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So sieht für Martin Fink das Pfullingen der Zukunft aus

Stadttour ins Jahr 2029: Bürgermeister-Kandidat Martin Fink zeigt drei Orte in Pfullingen, die sich sehr verändern werden.

Vor dem Schloss schildert Fink seine Ideen für den Schloss-Campus mit "Haus der kleinen Forscher" und "Haus der Generationen und
Vor dem Schloss schildert Fink seine Ideen für den Schloss-Campus mit »Haus der kleinen Forscher« und »Haus der Generationen und des Ehrenamts«. Foto: Frank Pieth
Vor dem Schloss schildert Fink seine Ideen für den Schloss-Campus mit »Haus der kleinen Forscher« und »Haus der Generationen und des Ehrenamts«.
Foto: Frank Pieth

PFULLINGEN. »Führen Sie uns zu den drei Orten in der Stadt, die sich – sollten Sie zum Bürgermeister gewählt werden – in den nächsten acht Jahren am stärksten verändern werden« – so lautet die Aufgabe der GEA-Redaktion an die beiden verbliebenen Bürgermeister-Kandidaten. Martin Fink startet am Marktplatz, weitere Stationen seiner Tour in die nahe Zukunft sind das Areal am Schloss und der Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse im Bereich Schulstraße. Bevor es losgeht, schildert Fink die allgemeine Lage der Stadt im Jahr 2029.

Seit der Corona-Pandemie, die 2020 begann und sich hinzog bis ins Jahr 2022, ist der Alltag in Pfullingen von Pandemien geprägt. Denn auf Corona folgten andere schädliche Viren. Auch die Auswirkungen des Klimawandels hat die Echazstadt zu spüren bekommen: Extreme Wetterlagen wie Hochwasser, Hagel und Sturm haben Pfullingen mehrfach getroffen. Das alles hat dazu beigetragen, dass die Wirtschaftslage in der Stadt sehr schwankend gewesen ist.

Auch der Zensus von 2022 hatte leider nicht die erhoffte Wirkung: Der Bevölkerungsschwund von rund 1 200 Einwohnern nach dem Zensus von 2011 konnte nur teilweise kompensiert werden. »Aus diesen Gründen konnten einige Projekte, die bereits priorisiert waren, nicht umgesetzt werden«, schildert er, »die finanzielle Situation der Stadt ist immer noch sehr eng, trotz des gezielten Einsatzes von Fördermitteln.«

Innenstadt

Das Bürgerbüro der Stadtverwaltung in den Rathausarkaden, geöffnet an sechs Tagen die Woche, hat sich zum Frequenzbringer entwickelt. Denn dort sind auch der I-Punkt und die Tourist-Info untergebracht, wo sich eine steigende Zahl an Tagesbesuchern in der Biosphärenstadt Pfullingen Tipps für Wanderungen, Radtouren, Stadt- und Museumsführungen holt und dabei gleich noch ein Souvenir mitnimmt. Die Auswahl an Pfullinger Produkten wird ständig erweitert dank der Kreativität der Auszubildenden im Rathaus, die in der Azubi-Firma im I-Punkt ihr letztes Lehrjahr verbringen. Viele gestaltungsfreudige Kinder und Jugendliche gibt es auch in den Pfullinger Schulen: In der Kirchstraße ist inzwischen – nach dem Erfolg des Projekts am Lindenplatz – ein zweiter Schülerladen eröffnet worden.

»Die Kinder werden mit dem Bürgerbus gebracht«

Der 2021/22 neu gestaltete Marktplatz und auch der Passy-Platz sind beliebte Treffpunkte. Hier haben sich schöne Cafés und Restaurants angesiedelt, sodass auch abends einiges los ist. Das ist aber auch dem stimmigen Beleuchtungskonzept zu verdanken, das sich vom Linden- über Markt- und Passy- bis hin zum Laiblins-Platz durchzieht. Die Einzelhändler organisieren gemeinsam mit Vereinen jährlich mehrmals Thementage mit abwechslungsreichen Veranstaltungen in der Innenstadt. Und auch die offene Martinskirche zieht Menschen an, ebenso wie das seit einigen Jahren etablierte ökumenische Angebot: Musik und Impulse an den Markttagen in der Kirche, Treffs im Paul-Gerhardt-Haus oder – vor allem im Sommer – unter den Gleditschien an der Nordseite der Kirche. Im Winter zieht jedes Jahr für einige Wochen die Vesperkirche in die Martinskirche ein.

