Ein Mann ist allein fünf Stunden am Tag im Labor beschäftigt.« Ständige Kontrollen des ankommenden Wassers, in den Becken und vor allem am Auslass der Anlage sind Routine. Die Balance ist mit ein Grund, warum eine Kläranlage nicht beliebig groß gebaut werden kann. »Sie funktioniert am besten, wenn sie ausgelastet ist«, sagt Arnold.

Letztlich auch aus diesem Grund, haben die Kommunen in den vergangenen Jahrzehnten ein System geschaffen, dass gerade den vom Wetterexperten Kachelmann beschriebenen Fall des Überlaufs, so gering als möglich halten soll und vor allem die Gemeinderäte immer wieder beschäftigt: die Regenüberlaufbecken. Das Problem ist, die Kläranlage ist für die Schmutzfracht ausgelegt, die aus Haushalten und Gewerbe kommt plus einer bestimmten Menge an Fremdwasser. Das heiß letztlich auch, rein aus Klärwerkersicht freut sich Arnold über den Landregen nicht immer, aber das Sammelklärwerk steckt ihn locker weg.

Erster Schmutzstoß wird aufgefangen

Fallen aber in kürzester Zeit hohe Regenmengen, kann diese das Klärwerk nicht bewältigen, denn was der Gully am Straßenrand schluckt, landet in der Kanalisation. Die Regenüberlaufbecken (RÜB) gewährleisten einen Durchfluss, den das Klärwerk reinigen kann, gleichzeitig fangen sie den ersten Stoß auf, der den Dreck von Dächern, Straßen und Flächen in die Gullys spült. Der soll, wenn möglich, nicht in Arbach und Echaz landen. Regnet es dann immer noch sehr stark weiter, laufen die RÜB über und in die sogenannten Vorfluter, also etwa in Arbach oder die Echaz. Allerdings kommt dort dann die Verschmutzung nur stark verdünnt an. Um zu gewährleisten, dass Flora und Fauna in den fließenden Gewässern nicht zu stark belastet werden, wird nach den RÜB regelmäßig der Wasserzustand überprüft. Sind die Werte zu schlecht, verlangt das Landratsamt eventuell den Bau eines weiteren RÜB, um die Lage zu entschärfen.

Hier wird geschafft. Im Belebungsbecken puscht reichlich Sauerstoff die guten Bakterien zu Höchstleistungen.
Hier wird geschafft. Im Belebungsbecken puscht reichlich Sauerstoff die guten Bakterien zu Höchstleistungen. Foto: Sautter
Hier wird geschafft. Im Belebungsbecken puscht reichlich Sauerstoff die guten Bakterien zu Höchstleistungen.
Foto: Sautter

Letztlich heißt das für Arnold, die vorgeschaltete Struktur sorgt dafür, dass so wenig wie möglich Abwasser an der Kläranlage vorbeifließt und vor allem der am stärksten belastete Teil in den Reinigungsbecken landet. Außerdem verfügt auch die Kläranlage über ein großes Pufferbecken, in das 4.500 Kubikmeter Wasser passen. Und wie oft läuft das über? »Vielleicht ein- bis zweimal im Jahr und dann höchstens für zehn Minuten«, zeigt Arnold auf, wie selten das Ereignis ist.

Relativ strenge Grenzwerte

Mit einem schnellen »Ja« beantwortet er dann auch die Frage, ob er in der Echaz schwimmen würde. »Wir messen die relevanten Grenzwerte bevor und nach dem das geklärte Abwasser in die Echaz geflossen ist«, erklärt er. Die Abweichungen sind marginal. Was umso bemerkenswerter ist, da nach dem Zulauf rund zwei Drittel des Wassers aus der Kläranlage stammen. Was übrigens auch ein Grund dafür ist, dass das Sammelklärwerk relativ strenge Grenzwerte hat. Gleichwohl betont er aber: »Trinkwasser ist es nicht.«

Machen die Franzosen also etwas falsch, wenn sie die Seine nicht sauber bekommen? Dazu sagt Arnold am Ende eines langen Gesprächs nichts. Er kenne die genauen Umstände und Probleme ja nicht. Das müsste man sich dann schon etwas genauer anschauen. Wie gesagt, Halbwissen ist seine Sache nicht. (GEA)

Kommt das Wasser ins Absetzbecken, ist es zwar schon sauber, aber erst beim Verlassen auch klar.
Kommt das Wasser ins Absetzbecken, ist es zwar schon sauber, aber erst beim Verlassen auch klar. Foto: Sautter
Kommt das Wasser ins Absetzbecken, ist es zwar schon sauber, aber erst beim Verlassen auch klar.
Foto: Sautter