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Sind sie zu laut? Streit um Kirchenglocken in Pfullingen

Nachdem eine Beschwerde über zu laute Kirchenglocken bei der evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen eingereicht wurde, reagiert diese.

Der Turm der Martinskirche in Pfullingen.
Der Turm der Martinskirche in Pfullingen. Foto: Berya Yildiz Inci
Der Turm der Martinskirche in Pfullingen.
Foto: Berya Yildiz Inci

PFULLINGEN. Die Kirchenglocken seien zu laut und würden ihm in der Nacht den Schlaf rauben. Mit diesem Vorwurf hat sich ein Pfullinger an die evangelische Kirchengemeinde und an die GEA-Redaktion gewandt. Er beschwert sich schon seit einiger Zeit über die Lautstärke der Glocken und behauptet sogar, dass man davon gesundheitliche Schäden bekomme. Im Sommer lud ihn die Kirchengemeinde daher zu einem persönlichen Gespräch ein, um dann in einer Sitzung des Kirchengemeinderats - die vor Kurzem - über das Thema zu beraten und Konsequenzen zu ziehen.

»Wir haben uns dazu entschieden, ein neues Gutachten anfertigen zu lassen«, erklärt Pfarrer Benjamin Lindner auf GEA-Nachfrage. In dem jüngsten würden zwar alle Lärmpegel innerhalb der gesetzlichen Norm liegen, doch es sei alt. »Eigentlich sind die Gutachten lange gültig, aber wir wissen selbst nicht, ob sich mit der Zeit doch etwas an der Lautstärke ändern kann, daher wollen wir das prüfen lassen.«

Doppelte Stundenläuten abschaffen

Zwischen dem letzten Gutachten und jetzt sei nämlich viel passiert: »Der Kirchturm wurde renoviert und die Neue Mitte gebaut«, sagt Lindner. »Es gibt jetzt viel weniger Bäume auf dem Marktplatz. Vielleicht haben die früher den Schall abgefangen.« Solche und ähnliche Überlegungen stünden im Raum und sollen nun von Fachleuten geprüft werden.

Als erste Konsequenz will die Gemeinde das doppelte Stundenläuten in der Nacht abschalten. »Das können wir technisch lösen und haben auch schon eine Firma mit beauftragt.« Vor ein paar Jahren schon wurde gemeinsam mit der katholischen Kirche das Morgenläuten von 6 auf 7 Uhr vorverlegt. »Einige Bürgerinnen und Bürger hatten das gefordert und wir haben darauf reagiert.«

Glockendiskussion allgegenwärtig

Die Glockendiskussion sei eine, die es schon immer und auch in vielen anderen Städten gebe. »Da gibt es neben der großen Mitte, die es gar nicht stört, zwei Lager«, erklärt Pfarrer Lindner. Die einen würden sich am Lärm stören und den anderen gebe das Läuten Halt. »Es gibt Menschen, die nachts wach liegen, bei denen die Gedanken kreisen und die nicht zur Ruh kommen. Die melden mir zurück, dass die Kirchenglocken mit ihrem regelmäßigen Läuten ihnen das Gefühl geben, nicht allein zu sein.«

Nicht zu vergessen sei auch, dass das Lärmempfinden etwas sehr Individuelles sei. »Das macht es schier unmöglich, allen gerecht zu werden«, erklärt Lindner. Die Kirchengemeinde verfolge daher »die Schiene des Gutachtens« und werde ihr Handeln nach dessen Ergebnis und den rechtlichen Normen ausrichten. »Wenn die Fachleute kommen, können wir uns wahrscheinlich noch die Schalläden und deren Ausrichtung und auch die technischen Möglichkeiten unseres Glockensystems anschauen.« Am Ende sei es nämlich auch eine Frage des Geldes, die mit entscheide, in welchem Rahmen gehandelt werden kann oder auch nicht. »Aber erstmal kommt das Gutachten.« (GEA)