Stolz ist Fink, dass die meisten Fachbereiche der Stadtverwaltung zentral im Rathaus II und im neuen Rathausergänzungsgebäude untergebracht sind, dank Aufzügen sind beide komplett barrierefrei zugänglich, ebenso wie das Trauzimmer und der Ratssaal. »Wir haben ja inzwischen zwei Gemeinderatsmitglieder, die mobilitätseingeschränkt sind und ohne den Aufzug nicht an den Sitzungen teilnehmen könnten«, sagt Fink.

Zum Einkaufen und zu den Veranstaltungen in der Innenstadt kommen die Bürger aus den Wohngebieten mit dem Bürgerbus, der mittlerweile in allen Stadtteilen verkehrt, oder mit autonom fahrenden Robo-Taxis oder Shuttles. Für diese Zubringer sind eigens zwei Haltezonen am ansonsten autofreien Marktplatz eingerichtet. An den Eingängen zur Innenstadt gibt es zudem reichlich Stellplätze für Fahrräder, Longboards und E-Scooter. Die Kernstadt und selbstverständlich auch die Schulen profitieren längst von Glasfaseranschlüssen. Homeschooling und Homeoffice sind nur noch für die Einwohner in den Außenbereichen ein Thema, das bisweilen Sorgen bereitet. »Dort ist die Breitbandverkabelung noch nicht ganz komplett«, erklärt Fink.

Schloss-Areal

Der Grünzug entlang der Echaz ist zum Erlebnisweg ausgebaut worden, der alle zwei Jahre das Kernstück der Veranstaltung »Pfullingen leuchtet« bildet. Über diesen Weg gelangen Einheimische und Besucher von der Innenstadt zum neuen Schloss-Campus mit dem »Haus der kleinen Forscher« und der Schloss-Schule auf der einen und dem zum »Haus der Generationen und des Ehrenamts« ausgebauten Schloss auf der anderen Seite. Die südlich liegenden Gebäude der Schloss-Schule und die ehemalige Hausmeisterwohnung sind aufgestockt worden, barrierefrei zugänglich und beherbergen Kinderbetreuungseinrichtungen, auch die Musikschule nutzt einen Teil der Räume. Den Kindergarten und die Grundschule mit ihren Inklusionsklassen besuchen Kinder mit und ohne Handicap. »Direkt vor dem Schloss-Campus gibt es Bushaltepunkte, weil die Kinder mit dem Bürgerbus oder dem autonomen Shuttle gebracht und wieder abgeholt werden«, schildert Fink.

Die Erfahrung mit anhaltenden Pandemien hat gelehrt, dass Unterricht im Freien bei gutem Wetter unverzichtbar ist. Deshalb gibt es auf dem Gelände mehrere Lerninseln unter Pavillons oder Zeltdächern. »Sie haben den Mehrwert, dass sie auch für Veranstaltungen genutzt werden können«, hebt Fink hervor.

Auf allen Gebäuden, auf denen das möglich ist, sind Fotovoltaikanlagen angebracht, deren Module mittels einer ausgeklügelten Seiltechnik jeweils nach dem Stand der Sonne ausgerichtet werden. Die Kinder im »Haus der kleinen Forscher« lernen selbstverständlich, wie Energie aus dem Licht der Sonnen gewonnen wird, aber sie wissen auch, wie aus der Kraft des Wassers Strom hergestellt wird. Als Anschauungsobjekte dienen ihnen moderne Turbinen, die vor ein paar Jahren in den Lauf der Echaz eingebaut worden sind. Regenerativ wird weiterhin auch in der vergrößerten Holzhackschnitzel-Anlage Energie erzeugt und in das ausgebaute Fernwärmenetz eingespeist.

Einige Abschnitte des Schlosses sind bereits saniert, andere harren noch der Erneuerung. Wann es dort weitergeht, hängt von der Entwicklung der städtischen Finanzen ab. »Im Gemeinderat gibt es immer wieder Diskussionen, welche Projekte Priorität haben sollen«, erklärt Fink. Genutzt wird das Schloss aber bereits als »Haus der Generationen und des Ehrenamts«: Hier stehen Räume zur Verfügung für Vereine, für Begegnungen, für Beratung in den verschiedensten Lebenslagen. Angesiedelt ist dort auch die Geschäftsstelle für die Vereine. Finanziert von der Stadt, unterstützt das Personal die Vereine bei allen Aufgaben, die ehrenamtlich nicht mehr abgedeckt werden können.

Radweg

Auf dem Radschnellweg auf der ehemaligen Bahntrasse flitzen die Pedelecs vorbei. Auf dem Weg gleich nebendran, abgetrennt durch eine schmale Hecke, spazieren Mütter mit Kinderwagen, probieren Kinder ihre Inlineskates aus und sitzen ältere Mitbürger auf den Bänken am Wegesrand in der Sonne. Die parallel verlaufenden Rad- und Fußwegzonen sind Teil des städtischen Mobilitätskonzepts, das im Mobilitätsforum gemeinsam von Experten und Bürgern entwickelt worden ist.

»ÖPNV auf Schienen ist nicht wettbewerbsfähig«

»Untersuchungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass ein schienengebundenes ÖPNV-Angebot hier nicht wettbewerbsfähig ist«, blickt Fink in die Vergangenheit der frühen 20er-Jahre zurück. Weshalb die Regionalstadtbahn nach Engstingen nicht verwirklicht worden ist. »Das Projekt stand auch im Konflikt mit dem Bau des Albaufstiegs und mit der Sicherstellung der Wasserversorgung im Echaztal«, sagt Fink.

Stattdessen ist zwischen Pfullingen und Unterhausen eine extra Fahrbahn für autonome E-Fahrzeuge und Shuttlebusse mit Wasserstoffantrieb eingerichtet worden. »Diese Technologie ist jetzt ausgefeilt«, freut sich Fink. Verschiedene Firmen haben bis vor wenigen Jahren daran geforscht und sie erfolgreich umgesetzt: Wasserstoff wird inzwischen bei der Müllverbrennung und bei der Verwertung von Klärschlamm hergestellt.

Gleich neben dem Radweg liegt der Kindergarten Schulstraße, inzwischen ein Zentrum für inklusive Betreuung. Die neu gebaute Uhlandsporthalle wird von der Uhlandschule, aber auch für inklusive Sportangebote der Vereine genutzt. Hinter dem »Haus am Stadtgarten« ist in Kooperation mit der Samariterstiftung ein Fachärztehaus entstanden. Der nahe Stadtgarten hat sich zu einem gut besuchten Bürgerpark gemausert, im runderneuerten Pavillon finden die verschiedensten Veranstaltungen statt. (GEA)

»Der Baumbestand bleibt selbstverständlich erhalten«: Auf der ehemaligen Bahntrasse wird es nicht nur einen Radschnellweg, sonde
»Der Baumbestand bleibt selbstverständlich erhalten«: Auf der ehemaligen Bahntrasse wird es nicht nur einen Radschnellweg, sondern auch einen Fußweg geben. Foto: Frank Pieth
»Der Baumbestand bleibt selbstverständlich erhalten«: Auf der ehemaligen Bahntrasse wird es nicht nur einen Radschnellweg, sondern auch einen Fußweg geben.
Foto: Frank Pieth
Das Rathaus II mit dem Bürgerbüro in den Arkaden wird nach Finks Ansicht ein zentraler Bestandteil der Stadtbelebung.
Das Rathaus II mit dem Bürgerbüro in den Arkaden wird nach Finks Ansicht ein zentraler Bestandteil der Stadtbelebung. Verbunden mit dem neuen Ergänzungsgebäude gleich dahinter, wird es komplett barrierefrei zugänglich sein. Foto: Frank Pieth
Das Rathaus II mit dem Bürgerbüro in den Arkaden wird nach Finks Ansicht ein zentraler Bestandteil der Stadtbelebung. Verbunden mit dem neuen Ergänzungsgebäude gleich dahinter, wird es komplett barrierefrei zugänglich sein.
Foto: Frank Pieth